Eine vermutlich am Usutu-Virus erkrankte Amsel hockt im Gras.
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Am Usutu-Virus erkrankte Tiere wirken offensichtlich krank, werden apathisch und flüchten nicht mehr. Fast immer sind es Amseln.

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Was ist das Usutu-Virus?

Vor 50 Jahren haben Wissenschaftler erstmals das Usutu-Virus isoliert. Bestimmt wurde es in Stechmücken aus Südafrika. 1996 trat das nicht nur für Amseln gefährliche Virus erstmals außerhalb von Afrika auf. 2010 wurde es in Deutschland nachgewiesen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Erst seit knapp zehn Jahren infizieren sich Singvögel, vor allem Amseln, in Deutschland mit dem Usutu-Virus. In den Jahren 2011 und 2012 gab es dann ein Massensterben. Zehntausende betroffene Vögel wurden allein im Jahr 2018 gemeldet, auch aus Bayern. 2019 scheint das Massensterben weiter zu gehen, im August wurde das Virus in Bayern wieder nachgewiesen, im oberbayerischen Poing bei München.

Wo kommt das Virus her?

Das Usutu-Virus kommt ursprünglich aus Afrika, benannt wurde es nach dem Usutu-Fluss im Königreich Eswatini, dem ehemaligen Swasiland. Es ist mit dem Japanischen Enzephalitis- und dem West-Nil-Virus verwandt und wird von Stechmücken übertragen. Darum tritt es nur im Sommerhalbjahr auf. Erstmals beschrieben wurde das Virus im Jahr 1959, entstanden ist es aber wahrscheinlich schon Mitte des 16. Jahrhunderts.

Wie verbreitet sich das Virus?

Wildvögel sind der natürliche Wirt für das Usutu-Virus. Hierzulande sind vor allem Amseln betroffen, aber auch Bartkäuze, Blaumeisen, Haussperlinge, Kohlmeisen, Singdrosseln und Kleiber.

Welche Symptome zeigen die Vögel?

Bei den meisten Erkrankungen zeigen die Vögel überhaupt keine Symptome. Doch Amseln und Bartkäuze scheinen besonders empfindlich zu sein, was das Usutu-Virus betrifft. Zu Beginn der Infektion wird das Gefieder im Bereich des Kopfes und Halses struppig. Oft verfärbt es sich an diesen Stellen auch weiß, manchmal fällt es dort ganz aus.

Schreitet die Erkrankung fort, führt das Usutu-Virus zu Störungen im zentralen Nervensystem, die Vögel beginnen zu taumeln oder verdrehen unnatürlich den Kopf. Sie werden apathisch, sitzen beispielsweise ungeschützt mitten auf einer Wiese. Innerhalb von wenigen Tagen verenden die Vögel.

Ist das Usutu-Virus auch für den Menschen gefährlich?

Der Mensch ist grundsätzlich kein natürlicher Wirt für das Virus. Dennoch kann es über Stechmücken theoretisch auf den menschlichen Organismus übertragen werden. Das ist aber nur für Menschen gefährlich, deren Immunsystem geschwächt ist. Bislang sind nur wenige Erkrankungen bei Menschen bekannt geworden, sie bekommen beispielsweise Hautausschläge oder grippeähnliche Symptome.

An toten oder erkrankten Vögeln kann man sich nicht anstecken, dennoch ist es nicht ratsam, Vogelkadaver mit bloßen Händen anzufassen.

Welche Rolle spielt der Klimawandel?

Grundsätzlich ist das Usutu-Virus, beziehungsweise die Stechmücke, die es überträgt, auf warmes Klima angewiesen. Darum kann es sich in Mitteleuropa nicht so ohne weiteres ausbreiten. Doch mit der zunehmenden Klimaerwärmung könnte sich das in Zukunft verändern. Auch andere tropische Krankheiten, die durch Stechmücken übertragen werden, finden sich in den letzten Jahren häufiger auch in Deutschland, wie zum Beispiel das West-Nil-Virus.

Sterben durch das Usutu-Virus die Amseln aus?

Diese Sorge lässt sich momentan ausräumen. Obwohl die Amselbestände lokal um über 15 Prozent zurückgehen können, sei das nicht gefährdend für die gesamte Population, das zeigen Untersuchungen des NABU, des Bernhard-Nocht-Instituts und des Friedrich-Löffler-Instituts.

Für andere Arten außer der Amsel konnten die Wissenschaftler gar keine Auswirkungen des Usutu-Virus auf die Bestände nachweisen. Die Experten gehen auch davon aus, dass die betroffenen Vogelarten in Zukunft eine natürliche Immunität gegen das Virus entwickeln werden.

Was soll ich tun, wenn ich eine tote Amsel finde?

Für die Wissenschaftler ist es wichtig zu dokumentieren, wo es in Deutschland überall zu lokalen Ausbrüchen des Usutu-Virus kommt. Für Deutschland ist der zentrale Ansprechpartner das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Dorthin kann man tote Vögel schicken, sie werden dann auf das Virus hin untersucht. Was man dabei beachten muss, erfahren Sie auf der Webseite des Instituts.

Man kann die toten Vögel aber auch einfach in der Erde begraben oder entsorgen, gesundheitlich ist das unbedenklich. Das Virus kann man damit auch nicht weiter verbreiten.

Amsel
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In Poing hat sich ein Verdacht bestätigt: Die tote Amsel, die untersucht wurde, ist am Usutu-Virus gestorben.