Hubert Aiwanger (in der Mitte) auf dem Gelände des Gaskraftwerks in Leipheim.
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Hubert Aiwanger (in der Mitte) auf dem Gelände des Gaskraftwerks in Leipheim.

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Aiwanger kritisiert Kraftwerksstrategie des Bundes

Auf dem Weg zur Klimaneutralität sieht der Bund vor, dass neue wasserstofffähige Gaskraftwerke gebaut werden. Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger befürchtet, dass die geplanten Kapazitäten der Kraftwerke nicht ausreichen würden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) ist zu Besuch im Gaskraftwerk in Leipheim. Er lässt sich die gesamte Anlage zeigen - und nutzt den Rundgang im Kraftwerk für eine Schelte gegen die Bundesregierung.

Aiwanger fordert höhere Kraftwerks-Kapazitäten

Er kritisiert die Kraftwerksstrategie des Bundes. Die sieht vor, dass neue Gaskraftwerke die Kapazität von zehn Gigawatt haben sollen. Aiwanger aber denkt, dass das nicht ausreichen wird. Er fordert deswegen, dass man eher 20 Gigawatt anvisieren müsse. "Investoren sollen nicht sagen, Deutschland ist im Hinblick auf den Strom nicht sicher genug", so der Wirtschaftsminister. Er mahnt gleichzeitig Tempo an. "Bisher gibt es nur unklare Eckpunkte, die Zeit bis zur notwendigen Inbetriebnahme der Kraftwerke 2031 wird immer kürzer", sagt Aiwanger.

Gaskraftwerke sollen künftig mit Wasserstoff betrieben werden

Die Kraftwerksstrategie soll im Sommer vom Kabinett in Berlin verabschiedet werden. Diese Vereinbarung ist die Grundlage für die notwendigen Investitionen. Mit der Kraftwerksstrategie will die Bundesregierung sicherstellen, dass auch dann genügend Strom produziert wird, wenn wenig Sonnen- und Windenenergie zur Verfügung stehen.

Die Gaskraftwerke sind alle "H2-ready". Das bedeutet, dass sie alle später mit Wasserstoff betrieben werden können und sollen. Ziel ist es, dass die Industrie bis 2045 Produkte wie Stahl oder Zement ohne den Ausstoß von Kohlendioxid herstellen kann. In den kommenden Jahren sollen die Kraftwerke aber übergangsweise noch mit Erdgas betrieben werden.

Auch das Gaskraftwerk in Leipheim kann später mit Wasserstoff betrieben werden. Derzeit soll das Kraftwerk im Notfall die Stromautobahnen mit 300 Millionen Watt stabilisieren, die binnen einer halben Stunde abrufbar sind. Dazu läuft eine Turbine im Standby-Modus. Bislang durchlief die Anlage aber nur regelmäßige Tests, sie musste noch nicht im Rahmen eines regulären Notfalls eingesetzt werden.

Weiteres Kraftwerk in Leipheim geplant

Im Zuge der Kraftwerksstrategie könnte sie in den nächsten Jahren Zuwachs bekommen. Ein zweites Kraftwerk mit einer leicht erhöhten Leistung von 350 Megawatt soll in Leipheim entstehen, der ostdeutsche Energieversorger "LEAG" führt bereits Vertragsgespräche und will sich für die erste Phase der Ausschreibung bewerben.

Das neue Kraftwerk soll nicht mehr nur in unkalkulierbaren Notfällen zum Einsatz kommen, sondern wenn generell zu wenig Strom auf dem Markt verfügbar ist. Bevor Energie aus dem Ausland importiert wird, könnte dann beispielsweise das neue Kraftwerk einspringen. Es soll an die "HyPipe Bavaria" angeschlossen werden - Bayerns Wasserstoffnetz wird nur sechs Kilometer entfernt vom Standort verlaufen.

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