Bei ergiebigem Dauerregen, wenn die Böden bereits gesättigt sind, können Flüsse schnell über die Ufer treten. Beispiel der Aisch vom 09.07.2021 bei Adelsdorf in Mittelfranken.
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Bei ergiebigem Dauerregen können Flüsse schnell über die Ufer treten. Beispiel der Aisch vom 09.07.2021 bei Adelsdorf in Mittelfranken.

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Grund für Hochwasser: Starker Dauerregen zu viel für die Böden

Die Pegel der Flüsse und Bäche sind vor allem in Südbayern relativ rasch in den vergangenen drei Tagen gestiegen. Dabei waren die Wasserstände zuvor niedrig, die Böden eher trocken. Wieso kam es dann so schnell zu Hochwasser?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Dass die Flusspegel vielerorts so schnell nach oben geschossen sind, ist für den BR-Wetterexperten Michael Sachweh keine Überraschung. Es komme aktuell zu Hochwasser, "weil die Mengen gerade im Alpenraum vielfach über 50 Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden lagen, teilweise sogar bei 100 Liter". Das habe zu einem enormen Pegelanstieg in kurzer Zeit geführt.

Böden vollgesogen wie ein Schwamm

Die Böden seien schnell gesättigt und könnten keinen weiteren Regen mehr aufnehmen. Das sieht auch Markus Disse so, Professor für Hydrologie und Flussgebietsmanagement an der TU München. Ab 60 Liter Regen pro Quadratmeter über mehrere Tage fließe das Wasser einfach oberflächlich ab. So gelangt es schnell in Bäche und Flüsse. Gerade die kleineren Fließgewässer füllten sich dann rapide, so die Experten.

BR-Wetterexperte: Gut, dass es vorher so trocken war

Wäre es vorher nicht relativ trocken gewesen und die Flusspegel niedrig, wäre es zu einem viel stärkeren Hochwasser gekommen als jetzt: "Wenn wir jetzt zwei regnerische Wochen hinter uns hätten, dann würde sich der aktuelle Dauerregen schnell katastrophal auswirken", erläutert Sachweh im Gespräch mit BR24. So wie beim verheerenden Pfingsthochwasser 1999, als auch noch massives Schmelzwasser aus den Alpen dazu kam.

Im Alpenvorland und vor allem in Österreich waren am Freitag und Samstag starke Gewitterfronten durchgezogen. Die Böden hätten sich da vielfach schon vollgesogen, so Sachweh. Für ihn war der schnelle Pegelanstieg vor allem des Inns daher keine Überraschung.

Mäßiger Dauerregen wäre gut fürs Grundwasser

Grundsätzlich halten die Meteorologen mäßigen Dauerregen für gut. Denn dadurch könnten sich die vielerorts gesunkenen Grundwasservorräte wieder auffüllen. Denn die meisten Böden bleiben bei Regenmengen deutlich unter 50 Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden noch aufnahmefähig, das Wasser kann so häufig in tiefere Schichten sickern.

So war es vielfach im Mai dieses Jahres: Da fiel zwar auch Dauerregen, doch der blieb vielfach unter der kritischen Marke. So kam es nur zu geringem Hochwasser.

Ausgetrocknete Böden noch schlechter

Bei extrem trockenen Böden kommt noch eine Schwierigkeit hinzu: Ist die Regenmenge zu hoch, kann sich ein solcher Boden kaum vollsaugen, da nur Risse und Wurzelbahnen Regen aufnehmen können. Das Wasser fließt also gleich ab. Leicht feuchte Böden können Regenwasser also viel besser binden.

Nach dem nassen Dienstag soll es Mittwoch und Donnerstag langsam besser werden. Am Freitag stehen die Zeichen auf Spätsommer.

Dieser Artikel ist erstmals am 30. August 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Im Video: Die Hochwasserlage in Bayern am Dienstag

Nach Sturm und Hagel treffen Bayern jetzt Überschwemmungen - wie hier in Passau.
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