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Das Ramolhaus in den Ötztaler Alpen Ein Traditionshaus über der Dreitausendmetermarke

Kennen Sie das höchstgelegene Haus Hamburgs? Das liegt nicht an der Elbe, sondern in den Ötztaler Alpen zwischen dem Gurgler und dem Venter Tal auf 3006 Meter Höhe: Das Ramolhaus ist ein echtes Wolkenhaus, zudem die zweithöchste Berghütte Tirols und es gehört der DAV-Sektion Hamburg.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 07.09.2018

Die Nachmittagssonne lehnt sich an ... | Bild: BR/Andrea Zinnecker

Bewirtschaftet wird es von der Familie Scheiber aus Obergurgl in vierter Generation. 1881 hat der Obergurgler Bergführer und Bergpionier Martin Scheiber das Ramolhaus erbaut, und dazu noch vier weitere Berghütten im Ötztal und Pitztal, unter anderem die Braunschweiger Hütte und die Fidelitashütte.

Lukas Schreiber ist Hüttenpächter in 4. Generation

Auch wenn unbedarfte Bergtouristen gerne mal „Rammelhaus“ sagen – es heißt Ramolhaus und erbaut hat es der Urgroßvater von Lukas Scheiber. Der leidenschaftliche Bergsteiger wusste, wo ein Unterkunftshaus notwendig war als Tourenstützpunkt. Heute ist das Ramolhaus ein beliebtes Etappenziel auf der großen Ötztaler Runde.

Blick nach Obergurgl und Hochgurgl

Auf der Hüttenterrasse besteht panoramamäßig absolute Suchtgefahr. Direkt vor einem liegt der Große Gurgler Ferner mit dem Gurgler Eisjöchle, dem Übergang nach Südtirol ins Pfossental, links die Hochwilde, rechts der Schalfkogel und weiter reicht der Blick bis zu den Stubaier Alpen und den Gipfeln rund ums Timmelsjoch.

Majestätisch liegt das Ramolhaus auf einem steilen rotbraunen Urgesteinskegel – ein stolzes Wolkenhaus in hochalpinem Terrain. Die benachbarten Hütten sind alle vier bis fünf Stunden Gehzeit entfernt. Früher war sogar ein Bergführer den Sommer über auf dem Ramolhaus stationiert, um wenige erfahrene Alpinisten übers Ramoljöchle hinüber ins Venter Tal zu bringen. Das alte Bergführerzimmer gibt es immer noch.

Das Ramolhaus liegt hoch oben im Urgestein

Überhaupt hat das Ramolhaus bei aller notwendigen Modernisierung seinen nostalgischen Charme bewahrt. Neu sind die Waschräume und das brandsichere Treppenhaus. Substanz erhalten und behutsam modernisieren war die Devise. Das Ramolhaus besitzt eine eigene Quelle und ist seit letztem Jahr auch als grüne Hütte zertifiziert. Auch klimaneutrale Putzmittel gehören zum ökologischen Konzept des Ramolhauses, die Wäsche wird unten im Tal gewaschen, damit keine Waschmittel in die sensible hochalpine Natur gelangen.

Dank der neuen Materialseilbahn, die von der gegenüberliegenden Talseite über die Schlucht der Gurgler Ache hinweg auf die Hütte führt, ist seit zehn Jahren keine Versorgung mit dem Hubschrauber mehr notwendig. Die erste Materialseilbahn rund 200 Meter unterhalb des Ramolhauses hatte der Großvater von Lukas Scheiber in den Zwischenkriegsjahren gebaut. Einmal pro Tag wurden die Sachen mit zwei Haflingern aus eigener Zucht bis zur Materialseilbahn gebracht. Sie funktionierte mit Gegengewichten, und wenn das Gewicht der Last nicht richtig berechnet wurde, hat die Bremse nicht mehr funktioniert und die Eier oder Weinfässer sind gegen die Mauer gekracht ...

Abendstimmung

Die Bergsteiger wissen den Wolkenhaus-Charakter des Ramolhauses zu schätzen. Wenn in sternklarer Nacht der Vollmond über dem Gurgler Ferner steht, dann ist die Magie perfekt. Aber auch der Sonnenaufgang ist ein Erlebnis.

Auch für das fünfköpfige Hüttenteam, zudem sogar ein eigener Koch gehört. Martin Mraz verbringt die erste Saison als Hüttenwirt auf dem Ramolhaus. Der 38 Jahre alte Slowake stammt aus der Hohen Tatra, ist ein begeisterter Kletterer und war zuvor schon auf der Pforzheimer Hütte und dem Westfalenhaus tätig.

Karte: Ramolhaus in den Ötztaler Alpen

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Karte: Ramolhaus in den Ötztaler Alpen


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