Zoopädagoge Christian Dienemann steht zwischen den Regalen voller ausgestopfter Tiere.
Bildrechte: BR24/Tobias Burkert

Christian Dienemann ist Zoopädagoge im Tiergarten Nürnberg und Hüter über die ausgestopften Tiere.

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10.000 Präparate – vielfältige Sammlung im Tiergarten Nürnberg

Im Keller des Nürnberger Tiergartens lagern tausende tierische Präparate – zum Teil von bereits ausgestorbenen Arten. Ein Blick hinter die Kulissen, die sonst nur für Wissenschaftler zugänglich ist.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Es ist ein Ort abseits der öffentlichen Publikumswege. Im Keller des Naturkundehauses im Tiergarten Nürnberg verbergen sich – gut abgeschirmt und verschlossen – wahre, tierische Schätze, größtenteils ausgestopft, gut präpariert, tote Anschauungsobjekte.

Zoopädagoge Christian Dienemann hat den Schlüssel zum Präparationskeller mit den rund 10.000 Objekten. Seit etwa zehn Jahren kümmert er sich um die vielfältige Sammlung, die überwiegend in zwei Dutzend Kompakt-Archivregalen schlummert. Schon beim Betreten des Raumes blickt man in die Augen eines syrischen Braunbären, passiert ein kauerndes Gorillamännchen und streift im engen Gang einen weißgrauen Wolf mit aufgestellten Ohren. Was hier aufbewahrt wird, soll Generationen als Lehrmaterial dienen.

Bär als Schirmständer

Christian Dienemann dreht einen der hohen Archivschränke auf. Zum Vorschein kommt eine regelrechte Vogelwelt: riesige Wasservögel, Pelikane, Raben, Krähen, Greifvögel jeglicher Art. Darunter sind heimische Arten, aber auch ein Schwarm exotischer Kolibris.

Die Tiere kommen zum Teil aus universitären Sammlungen, von der Nürnberger naturhistorischen Gesellschaft, aber auch aus Privathaushalten. Dienemann verweist auf ein recht kurioses Exponat. Ein kleiner ausgestopfter Bär, auf den Hinterbeinen stehend. In den Pfoten hält er einen geflochtenen Korb. Das absichtlich in dieser Position ausgestopfte Tier diente einer älteren Dame jahrelang als Schirmständer. Wegwerfen wollte sie das ungewöhnliche "Möbelstück" nicht, also wandte sie sich an den Tiergarten.

Dokumente der Biodiversität

Giraffenschädel, ausgestopfte Paviane, Wildschweinkeiler, Schlangenhäute: Die Tierarten sollen durch die Sammlung dokumentiert und die Biodiversität festgehalten werden, sagt Zoopädagoge Dienemann. Die vielen Einzelstücke dienen der Forschung. Gleichzeitig sind es auch ganz konkret Anschauungsobjekte, die regelmäßig an Schulen, Universitäten oder auch Museen für Ausstellungen ausgeliehen werden.

Ausgerottete Wandertauben

In einem weiteren Raum lagern Elefantenschädel, verstorbene Dickhäuter des Tiergartens, neben Nashornkiefern und etwas ganz Besonderem hinter Glas. Auf den ersten Blick vielleicht eher unscheinbar, so Dienemann, seien das aber die Schätze der Sammlung. Gemeint sind vier braungraue Wandertauben. Die Art sei bereits vor mehr als 100 Jahren ausgestorben beziehungsweise vom Menschen ausgerottet worden. Man habe sie nonstop auf den Feldern abgeschossen, um sich die Saat nicht rauben zu lassen. "Davon gibt es weltweit wohl nur noch 200 Präparate", sagt Dienemann.

Vom Zoll beschlagnahmt

Ein weiteres Regal inmitten des Raumes sollte es eigentlich gar nicht geben. Darin lagern braungrün schimmernde Meeresschildkröten, Korallengestein, Schneckenhäuser, der Laie würde sie als Muscheln bezeichnen. Auch verzierte Elefantenstoßzähne befinden sich hier. Es sind Fundstücke des Zolls: illegale Einfuhren, die entdeckt wurden. Der Tiergarten bewahrt sie auf, muss genau Buch führen, dass nichts abhandenkommt.

Es ist eine spannende, tote kleine Welt unterhalb des lebhaften Tiergartenareals, die in ihrer Gesamtheit nur Christian Dienemann und seinem Team zugänglich ist. Der Nachwelt kann diese Sammlung von großem wissenschaftlichem Wert sein.

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