Ein Räumfahrzeug fährt durch die verschneite Landschaft (Windberg, Bayern)
Bildrechte: Armin Weigel/dpa, dpa-Bildfunk

An einzelnen Tagen kann es durchaus heftig schneien, auch wenn es in Deutschland insgesamt immer wärmer wird.

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Warum es trotz Erderwärmung heftig schneien kann

Große Teile von Bayern sind tief verschneit. Die dichte Schneedecke widerlegt aber nicht den fortschreitenden Klimawandel. Auch wenn es immer wärmer wird, kann es stark schneien. Die Chancen dafür sinken aber von Jahr zu Jahr.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Ursache für die starken Schneefälle am Freitag und Samstag war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes DWD eine Luftmassengrenze über Süddeutschland. Sie trennte milde Luft aus dem Süden von kälterer Luft aus dem Norden. In diesem Bereich kam es zu anhaltenden und teils intensiven Niederschlägen. Auf der kalten Seite der Luftmassengrenze fielen diese als Schnee.

Grenzwetterlage sorgt für Schnee

Wetterlagen mit einer Luftmassengrenze, die zu anhaltenden Niederschlägen führen können, kommen über Mitteleuropa regelmäßig vor. Wo dann die meisten Niederschläge fallen und in welcher Form sie das tun, hängt von der Jahreszeit und der konkreten Wetterlage ab. Eine vergleichbare Wetterlage gab es zuletzt Anfang März 2006. Auch damals fiel in Teilen von Südbayern innerhalb von nur ein bis zwei Tagen mehr als ein halber Meter Schnee. Die Schneekatastrophe in Norddeutschland zum Jahreswechsel 1978/79 verursachte ebenfalls eine Luftmassengrenze.

Damit es so stark wie vergangene Woche schneit, muss sehr kalte Luft aus dem Norden nach Mitteleuropa strömen. Anfang Dezember ist das ungewöhnlich. Üblicherweise kommt diese Kälte erst viel später im Winter. Die Kaltluft muss dann auf Warmluft treffen, die Feuchtigkeit gespeichert hat. Bei einer Grenzwetterlage gleitet die wärmere Luft dann auf die Kaltluft. Dabei entsteht Niederschlag, und wenn es in tieferen Luftschichten kalt genug ist, fällt Schnee. Wäre es jedoch am Wochenende ein paar Grad wärmer gewesen, hätte es sehr heftig geregnet.

Schneefall im Winter ist kein Argument gegen den Klimawandel

Heftiger Schneefall innerhalb kurzer Zeit ist dramatisch. Aber er ist zunächst einmal ein kurzfristiges Wetterereignis. Klima ist dagegen die Gesamtheit des Wetters über einen langen Zeitraum. Es ist also egal, ob es Anfang Dezember heftig schneit oder frühlingshaft warm ist: Beides ist weder ein Beweis für den menschengemachten Klimawandel noch dagegen.

Es gibt jedoch einen Zweig der Klimaforschung, der untersucht, ob bestimmte Ereignisse wie heftiger Schneefall mit dem Klima zusammenhängen: die Attributionsforschung (Zuordnungsforschung). Hier geht es aber nicht um die Frage, ob irgendein einzelnes Wetterereignis unmittelbare Folge des Klimawandels ist, sondern: Welchen Anteil hat der Klimawandel daran, dass dieses Ereignis möglicherweise häufiger oder stärker auftritt? Beim Niederschlag funktioniert das leider nicht so gut, sagt Karsten Haustein, Klima- und Extremwetterforscher am Institut für Meteorologie der Universität Leipzig.

Es gibt aber Anhaltspunkte für Zusammenhänge, zum Beispiel, dass die Luft mit jedem Grad Erwärmung sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, die dann als Niederschlag fallen können. Auch an der Zahl der Tage, an denen Schnee liegt, lässt sich der Klimawandel ablesen: In Bayern gab es in den 1960er-Jahren durchschnittlich noch 72 Schneetage. In den zehn Jahren vor 2022 waren es nur noch rund 40.

DWD: Zeiten mit geschlossener Schneedecke werden kürzer

Mit den steigenden Temperaturen werden die Zahl der Schneedeckentage und die mittlere Schneehöhe voraussichtlich weiter abnehmen. Der DWD rechnet zudem damit, dass die Zeiten mit einer geschlossenen Schneedecke kürzer werden. Das liegt insbesondere daran, dass es im Frühjahr sonniger und deutlich wärmer wird.

Der Temperaturanstieg wird sich bis zum Ende des Jahrhunderts weiter fortsetzen. Für Schnee sind das ungünstige Voraussetzungen. Das schließt allerdings nicht aus, dass es auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer wieder einmal einen schneereichen und/oder kalten Winter geben kann. Die Wahrscheinlichkeit dafür nimmt allerdings ab.

Dieser Artikel ist erstmals am 05. Dezember 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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