Neben einem handgeschriebenen Etikett liegen Stücke des Minerals Humboldtin.
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Mitarbeiter des Geo-Archivs in Hof haben mit dem "Humboldtin" ein sehr seltenes Mineral entdeckt.

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Überraschungsfund: Seltenes Mineral "Humboldtin" entdeckt

Weltweit ist es bislang nur etwa 30 Mal gefunden worden, jetzt ist Schwandorf mit dabei: Einen besonders großen Brocken des überaus seltenen Minerals "Humboldtin" haben Wissenschaftler aus Hof in einer alten Gesteinssammlung entdeckt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Eigentlich war es Zufall: Als Forscher eine 130.000 Steine umfassende Sammlung digitalisieren wollten, haben sie beim Aufräumen eine Schublade entdeckt, in der eine kleine Kiste mit nussgroßen, gelblichen Klumpen gelegen hatte. Daneben lag ein 75 Jahre altes handgeschriebenes Etikett, mit der Aufschrift "Schwandorf Humboldtin".

"Humboldtin machte uns stutzig. Denn niemand von uns wusste, was das sein soll", erinnert sich Roland Eichhorn, Leiter des geologischen Dienstes im Landesamt für Umwelt (LfU), im Gespräch mit BR24. Erst eine Internetrecherche habe ergeben, dass es sich bei Humboldtin um ein "außergewöhnlich seltenes Mineral" handele.

Zufallsfund stammt aus Braunkohlerevier nahe Schwandorf

Die gelben Bröckchen in der Schachtel seien anschließend in einem Gesteinslabor in Marktredwitz analysiert worden. Die Untersuchungsergebnisse haben inzwischen die Kristallstruktur von Humboldtin eindeutig bestätigt. Bei dem Mineral handelt es sich laut Landesamt für Umwelt um eine organische Verbindung aus Kohlenstoff, Wasser und aus Eisen, was die gelbe Farbe verursache.

Der Zufallsfund stammt laut Eichhorn aus dem Jahr 1949 aus einem Braunkohlerevier zwischen Irlbach und Sitzenhof bei Schwandorf in der Oberpfalz, wurde offensichtlich nicht publiziert und geriet deshalb in Vergessenheit. Nachforschungen gestalten sich zudem als schwierig, weil der Braunkohle-Abbau aufgegeben und das Gebiet in den 1980er Jahren mit Wasser gefüllt wurde. "Es gibt keine Möglichkeit mehr, die Stelle zu untersuchen, um Indizien zu bekommen, wie das Humboldtin entstanden ist", sagte Eichhorn.

Humboldtin: Eine "bayerische Rarität" – weltweit 30 Fundstellen

Das Landesamt für Umwelt bezeichnet "Humboldtin" – das nach dem Naturforscher Alexander von Humboldt benannt ist – als "bayerische Rarität". Aus dem Freistaat waren bislang nur zwei Steinbrüche im Spessart als Fundstellen bekannt. Weltweit seien bislang nur an etwa 30 Stellen winzige Kristalle gefunden worden. Zusammen würden diese in etwa einen Schneeball ergeben, der in eine Hand passe.

Jetzt habe man "einen zweiten Schneeball gefunden", erklärt Eichhorn. "Ich vermute mal, wir haben die Anzahl an Humboldtin verdoppelt auf der ganzen Welt."

Gelbliche Steine in einer Schachtel
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Mitarbeiter des Geo-Archivs in Hof haben mit dem "Humboldtin" ein sehr seltenes Mineral entdeckt.

💡 Wo wurde Humboldtin schon gefunden?

Humboldtin wird meist an Orten gefunden, an denen Braunkohle abgebaut wird, meistens zusammen mit Gips und Tschermigit (Ammonalaun). In Deutschland wurde das Mineral bisher an folgenden Orten entdeckt: bei Ortenberg in Baden-Württemberg, an der Hartkoppe und am Rehberg (beides Landkreis Aschaffenburg) und in der Matthias-Zeche bei Schwandorf in Bayern, bei Großalmerode in Hessen, bei Potschappel und Altmannsgrün in Sachsen sowie in der Uranlagerstätte bei Ronneburg in Thüringen. Weitere Fundorte liegen in Brasilien, England, Kanada, Ungarn, den USA und auf der Insel Elba.

Verbindung überaus selten, kein Nutzen vorhanden

Und was kann man mit diesem Mineral jetzt machen? "Nix. Man freut sich über eine exotische Rarität", sagt Eichhorn und grinst stolz. Diese Verbindung sei in der Natur solch eine Seltenheit, dass sie von den Forschern gar nicht richtig untersucht werde. Eine praktische Anwendung für Humboldtin gibt es demnach nicht.

Der seltene Fund soll aber nicht nur in den Schubladen von Forschungseinrichtungen schlummern. In diesem Jahr soll das Mineral im Oktober auf der größten europäischen Mineralienmesse, bei den Mineralientagen in München, zu sehen sein. Möglicherweise liegt das Humboldtin auch bald im Vogtlandmuseum in Hof aus.

Im Video: Besonders großer Brocken des überaus seltenen Minerals "Humboldtin" gefunden

Eine Schublade mit vielen gelbgrünen Gesteinsbrocken.
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Mitarbeiter des Geo-Archivs in Hof haben mit dem "Humboldtin" ein sehr seltenes Mineral entdeckt.

Dieser Artikel ist erstmals am 19. Januar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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