Ein Bild der Oberfläche der Sonne zeigt zellartige, gelb-orange Strukturen.
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Die Oberfläche der Sonne - gesehen mit dem Solar-Teleskop "Daniel K. Inouye" auf Hawaii.

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So haben wir die Sonne noch nie gesehen

Im Verhältnis zu anderen Himmelskörpern ist die Sonne der Erde ganz nah. Dennoch haben wir bislang nicht richtig verstanden, was in ihr und auf ihrer Oberfläche genau passiert. Ein neues Teleskop auf Hawaii soll das ändern. Jetzt gibt es erste Fotos.

Es ist das weltweit größte Sonnenteleskop - das "Daniel K. Inouye Solar Telescope" (DKIST), auf der hawaiianischen Insel Maui. Das Teleskop ist noch nicht fertiggestellt, doch das erste Bild, das seine Wissenschaftler von der Sonnenoberfläche veröffentlicht haben, ist jetzt schon beeindruckend. Wie eine brodelnde, gold-gelbe Suppe stellt sie sich dar, so detailreich wie nie zuvor, auch wenn das Foto eigentlich nur ein Test sein sollte.

Heiße, brodelnde Masse auf der Sonnenoberfläche

Die ganze Sonnenoberfläche ist mit diesen Blasen heißen Materials bedeckt. Einzelne Zellen dieser Masse sind so groß wie der US-Bundesstaat Texas, also rund 700.000 Quadratkilometer, und transportieren Hitze aus dem Sonneninneren an die Oberfläche. Die hellen Flecken in der Mitte der Zellen bestehen aus Gas, das dort aufsteigt, abkühlt und in den dunklen Linien zwischen den Zellen wieder herabsinkt.

Erst im Juli dieses Jahres wird das DKIST ganz fertig sein. Es ist das größte und leistungsstärkste Sonnenteleskop der Welt und steht auf dem Gipfel eines rund 3.000 Meter hohen Vulkans auf Maui. Der Spiegel des Teleskops hat vier Meter Durchmesser und wird durch ein Kühlsystem auf Zimmertemperatur gehalten. Ansonsten würde er wegen der gesammelten Sonnenenergie in seinem Zentrum innerhalb kürzester Zeit schmelzen.

Der Bau des Teleskops wird seit Jahren von Protesten begleitet. Die indigene Bevölkerung sieht ihre Kultur gefährdet, jedoch gehört das Gebiet auf dem Vulkan offiziell der Universität von Hawaii.

Forschung zur Sonne in einer anderen Dimension

Mit dem Teleskop wollen die Forscherinnen und Forscher dem Magnetfeld der Sonne und den Sonnenstürmen auf die Spur kommen, die bei uns auf der Erde zu Polarlichtern führen können. Dazu ist dieses große Teleskop notwendig, denn die Sonne ist zwar gleißend hell, doch die Auswirkungen des Magnetismus sind beispielsweise kaum sichtbar. Darüber hinaus ist es extrem hochauflösend. In Zukunft soll es Strukturen auf der Sonne abbilden können, die nur 30 Kilometer Durchmesser haben.

Teleskope im Weltall und auf der Erde

Für die Weltraumforschung sind hochauflösende Teleskope von entscheidender Bedeutung. Dabei stellt sich immer die Frage, ob so ein Teleskop auf der Erde gebaut wird oder in einer Umlaufbahn fliegt, außerhalb der Erdatmosphäre. Beides hat Vor- und Nachteile.

Auf der Erde stört zum Beispiel die Luft, die das Bild unscharf machen kann, oder die Lichtverschmutzung. Andererseits kann man auf der Erde sehr große Teleskope bauen, wie auch die Europäische Südsternwarte. Im Weltall betriebene Teleskope wie Hubble, TESS, eRosita oder das geplante James-Webb-Teleskop werden nicht durch Luftpartikel gestört, aber sind in ihrer Größe beschränkt und ihre Wartung ist extrem aufwendig bis unmöglich.

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