Holzbock wir mit einer Pinzette gehalten
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Achtung: Zecken sind schon aktiv

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Zeckensaison: Die Zecken sind immer früher aktiv

Im April beginnt die Zeckensaison. Allerdings sind die Blutsauger aufgrund der Klimaerwärmung oft auch schon früher im Jahr aktiv. Deshalb ist es wichtig, sich und sein Tier nach jedem Spaziergang auf Zecken zu kontrollieren.

Hochsaison haben Zecken gewöhnlich von April bis Ende Oktober. Sie können auf Mensch und Tier gefährliche Krankheiten übertragen wie die Lyme-Borreliose oder die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Während es für die FSME eine vorbeugende Impfung gibt, steht für die Borreliose kein Impfstoff zur Verfügung. Infektionen können aber mit Antibiotika behandelt werden. Deswegen sollte man Kinder, Hunde und Katzen - oder wer immer sich gerne im Grünen tummelt - nach jedem Spaziergang untersuchen, um Zecken vor dem Stich zu finden oder sicher entfernen zu können.

Auwaldzecke überträgt ebenfalls FSME und Borreliose

Als Haupt-Übeltäter für die Virus-Infektion FSME galt der Gemeine Holzbock, die häufigste Zeckenart in Bayern. Aber er hat als Krankheitsüberträger in der Auwaldzecke zweifelhafte Konkurrenz bekommen. Denn auch sie kann Borreliose und das FSME-Virus übertragen.

Die Auwaldzecke ist etwas größer als der Gemeine Holzbock. Statt des rot-braunen Hinterleibs ist ihr Körper grau und marmoriert. Sie lebt auf sonnenexponierten Wiesenflächen und in lichten Wäldern (auch in Überschwemmungsgebieten). Für Hundebesitzer wichtig zu wissen: Die Auwaldzecke ist auch als Überträger von Babesien-Bakterien bekannt. Diese lösen bei Hunden die Hundemalaria aus.

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Auwaldzecken vertragen auch Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Zecken zeitnah entfernen

Zecken müssen schnell entfernt werden. Denn je länger die Zecke im Körper bleibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie krankmachende Erreger überträgt - wenn sie tatsächlich infiziert ist. Im Gegensatz zur FSME wird die Borreliose nicht sofort beim Stich übertragen. Man vermutet, dass nach etwa zwölf bis 24 Stunden Saugzeit die Zecke so vollgesogen ist, dass sie einen Teil des bereits aufgesogenen Blutes wieder in die Wunde abgibt. Dabei können Borrelien in den menschlichen Blutkreislauf gelangen.

Mildes Wetter lässt Zecken früher aktiv werden

Auf die Hochsaison der Zecken von April bis Oktober ist aufgrund der Klimaerwärmung allerdings kein Verlass mehr. Bei mildem Wetter sind die Blutsauger schon deutlich früher durstig, denn die Zeckenaktivität wird unter anderem von der Temperatur und damit zusammenhängend von der Luftfeuchtigkeit bestimmt, sagt Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Zudem hätten Zecken eine Art "Innere Uhr", die ihre Aktivität im jeweiligen Entwicklungsstadium mit reguliert.

Winteraktivität von Zecken

In milden Wintern zum Beispiel verlassen Zecken ihre Winterstarre früher und lauern auf ein Blutopfer: Die Aktivität des Gemeinen Holzbocks kann bei einer Temperatur über 3-5°C aktiviert werden. Die Auwaldzecke verträgt sogar noch niedrigere Temperaturen und kann auch bis 0 Grad Celsius oder darunter aktiv sein, soweit kein oder nur wenig Schnee liegt, sagt Dobler.

Dabei handelt es sich um kein vereinzeltes Phänomen. Die Änderung des Wetters in den letzten Jahren scheint hier einen Effekt zu haben, meint Dobler. Da die Wintertemperaturen immer häufiger sehr hoch ausfallen, wird schon seit mehreren Jahren die sogenannte Winteraktivität der Zecken beobachtet, sagt auch Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Fachgebiet Parasitologie an der Universität Hohenheim.

