Der Inn bei Schärding an der deutsch/österreichischen Grenze
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Aufgeheiztes Mittelmeer: So entstand der Starkregen in Bayern

In den vergangenen Tagen fielen im Süden Bayerns teilweise bis zu 120 Liter Regen pro Quadratmeter und an den Alpen sogar noch mehr. Das sind Regenmengen, die sonst in einem ganzen Augustmonat auftreten. Wie es dazu kam.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Bislang unvorstellbare Unwetter und ein für die Jahreszeit eher untypisches Hochwasser: Begonnen hatte diese bayerische Wetterphase mit teils kräftigen Regenfällen und heftigen Unwettern am Samstag. Schuld daran war eine Luftmassengrenze, die diagonal von Oberfranken bis zum Bodensee und nach Baden-Württemberg reichte und mäßig-warme Luft im Nordwesten Bayerns von schwülwarmen Mittelmeer-Luftmassen im Süden Bayerns trennte.

Diese Luftmasse war – bedingt durch das sehr warme Mittelmeer – sehr energiereich und mit Durchzug der Kaltfront "explodierte" die Luftmasse sprichwörtlich. Es entwickelten sich heftige Gewitter mit Starkregen von mehr als 60 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde, Tennisball-großen Hagelkörnern bis hin zu orkanartigen Böen und Orkanböen.

Nach Unwettern Dauerregen

Nach Durchzug dieser Kaltfront stellte sich die Wetterlage auf eine Dauerregen-Wetterlage um. Dazu bildete sich im Golf von Genua das Tief Erwin, dazu verlagerte sich ein zweites Tiefdruckzentrum über Österreich, Tschechien nach Polen. Diese Wetterlage wird im Fachjargon auch als Vb-Wetterlage bezeichnet. Solche Wetterlagen sind bekannt für teils ergiebige Regenfälle und Hochwasser. Denn an dieser Tiefdruckzone gelangte warme, sehr feuchte Adria-Luft nach Bayern und kollidierte hier sprichwörtlich mit kalten Luftmassen.

Da kalte Luft schwerer ist als warme, musste die feuchtwarme Luft aufsteigen und es kam in Bayern zu teils länger anhaltenden und ergiebigen Regenfällen. Diese Regenfälle stauten sich an den Alpen, daher kam es gerade im Süden zu ergiebigen Regenmengen. Nachdem sich die Tiefdruckzone kaum verlagert hatte, hielt der Nachschub an feuchtwarmer Luft an und somit hielt auch der Regen so lange an. Die Folge war, dass es im Süden an vielen Flüssen und Bächen zu Hochwasser kam, besonders betroffen waren der Inn und die Donau.

Zu warmes Mittelmeer verdunstet mehr Wasser

Die ergiebigen Regenfälle der vergangenen Tage stehen also – neben der Großwetterlage über Europa - auch im Zusammenhang mit dem weiterhin sehr warmen Mittelmeer. Denn durch das viel zu warme Mittelmeer verdunstet viel Oberflächenwasser und diese feuchtwarme, sehr energiereiche und mit Wasserdampf angereicherte Luft steigt auf und gelangte am Samstag mit einer südwestlichen Strömung zu uns, in der sich dann zusammen mit der Kaltfront schwere Gewitter entwickelten. Und danach schaufelte Tief Erwin feuchte und warme Luft, die durch die erwärmte Adria einen hohen Wassergehalt besaß, zu uns – und führte zusammen mit den kühlen Luftmassen zu diesen länger anhaltenden Regenfällen.

Somit sind auch die überwärmten Ozeane und Meere mitunter verantwortlich, dass mehr Wasserdampf in der Atmosphäre und somit auch mehr Energie vorhanden ist. Eine der Folgen ist, dass es dann bei heftigen Gewittern zu teils ergiebigen Regenmengen durch Starkregen kommt oder eben solche Dauerregen-Wetterlagen viel Regen mit sich bringen.

Die Aussichten: Ab Freitag wieder freundlich

Am Freitag wird es südlich der Donau nach einem wolkigen Start mit einzelnen Schauern im Tagesverlauf von den Alpen her zunehmend freundlich, im Norden überwiegen noch die Wolken und es fällt zeitweise Regen, örtlich mit Gewittern.

Am Wochenende und auch in der neuen Woche herrscht dann bayernweit überwiegend sonniges Wetter und es gibt höchstens nur noch ganz vereinzelte Schauer oder Gewitter. Die Höchstwerte liegen bei warmen 21 bis 27 Grad. So folgt also auf den Regen ab dem Wochenende freundliches und warmes Spätsommerwetter.

Dieser Artikel ist erstmals am 30. August 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Im Audio: Hochwasserlage entspannt sich

An der Donau entspannt sich die Hochwasserlage seit Mittwochmittag langsam
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An der Donau entspannt sich die Hochwasserlage seit Mittwochmittag langsam

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