Bayerisch-tschechisches Grenzgebiet. Ein Schild weißt auf die Landesgrenze hin. (Symbolbild)
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Aus für Prozess wegen Grenztoten: Angeklagter Ex-Minister tot

Aus für Prozess wegen Grenztoten: Angeklagter Ex-Minister tot

Wegen Todesfällen am früheren Eisernen Vorhang stand in Prag der frühere Innenminister der CSSR, Vajnar, vor Gericht. Der 92-Jährige ist nun tot. Das Verfahren, in dem es auch um den Tod eines Ambergers im Jahr 1986 ging, muss nun eingestellt werden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Der im Zusammenhang mit Todesfällen am früheren Eisernen Vorhang angeklagte ehemalige tschechoslowakische Innenminister Vratislav Vajnar ist tot. Er starb im Alter von 92 Jahren, wie das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen (CT) unter Berufung auf seine Anwältin berichtete. In dem Verfahren ging es unter anderem um eine mutmaßliche Mitschuld am Tod von Johann Dick aus Amberg im Jahr 1986.

Oberpfälzer 1986 auf Wanderung im Grenzgebiet erschossen

Der pensionierte Bundeswehrsoldat Johann Dick aus Amberg war im September 1986 auf einer Wanderung von CSSR-Grenzsoldaten erschossen worden. Er soll sich auf bundesdeutschem Gebiet befunden haben. Der Prozess gegen den ehemaligen tschechoslowakischen Innenminister Vajnar hatte erst Ende April begonnen und Hoffnung auf eine späte juristische Aufarbeitung des Grenzregimes der damaligen Tschechoslowakei geweckt.

Vorwurf der Mitverantwortung gegen damaligen Innenminister

Die Staatsanwaltschaft warf Vajnar vor, das brutale Vorgehen bis hin zum Schusswaffengebrauch an den Grenzen der CSSR zur Bundesrepublik und zu Österreich mitverantwortet zu haben. Dem Kommunisten wurde daher Amtsmissbrauch während seiner Zeit als Innenminister von 1983 bis 1988 zur Last gelegt.

Hoffnung auf juristische Aufarbeitung geplatzt

Nach dem Tod des Angeklagten muss das Verfahren nach tschechischem Recht eingestellt werden. Die Ermittlungen gingen auf eine Strafanzeige der Initiative "Plattform für das Gedenken und Gewissen Europas" zurück.

Die Grenzbefestigungen wurden im Kalten Krieg von den Ostblockstaaten scharf bewacht. Bei Fluchtversuchen kamen nach Untersuchungen von Historikern zwischen 1948 und 1989 an den Grenzen der damaligen Tschechoslowakei zur Bundesrepublik Deutschland und zu Österreich nachweislich mindestens 280 Menschen ums Leben, etwa durch Stromschlag oder Schüssen von Grenzsoldaten.

  • Zum Artikel: "30 Jahre deutsch-tschechische Kooperation"

Mit Informationen von dpa

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