Holzbock an einem Grashalm
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Krank durch Zeckenstich: Vorsicht vor FSME und Borreliose

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Zeckensaison: Wie man sich vor FSME und Borreliose schützen kann

Die langsam steigenden Temperaturen locken uns wieder ins Freie. Leider wecken sie auch die Lebensgeister der Zecken, die Krankheiten wie FSME oder Borreliose übertragen können. Tipps zur FSME-Impfung und zu Schutzmaßnahmen vor Zecken.

Ein Spaziergang im Wald, eine ausgiebige Gassi-Runde im Park, erste Arbeiten im Garten - bei den langsam milder werdenden Temperaturen im Frühling machen Aktivitäten im Grünen wieder richtig Spaß. Die Freude kann allerdings ein wenig getrübt werden, denn auch die Zecken erwachen dann wieder aus ihrer Winterstarre.

Wann sind Zecken unterwegs?

Hochsaison haben die kleinen Blutsauger gewöhnlich von April bis Ende Oktober. In milden Wintern sind sie allerdings schon früher durstig.

Nach wenigen Tagen mit Temperaturen von über 8 Grad ist der Gemeine Holzbock - die häufigsten Zecke in Bayern - aktiv. Durch die zunehmend warmen Winter können Zecken so fast ganzjährig unterwegs sein.

Wo sind Zecken unterwegs?

Zecken lauern in Waldgebieten und in Grasflächen - also fast überall dort, wo es "grün" ist: im Garten, im Wald, im Park und auf Wiesen.

Sie stürzen sich nicht auf ihre Opfer, sondern lassen sich einfach von diesen mitschleppen, wenn ihnen jemand nahe genug kommt.

Von Zecken übertragene Krankheiten: FSME und Borreliose

Nicht jeder Zeckenstich hat Folgen für die Gesundheit. Jedoch können bis zu 50 verschiedene Krankheitserreger von Zecken übertragen werden. Bekannt und besonders gefährlich sind FSME-Viren und Borreliose-Erreger.

Während es für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) eine vorbeugende Impfung gibt, steht für die Lyme-Borreliose kein Impfstoff zur Verfügung. Infektionen können aber mit Antibiotika behandelt werden.

Wie gefährlich ist FSME?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine virale Form der Hirnhautentzündung, bei der auch das Gehirn betroffen ist. Ein Befall des zentralen Nervensystems kann schwere Schäden hervorrufen - und im schlimmsten Fall bei etwa ein bis zwei von 100 Erkrankten zum Tode führen.

Es gibt keine spezielle Therapie gegen die FSME selbst. Eine Behandlung kann nur an den auftretenden gesundheitlichen Folgen ansetzen. Den bestmöglichen Immunschutz vor einer Erkrankung bietet die rechtzeitige Impfung.

Wie verläuft eine Erkrankung an FSME?

Nach einem Zeckenstich vergehen gewöhnlich zwischen sieben und vierzehn Tage bis zum Ausbruch einer FSME-Erkrankung. In der ersten Phase kann es zu Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und leichtem Fieber kommen - ähnlich wie bei einem grippalen Infekt oder einer Grippe. Meist ist die Krankheit damit überstanden.

In einer möglichen zweiten Phase allerdings befällt das Virus das zentrale Nervensystem. Heftige Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Schwindel und Übelkeit sowie Lichtscheu können auftreten. Hohes Fieber mit neurologischen Anzeichen wie Hirnhautentzündung, Entzündung des Rücken- oder Knochenmarks oder Entzündung des Gehirns sind mögliche Folgen.

Für FSME gibt es Risikogebiete

Das FSME-Virus wird nur in begrenzten Gebieten von Zecken übertragen. Gerade hat das Robert Koch-Institut in Bayern neue Gebiete ausgewiesen.

Hinzugekommen sind die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Fürstenfeldbruck sowie der Stadtkreis München. Damit ist fast ganz Bayern Risikogebiet.

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Grafik zu FSME-Risikogebieten in Bayern; nur zwei Gebiete sind als Nicht-Risikogebiet ausgewiesen.

Wie sinnvoll ist eine FSME-Impfung?

Die verlässlichste Vorbeugung gegen FSME ist eine Impfung. Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät zu einer Impfung, wenn man in einem Risikogebiet wohnt oder sich dort länger aufhält. Auch für Berufsgruppen wie Förster, Waldarbeiter und Landwirte wird eine Impfung empfohlen.

Bei der aktiven Impfung erhält man drei Injektionen beim Arzt. Die ersten beiden sollten im Abstand von einem bis drei Monaten und eine dritte Impfung nach neun bis zwölf Monaten erfolgen. Sicher geschützt ist man laut dem bayerischen Landesamt für Gesundheit (LGL) erst nach der dritten Impfung. Für einen Langzeitschutz muss man sich alle drei bis fünf Jahre nachimpfen lassen. Bestimmte Abstände zu anderen Impfungen müssen nicht eingehalten werden.