In Städten lässt sich häufiger beobachten, dass Zecken schon im Winter aktiv sind, da die Temperaturen dort im Schnitt noch wärmer sind als auf dem Land: "Damit verlängert sich der Zeitraum der Zecken-Aktivität über das Jahr gesehen um Tage bis Wochen. Dies ist auch am immer früheren Auftreten der durch Zecken übertragenen Krankheiten zu beobachten", sagt Dobler.

Milde Winter haben Auswirkung auf die Zeckensaison

Milde Winter haben nicht nur Auswirkungen auf die Dauer der Zecken-Saison: "Es scheint so zu sein, dass insbesondere das Nymphenstadium des Holzbocks den Winter besser überlebt und damit im Frühjahr in weitaus größerer Zahl auftritt als in den Jahren vorher. Durch die erhöhten Zahlen erhöht sich auch die Zahl infizierter Zecken und damit das Expositionsrisiko, sich zu infizieren", sagt Dobler.

FSME-Virus in wärmeren Wintern aktiver?

Zurzeit sammeln Dobler und sein Team in den FSME-Risikogebieten Zecken ein, um diese auf das Virus zu untersuchen. Bayern ist inzwischen fast vollständig Risikogebiet. Schon im Februar hat Dobler in einem Münchner Park Zecken entdeckt. Nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Tschechien, Österreich und der Schweiz gäbe es einen Anstieg bei den FSME-Zahlen, sagt Dobler. "Wir glauben, dass der Klimawandel dabei eine Rolle spielt. Wir wissen nur noch nicht wie." Eine Hypothese sei, dass das Virus wegen der wärmeren Winter aktiver sei, weil auch die Zecken früher im Jahr aktiv seien.

Eingeschleppte Zeckenarten - Beispiel Hyalomma-Zecke

Weltweit gibt es rund 900 Zeckenarten. Mit der Klimaerwärmung könnten auch neue Arten hierzulande Fuß fassen, sagt Volker Fingerle vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Ein Beispiel ist die sogenannte Hyalomma-Riesenzecke, die in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Süd-Europas beheimatet ist.

Laut Dobler gäbe es aber keine Hinweise darauf, dass aufgrund der milden Winter fremde Zeckenarten einwandern oder überleben können. Allerdings gibt es Fälle von eingeschleppten Zecken: "Veränderte Wetterbedingungen und Klimawandel können dazu führen, dass neue Zeckenarten einwandern oder eine längere Zeit überleben können. In den letzten Jahren ist die Zeckenart Hyalomma vermehrt aufgetreten, die mit Zugvögeln nach Deutschland gebracht wird und sich unter bestimmten Wetterbedingungen (hohe Temperaturen, lange Trockenperioden) zu einer erwachsenen Zecke häuten kann. Bisher gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass sich stabile Populationen von Hyalomma etablieren konnten. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass es zu Überwinterungen kommt. Dies scheint aber im Moment noch die Ausnahme zu sein," sagt Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Fachgebiet Parasitologie an der Universität Hohenheim.

Zu befürchten ist aber, dass das Klima sich so entwickelt, dass die Hyalomma-Zecke den Winter übersteht, oder dass sie sich anpasst, sagt Fingerle.

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Links ein Exemplar des "gemeinen Holzbocks", rechts eine Hyalomma-Zecke.

Hyalomma-Zecke geht gezielt und schnell auf die Jagd

Die Hyalomma-Zecke wird dreimal so groß wie normale Zecken, hat gestreifte Beine und überträgt gefährliche Krankheiten.

Während die bei uns heimischen Holzbock-Zecken blinde Lauerjäger sind und auf Gräser und Büsche klettern, um dort auf einen vorbeikommenden Wirt zu warten, der sie abstreift und mitnimmt, ist die Hyalomma-Zecke eine Jagdzecke: Sie geht gezielt auf die Jagd nach Wirten, nimmt Tiere und Menschen über ihre Augen und chemische Prozesse wahr, und läuft dann auf sie zu. Dabei bewegt sie sich spinnenähnlich schnell.

Im Video: Wie wird man eine Zecke los?

Schriftzug "How to kill a Zecke" mit einer grafisch dargestellten Zecke
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Zecken sind widerstandsfähig. So wird man sie los.

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