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Die Kellerjochhütte in den Tuxer Alpen Ein lichter Logenplatz über dem Inntal

Bergfreunde aus Bayern kennen oft jede Menge Hütten in den Bayerischen oder Allgäuer Alpen, auch einige bekannte Hütten am Alpenhauptkamm und Hütten in Südtirol. Dazwischen aber gibt es oft weiße Flecken. Wer zum Beispiel meint, die Tuxer Alpen sind nur etwas für Skitourengeher, der sollte mal schleunigst im Sommer auf die Kellerjochhütte kommen: eine herrlich aussichtsreiche Hütte mit äußerst freundlichen Wirtsleuten!

Von: Manfred Wöll

Stand: 06.08.2016

Die Kellerjochhütte in den Tuxer Alpen | Bild: BR; Manfred Wöll

Viele Einheimische aus Schwaz und Umgebung schätzen diesen Logenplatz über dem Inntal. Der Blick reicht von Karwendelgebirge über die Stubaier Alpen bis hinüber zu Großvenediger und Großglockner, auch wenn man vom höchsten Berg Österreichs nur die äußerste Spitze sieht. Recht nah sind die Zillertaler Alpen, im Osten die Reichenspitzgruppe, in der Mitte das markante Gletscherfeld des Schwarzensteins, daneben Berliner Spitze, Turnerkamp und Großer Möseler und weiter westlich der Hohe Riffler mit der Gefrorenen Wandspitze.

Blick hinüber zur Reichenspitzgruppe

Die Kellerjochhütte liegt 2237 Meter hoch, hat nicht ganz einen 360-Grad-Rundumblick, weil es auf der einen Seite noch – leicht ausgesetzt – zum Kellerjoch mit seiner schnuckligen Kapelle geht, ein lohnenswerter 20minütiger Abstecher. Die Einheimischen sprechen übrigens nur vom „Kellner“. Gelohnt hat sich auch, dass die Kellerjochhütte Im Frühsommer 2016 ein etwas anderes Gesicht bekommen hat. Die sanitären Anlagen wurden erweitert, Dusche und Trockenraum gibt es jetzt auch, zudem verfügt die Hütte nun über eine effizientere Energieversorgung und wurde außen neu geschindelt. Die Dusche wird vor allem die Wanderer freuen, die verschwitzt die vorletzte Etappe des Inntaler Höhenweges von der Rastkogelhütte zur Kellerjochhütte hinter sich gebracht haben. Oft genug erleben wir es heutzutage, dass aus einer urigen Hütte nach einem Umbau so eine Art moderner Berggasthof geworden ist. Im Falle der Kellerjochhütte ist das nicht so. Der sanfte Umbau ist geglückt, sie hat ihren Charakter behalten. Dies liegt insbesondere an der Stube, die praktisch immer noch so aussieht wie vor mehr als 100 Jahren.

Sarbajit aus Nepal hilft auf der Hütte mit

Nicht geändert hat sich außerdem, dass ein Nepalese auf der Hütte mitarbeitet. Seit Juni 2016 ist das Sarbajit aus dem Solo Khumbu, dem Everestgebiet. Seit vielen Jahren beteiligen sich die Wirtsleute der Kellerjochhütte, Veronika und Günther an einem Projekt der vom österreichischen Spitzenbergsteiger Wolfgang Nairz gegründeten Nepal-Hilfe Tirol. Bergführer und Lodgebesitzer aus Nepal oder solche, die es werden wollen, lernen während ihrer Arbeit auf einer Tiroler Berghütte viel über die Bedürfnisse der europäischen Wanderer sowie über Küche, Umweltschutz, Wasser- und Energieversorgung, Hygiene usw. - und sie verdienen natürlich Geld, das ihnen und ihren Familien zuhause in Nepal zu Gute kommt. Der erste Nepalese auf der Kellerjochhütte war Purna. Gern denken Veronika und Günther an den sympathischen, fleißigen und hilfsbereiten jungen Mann zurück, der tragischerweise 2015 bei dem schweren Erdbeben in Nepal ums Leben kam. Sein Freund Ganga war inzwischen ebenfalls vier Sommer lang auf der Kellerjochhütte. Auch ihn hatten Veronika und Günther in ihr Herz geschlossen.

Die Stuben der Kellerjochhütte

Seit Juni 2016 ist nun Sarbajit der „neue“ Nepalese am Kellerjoch. Auch er ist dabei, mit Fleiß und Geduld die Tiroler Küche zu erlernen. Manchmal, und wenn er das erzählt, gewinnt seine Stimme an Fahrt, die Augen funkeln, kocht er sich Reis und macht daraus Dal Bhat, das nepalesische Traditionsgericht. Veronika mag das auch, aber ihren Gästen bietet sie dann doch lieber Tiroler Schmankerl an wie Knödel-Tris oder einen Krustenbraten. Auch pfiffige Salate und glutenfreie Nudeln stehen auf der Speisekarte.

Die Westseite der Kellerjochhütte

Die Verbundenheit der Wirtsleute Veronika und Günther mit der Kellerjochhütte könnte übrigens kaum größer sein, denn sie haben sich in dieser Hütte kennengelernt und ineinander verliebt. Damals hatte Veronika noch beim vorherigen Wirt auf der Hütte gejobbt. Dabei entstand der Wunsch, diese Hütte vielleicht einmal selbst bewirtschaften zu dürfen. Dann stand eines Tages Günther in der Tür – als Gast. Heute bewirtschaftet Veronika gemeinsam mit ihrem Mann Günther seit mehr als zehn Jahren die Kellerjochhütte - eine schöne Geschichte, die zu einer schönen Hütte passt!

Aufstieg über Kuhmesser - im Hintergrund die Kellerjochhütte

Zur Kellerjochhütte südlich des Inntals oberhalb von Schwaz gibt es mehrere Anstiegsmöglichkeiten. Mein Tipp: Mit dem Auto ab Schwaz hinauf über Pill und Pillberg bis rechts - an dieser Stelle weist auf der linken Straßenseite ein großes grünliches Schild auf den Weg zum Gasthaus Loas hin - in sehr spitzem Winkel die Schotterstraße zum Loas-Sattel abzweigt. Kurz hinter dem Gasthaus Loas ist ein Wanderparkplatz, von dort sind es über den Gipfel des Kuhmesser eineinhalb bis zwei Stunden zur Kellerjochhütte.

Wegweiser vor der Hütte

Der Rückweg über Naunzstand und Hochebenweg dauert eine gute Stunde, und man hat so einen abwechslungsreichen Rundweg erlebt. Wer weniger Höhenmeter machen will, der könnte auch über Pill und Pillberg bis zum Parkplatz Grafenast fahren und mit dem Sessellift nach oben schweben. Montag steht der Lift allerdings still. Von der Bergstation beim Berggasthaus Hecher sind es dann nur noch 350 Höhenmeter bis zur Hütte. Sämtliche Anstiegswege sind gut beschrieben unter www.kellerjochhuette.at

Kurz nach Sonnenuntergang - fotografiert vor dem Umbau der Hütte

Für Sommer und Herbst 2016 gilt: Aufgrund des Umbaus liegt noch Alt-Holz neben der Hütte. Erst in den nächsten Wochen wird es nach und nach ins Tal gebracht oder verheizt.

Karte: Die Kellerjochhütte

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Karte: Die Kellerjochhütte


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