Eine Besucherin des Sudetendeutschen Tages in Regensburg –  in traditioneller sudetendeutscher Tracht.
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Eine Besucherin des Sudetendeutschen Tages in Regensburg – in traditioneller sudetendeutscher Tracht.

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Sudetendeutscher Tag: Karlspreis verliehen

Ein Appell für den Frieden und für die Solidarität mit den Ukrainern – diese Botschaft lag den Sudetendeutschen auf ihrem 73. Pfingstreffen in Regenburg am Herzen. Den Karlspreis bekommen dieses Jahr zwei Preisträger.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

"Vertreibung und Flucht darf es nie wieder geben – das ist die Lehre, die wir aus unserem Schicksal gezogen haben", mahnt Steffen Hörtler, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bayern, auf dem Sudetendeutschen Tag in Regensburg. Seine Mahnung sei aktueller denn je, sagt er, denn über 70 Jahre nach der Vertreibung der Sudetendeutschen seien wieder Millionen Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. "Wir sind zutiefst bestürzt über das Schicksal der Ukrainer. Wir Sudetendeutschen sind Teil eines Netzwerks der europaweiten Solidarität mit dem ukrainischen Volk."

Diesjähriges Motto: "Schicksalsgemeinschaft Europa"

"Schicksalsgemeinschaft Europa" lautet das entsprechende Motto des dreitägigen Treffens. Zum Programm gehören Vorträge, Filmvorführungen, Mundartlesungen und Tanzveranstaltungen. Dieses Jahr findet es in Regensburg statt, wie bereits 2019 – Regensburg ist seit über 70 Jahren die Patenstadt der Sudetendeutschen.

Neutraubling, ganz in der Nähe, war ein Siedlungsschwerpunkt der Heimatvertriebenen. Aber nicht nur dort, sondern in ganz Bayern fanden die Sudetendeutschen eine neue Heimat, nachdem rund drei Millionen Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg und der NS-Besatzung aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben wurden. Heute werden die Sudetendeutschen oft als "vierter Stamm" der Bayern bezeichnet – neben den Altbayern, den Franken und den Schwaben.

Karlspreis gleich an zwei Preisträger verliehen

Dieses Jahr geht der Europäische Karlspreis, der alljährlich auf dem Sudetendeutschen Tag verliehen wird, gleich an zwei Preisträger – was ungewöhnlich sei, gibt Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, zu. Die Auszeichnungen gehen an Christian Schmidt, Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina und ehemaliger Landwirtschaftsminister, und an Libor Rouček, den langjährigen Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments.

"Der eine Tscheche, der andere Deutsche – der eine Sozialdemokrat, der andere Christdemokrat", so Posselt. "Aber wir tun das nicht aus Proporz, sondern, weil die beiden an der Spitze des deutsch-tschechischen Dialogs stehen." Die zwei Preisträger hätten sich um Völkerverständigung und europäische Einigung verdient gemacht. Im vergangenen Jahr ging der Karlspreis an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

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Die böhmischen Traditionen und Bräuche leben in der Donau-Arena neu auf.

Auch dieses Jahr offizielle Gäste aus Tschechien

Auch in diesem Jahr sind bei dem dreitägigen Treffen Gäste aus Tschechien mit dabei. Am Sonntag wird als Vertreter der tschechischen Regierung Bildungsminister Mikuláš Bek eintreffen. 2016 hatte das erste Mal ein Mitglied einer tschechischen Regierung auf dem Treffen der Sudetendeutschen gesprochen, der frühere Kulturminister Daniel Herman – für einige war das ein Tabubruch. Seitdem werde Herman von manchen als Verräter gesehen, sagt Posselt. Er dagegen freue sich, dass es eine "wachsende Schar von tschechischen Politikern" gebe, die das sudetendeutsche Treffen besuchten.

Hauptredner am Sonntag: Ministerpräsident Söder

Der 73. Sudetendeutsche Tag dauert noch bis Sonntag. Hauptredner wird am Sonntagmittag Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sein. Neben Söder sind auch Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zu Gast in Regensburg. Scharf hatte den Sudetendeutschen Tag eröffnet und bekräftigt auch am Samstag: "Wir sind stolz auf die Sudetendeutschen. Mit ihrem Traditionsbewusstsein und ihrem Brauchtum geben die Sudetendeutschen Bayern einen ganz besonderen Glanz."

Im Video: Verleihung des Europäischen Karlspreises

Die Verleihung des Europäischen Karlspreises an Christian Schmidt und Libor Rouček in der Regensburger Donau-Arena.
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Der Sudetendeutsche Tag vom 26. bis 28. Mai steht unter dem Motto "Schicksalsgemeinschaft Europa".

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