Die Impfquote gegen FSME ist gering

Seit 2001 besteht für FSME-Fälle eine Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz. Allein in Europa werden jährlich bis zu 10.000 Erkrankungsfälle registriert. 98 Prozent der FSME-Erkrankten, die 2022 übermittelt wurden, waren nicht oder nur unzureichend gegen FSME geimpft, schreibt das Robert Koch-Institut. Selbst in Risikogebieten sei die Quote auf niedrigem Niveau. Dabei wäre eine FSME-Erkrankung damit vermeidbar.

"Das Risiko, sich mit den FSME-Viren zu infizieren, fällt regional und lokal sehr unterschiedlich aus. Dass immer wieder Risikogebiete hinzukommen, die Erkrankungszahlen also auf eine Region bezogen steigen, das macht einmal mehr deutlich, dass ein Schutz angeraten ist. Außerdem können FSME-Erkrankungen natürlich auch außerhalb dieser Risikogebiete auftreten, denn Zecken warten quasi vor jeder Haustür", sagt Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Biologin und Parasitologin an der Universität Hohenheim.

Auwaldzecke: "Konkurrenz" für den Gemeinen Holzbock

Als Haupt-Übeltäter für die Virus-Infektion FSME galt der Gemeine Holzbock. Aber er hat als Krankheitsüberträger in der Auwaldzecke Konkurrenz bekommen. Denn auch die Auwaldzecke kann Borreliose und das FSME-Virus übertragen.

Das Tückische: Die Auwaldzecke ist im Gegensatz zum Holzbock sehr früh im Jahr und im späten Herbst bis zum ersten Schnee aktiv.

Auwaldzecke besondere Gefahr für Hunde

Die Auwaldzecke ist etwas größer als der Gemeine Holzbock. Statt des rot-braunen Hinterleibs ist ihr Körper grau und marmoriert. Sie lebt auf sonnenexponierten Wiesenflächen und in lichten Wäldern (auch in Überschwemmungsgebieten).

Für Hundebesitzer wichtig zu wissen: Die Auwaldzecke ist auch als Überträger von Babesien-Bakterien bekannt. Diese lösen bei Hunden die Hundemalaria aus.

Wie sind die Symptome der Lyme-Borreliose?

Neben FSME ist die Lyme-Borreliose eine gefürchtete Erkrankung, die durch Zecken übertragen wird. Borreliose ist die am häufigsten von Zecken übertragene Krankheit in Europa und wird von Bakterien ausgelöst. Die Krankheit ist schwer zu diagnostizieren. Ein mögliches und deutliches Symptom ist die sogenannte Wanderröte, eine ringförmige und schmerzlose Rötung an der Stichstelle, aber auch an anderen Körperstellen. Die Rötung kann auch erst Tage bis Wochen nach dem Biss auftreten, deswegen sollte auch nach der Entfernung einer Zecke die Stichstelle beobachtet werden. Die Rötung tritt allerdings längst nicht bei allen Patienten auf.

Andere Symptome können Abgeschlagenheit, Fieber, Lymphknotenschwellungen und Kopfschmerzen sein. Gegen Borreliose werden Antibiotika eingesetzt.

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Eine klassische Wanderröte - Symptom der Borreliose.

FSME und Borreliose: Vorbeugen ist die beste Option

FSME-Viren können sofort mit dem Einstich übertragen werden, die Zecke hat sie im Speichel. Das bedeutet, dass das sofortige Entfernen einer Zecke nicht vor einer möglichen FSME-Infektion schützen kann. Anders bei Borreliose. Diese Erreger gelangen erst Stunden später in den Körper, sodass eine zeitnahe Entfernung der Zecke eine Erkrankung verhindern kann. Deshalb sollte man einige Tipps beherzigen, um gar nicht erst gestochen zu werden bzw. eine Zecke zeitnah und richtig zu entfernen.

So schützen Sie sich vor Zecken

  • Wer sich auf einer ungemähten Wiese, im Unterholz oder im Gebüsch bewegt, ist besonders gefährdet. Die Hauptregel für dieses Terrain heißt daher: Geschlossene Kleidung tragen - auch wenn das schweißtreibend sein kann.
  • Lange Hose anziehen und am besten noch die Hose in die Socken stecken.
  • Langärmeliges Oberteil mit Bündchen tragen, z.B. Bluse oder Hemd. Auch oben schließen.
  • Feste Schuhe anziehen, die über den Knöchel reichen.
  • Auf heller Kleidung sehen Sie die Zecken besser und können Sie eventuell vor dem Zustechen noch entfernen.
  • Auch wenn Sie diese Tipps beherzigen, sollten Sie sich unbedingt am Abend gezielt nach Zecken absuchen. Besonders wichtig ist das bei Kindern - weil die besonders gerne im Unterholz umhertollen.

Übrigens: Es heißt Zeckenstich und nicht Zeckenbiss

Meistens ist zwar die Rede von einem Zeckenbiss, das ist aber nicht ganz korrekt, denn eine Zecke sticht. Sie ritzt mit ihren scharfkantigen Mundwerkzeugen die Haut ihrer Trinkquelle auf und führt dann ihren Stechrüssel ein.

Das Fatale: Man merkt das Ganze nicht, denn der Speichel der Zecke enthält ein Sekret, das den Juckreiz unterdrückt.

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