Innovativer Flügelscanner zeigt Fledermaus Flügelschlag auf einem Bildschirm.
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Fledermausforshung Nürnberg

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Fledermaus-Forschung mit einzigartigem Flügelscanner

Fränkische Fledermausforscher vom Tiergarten Nürnberg und der Universität Erlangen-Nürnberg wollen herausfinden, ob Fledermäuse im Krankheitsfall Selbstheilungs-Strategien entwickeln. Dafür haben sie einen einzigartigen Flügelscanner entwickelt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wenn die Besucher weg sind und es Nacht wird im Tropenhaus, dann bauen die Fledermausforscher rund um Ralph Simon eine ganz besondere Apparatur auf: Eine spezielle Fledermaus-Foto-Falle, die die Tiere im Flug mit Nektar anlockt und dabei ihre Flügelstruktur scannt. "Die Fledermäuse haben gelernt, dass sie Nektar bekommen, wenn sie ihre Schnauze in die künstliche Blüte stecken", erklärt Ralph Simon, Biologe am Nürnberger Tiergarten.

High-Speed-Film mit Infrarot-Kamera

Gleichzeitig springt unter dem Tier eine Leuchtplatte an, so dass die Flügel von unten beleuchtet werden. Von oben macht eine Infrarot-Kamera einen High-Speed-Film. Auf den Aufnahmen sind dann die Blutgefäße, die durch den Fledermausflügel laufen, zu sehen und auch Kollagenfasern, die dem Flügel Stabilität verleihen. "Damit füttern wir eine künstliche Intelligenz, die uns dann hilft, die Tiere wieder zu erkennen. Denn die Flügelstrukturen sind ähnlich unserem menschlichen Fingerabdruck einzigartig", berichtet Julian Deyerler, der als Computeringenieur von der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) ebenfalls mit im Fledermausforscher-Team ist.

Forschungsreise nach Panama

Kürzlich war das Team aus Franken im Regenwald in Panama, um zusammen mit Fledermauswissenschaftlern aus der ganzen Welt weiter an den Tieren zu forschen. Weil die kleinen Flugkünstler dort aber noch nicht an die Foto-Apparatur aus Franken gewöhnt sind, sind Simon und Kollegen erst einmal mit Fangnetzen auf Fledermausjagd gegangen. Die Tiere wurden dann händisch an den Flügelscanner gehalten und die Flügelstruktur erfasst, das alles ohne Verletzungen.

Bisher mache man eine individuelle Markierung bei Fledermäusen meistens mit Armbändern am Oberarm, erklärt der Biologe. Das hätte aber den Nachteil, dass sich die Ringe oft entzünden würden, da die Flügel andauernd in Bewegung seien. Auch mit Transpondern werde bislang gearbeitet, aber auch das sei nicht ideal, weil diese erst injiziert werden müssten und auch zusätzliches Gewicht für die leichten Flugtiere bedeuten würde. Weil der Flügelscanner das alles überflüssig mache, sei er optimal für die Forschung, berichtet Simon.

Wiedererkennung ist entscheidend für die Forschung

Dass sie nun einzelne Fledermäuse gezielt wiedererkennen können, ist für die Forscherinnen und Forscher im Projektverlauf entscheidend. Denn sie wollen herausfinden, ob zum Beispiel Tiere, die in der Wildnis bestimmte Pflanzen fressen, weniger Krankheiten oder Parasitenbefall haben als andere oder ob sie Selbstheilungs-Strategien entwickeln. Und ob sie dieses Wissen gar weitergeben.

Außerdem könnte so gezählt werden, wie viele Tiere sich in Fledermauskolonien befinden und ob sie wandern oder nicht. Dabei konzentrieren sich Simon und sein Team auf die Blumenfledermäuse, die eben auch im Manatihaus des Nürnberger Tiergartens zu Hause sind. Bei diesen klappt der Anflug an die Fotofalle übrigens schon extrem gut. Und so wissen die Forscher, dass es derzeit etwa 250 Fledermäuse im Tropenhaus gibt.

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