Zu viel ins Smartphone gucken ist ungesund, aber den Augen schadet das blaue Licht der LED-Displays nicht so sehr, wie bisher oft angenommen. Im Bild: Eine junge Frau liegt auf ihrem Bett und schaut auf ihr Smartphone
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Das blaue Licht der Displays von Smartphones & Co. ist für unsere Augen gar nicht so schädlich wie vielfach abgenommen, belegen neuere Studien.

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Wie schädlich ist das blaue Licht von LED-Displays wirklich?

Handydisplays, Tablets und Flachbildfernseher haben eines gemeinsam: Sie strahlen blaues Licht ab. Und seit Jahren heißt es: Dieses spezielle Licht schade unserer Gesundheit. Doch neuere Studien zeigen: So gefährlich für die Augen ist es wohl nicht.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Das blaue Licht moderner Bildschirme hat ein schlechtes Image. Es schadet unseren Augen und bringt unseren Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander, heißt es oft. Doch das stimmt nicht generell, wie neuere Studien jetzt belegen. Trotzdem sollte man bei manchen LEDs aufpassen und insbesondere Kinder nicht zu lange vor dem Bildschirm sitzen lassen, raten Experten.

Augenschädigung durch LED-Bildschirme - die Dosis macht's

Rein theoretisch kann das blaue Licht, das LED-Displays abstrahlen, die Netzhaut schädigen - die von den Displays abgestrahlten kurzen Wellenlängen verursachen Oxidationsprozesse im Auge und lassen die Netzhaut schneller altern. Dass Licht Schaden anrichten kann, zeigt sich zum Beispiel am vom UV-Licht verursachten Sonnenbrand. Und trotzdem ist das blaue Licht der Displays für den Menschen nicht schädlich, sagt Michael Bach, Professor für funktionelle Sehforschung an der Universität Freiburg. Denn das Entscheidende sei die Lichtmenge, die Intensität, die aus einem Smartphone, aus einem Bildschirm oder einer Wohnzimmer-LED rauskomme, so Bach. "Die ist einen Faktor 100 bis 100.000 mal kleiner als die Menge an Blau, die auch draußen an trüben Wintertagen ist".

Christian Mardin, leitender Oberarzt an der Augenklinik der Universität Erlangen, veranschaulicht die Gefahr von LED-Displays für unsere Augen folgendermaßen: "Wir haben an einem Winterhimmel ungefähr 5.000 LUX Helligkeit, an einem Sonnentag haben wir etwa 100.000 LUX in der Natur. Wenn ich aber einen Computerbildschirm habe auf 50 Zentimeter [Entfernung], sind das nur 500 LUX." Die Energie des eingestrahlten Bildschirms, zum Beispiel eines Tablets, reiche also gar nicht aus, um unser Auge zu schädigen, gibt Mardin zu bedenken. Dass die Geräte auch tatsächlich nicht mehr Licht abstrahlen, dafür sorgen Vorschriften, die die Hersteller für diese Geräte einhalten müssen, wie zum Beispiel die sogenannten CE-Normen.

Falsches Vorurteil: Blaues Bildschirmlicht hält uns nicht länger wach

Dass blaues Bildschirmlicht zu Schlafstörungen führt, wie vielfach behauptet, stimmt ebenfalls nicht. Das konnten Forscher anhand einer Studie, die im Fachjournal "Sleep Health" im August 2021 erschienen ist, belegen. 167 Probanden hatten dafür entweder ein iphone mit und ohne Blaulichtfilter oder gar kein iphone benutzt. Bei keinem der Studienteilnehmer - egal aus welcher Gruppe - konnten die Wissenschaftler Unterschiede hinsichtlich ihrer Schlafbefindlichkeit feststellen. Das Fazit dieser Untersuchung ist aber auch: Egal, ob Display oder Taschenlampe, jedes Licht bringt den Einschlafrhythmus in gleichem Maße durcheinander.

Sogenannte Filterbrillen haben medizinisch gesehen keinen Effekt

Selbst die gelb eingefärbten Filterbrillen oder Kontaktlinsen haben medizinisch gesehen keinen positiven Nutzen. Lediglich für denjenigen, der das Licht als störend empfindet, können die Brillen sinnvoll sein. Schließlich blende das blaue Licht mehr als andere Spektralfarben, erläutert Oliver Stefani, Lichtforscher an der Universität Basel. "Wenn es den Leuten hilft, dann ist es ja in Ordnung, dann können die es ja benutzen, aber: Richtige Studien, die das nachweisen, dass die vor Augenschädigungen helfen, gibt es nicht", sagt Stefani.

Vorsicht bei kleinen roten und blauen LEDs für Stand-by-Modus

Vorsicht geboten ist allerdings bei ganz kleinen roten oder blauen LEDs, die den Stand-by-Modus von Geräten anzeigen. Sie sind in der Regel besonders intensiv. "Wenn man da mehrere Sekunden reinschaut, dann kann das schon zu Schädigungen führen", sagt Lichtexperte Stefani.

Arbeit am Bildschirm kann bei Kindern zu Kurzsichtigkeit führen

Und auch wenn nicht die Helligkeit oder das Blaulicht der LEDs unsere Augen schädigen, sollten insbesondere Kinder nicht zu lange in den Bildschirm schauen. Denn wenn Kinder über Stunden Naharbeit leisteten, weil sie aus 20 bis 30 Zentimetern auf ihr Tablet starren, gebe es Untersuchungen, dass sich Kurzsichtigkeiten schneller entwickeln, mahnt Christian Mardin, Augenarzt an der Universität Erlangen. Das sei allerdings beim Lesen bei schlechtem Licht auch der Fall, fügt er hinzu.

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Frau am Bildschirm.