Die goldene Möbiusschleife steht für Unendlichkeit
Bildrechte: Stadt Rosenheim

Die Möbiusschleife steht für Unendlichkeit

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Alternative zu Stolpersteinen in Rosenheim: Das Möbiusband

Die Stadt Rosenheim erinnert nicht mit Stolpersteinen an die Opfer des NS-Terrors, sondern mit einem Kunstwerk. Das goldene Möbiusband der Münchner Künstlerin Christiane G. Huber erfährt große Zustimmung.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Im März entschied der Stadtrat, dass man in Rosenheim einen eigenen Weg für ein würdiges Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus finden möchte. Ein Kunstwettbewerb wurde auf den Weg gebracht. An dessen Ende steht nun das Möbiusband.

  • Zum Artikel: "Gedenken an NS-Opfer - Erinnern und verändern"

Möbiusschleife soll Unendlichkeit symbolisieren

Das in sich geschlungene Band ist ein geometrischer Körper – ohne Anfang und Ende. Die Möbiusschleife steht für Unendlichkeit, für unendliche Kontinuität und für Wandelbarkeit. Geschaffen wurde sie von der Künstlerin Christiane G. Huber aus München. Sie findet das Möbiusband als Erinnerungszeichen für die Opfer des Nationalsozialismus passend, denn "es wird nie aufhören, dass wir uns damit beschäftigen", so die Künstlerin zum BR.

Kunstwerk für Bäume oder Hauswände

Ihr sei wichtig gewesen, zu zeigen, dass Erinnerung etwas Lebendiges sei, so Christiane Huber. So können die Möbiusschleifen an frisch gepflanzten Bäumen angebracht werden und mitwachsen. Aber auch die Installation an Hauswänden ist möglich. Die Künstlerin überlässt diesen Findungsprozess der Stadtgesellschaft, die sie eng einbinden möchte im Rahmen von Projekttagen im nächsten Jahr.

Das Kunstwerk besteht aus Messing und Blattgold, hat einen Durchmesser von 60 Zentimetern und soll mit dem Namen der Opfer versehen werden. Der Stadtrat stimmte dem Möbiusband als Erinnerungszeichen mehrheitlich zu und investiert 30.000 Euro in die Erinnerungskultur.

Eigener "Rosenheimer Weg"

Die Diskussion um die Stolpersteine in Rosenheim war sehr kontrovers geführt worden. Es gibt einzelne Stolpersteine im Stadtgebiet, allerdings nur auf Privatgrund. Die Verlegung auf öffentlichem Grund lehnte der Stadtrat ab, der damit unter anderem der Position Charlotte Knoblochs folgte, der Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern. Sie ist gegen Stolpersteine. Die Begründung: Die Opfer würden damit mit Füßen getreten.

Die Art der Diskussion sei diesem Thema nicht würdig gewesen und er sei sehr froh, dass nun mit dem "Rosenheimer Weg" ein Schlussstrich unter die Diskussion, wie Rosenheim gedenken wolle, gezogen worden ist, so Oberbürgermeister Andreas März (CSU) im BR-Interview.

Viel Zustimmung, aber auch Kritik

Eine Stadträtin würdigte das Kunstwerk als schlicht, aber ansprechend. Man sei damit elegant weggekommen von den Stolpersteinen. Thomas Nowotny von der Initiative Erinnerungskultur, der sich stark für Stolpersteine in Rosenheim eingesetzt hatte, findet das Möbiusband zwar schön, "es habe aber sicher weder die Aussagekraft noch die Wiedererkennbarkeit von Stolpersteinen".

Jedenfalls bekommt die Stadt Rosenheim nun mit dem Möbiusband nach Jahrzehnten des Nicht-Gedenkens ein ausgewähltes Erinnerungszeichen. Zehn Möbiusschleifen werden nun den Winter über angefertigt und nach und nach in Rosenheim installiert - unter Einbindung der Stadtgesellschaft.

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