Wissenschaftler aus Kalifornien haben am 3. Februar 2020 im Fachblatt Nature climate change eine Studie veröffentlicht, wonach weniger Aerosole über Europa einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass es keine harten Winter mehr gibt.
Die globale Verdunklung der Atmosphäre seit 1950
Seit den 1950er Jahren haben Wissenschaftler weltweit hunderte Messstationen errichtet, um die Sonneneinstrahlung zu messen. Die zunehmende Luftverschmutzung zu dieser Zeit führte dazu, dass sich die Sonneneinstrahlung zwischen 1961 bis 1990 um geschätzt vier Prozent verringert hatte. Das fasst eine Studie von Beate G. Liepert zusammen, die am 24. Mai 2002 in der Fachzeitschrift Geophysical Resarch Letters veröffentlicht wurde.
Aerosole sind Schwebeteilchen in der Luft
Aerosole sind winzige Teilchen oder Tröpfchen, die in der Luft schweben. Sie bilden sich beispielsweise aus Autoabgasen und aus der Abluft von Industrieanlagen. Auch Heizkraftwerke, Brandrodungen und die Nutzung von Holz, Kohle, Öl oder Gas als Energieträger - auch in Privathaushalten - erhöht die Konzentration von Aerosolen in der Luft. Außerdem setzen Vulkanausbrüche solche Schwebeteilchen frei.
Die Luftverschmutzung hat seit 1970 über Europa abgenommen
Die kalifornischen Forscher um Yuan Wang stellen fest, dass dank strengerer Umweltauflagen die Luftverschmutzung über Europa stark zurückgegangen ist. Das führt dazu, dass mehr Sonnenlicht auf die Erdoberfläche trifft. Hinzu kommt die globale Klimaerwärmung.
"Die Ergebnisse zeigen, wie bedeutend Aerosole sind, die vom Menschen verursacht werden, und welche Auswirkungen sie auf extreme Wettersituationen in der Vergangenheit und auch in Zukunft haben werden." Yuan Wang, California Institute of Technology in Pasadena, USA
Der Jetstream hat sich im Winter über Europa stabilisiert
Saubere Luft über Europa hat einen weiteren Effekt: Die Temperaturunterschiede zwischen der kühlen Arktis und den vergleichsweise warmen mittleren Breiten sind etwas größer geworden. Das stabilisiert den Jetstream in den Wintermonaten. Die schnellen Winde in großer Höhe zeigen keine großen Pendelbewegungen mehr. Sie bringen also auch kaum mehr arktische Luft nach Europa. Extreme Kältetage sind somit selten geworden.
"Die Zahl der extremen Kältetage hat seit 1950 in Europa um das Zwei- bis Dreifache abgenommen. Unsere Daten enthüllen die eindeutige Signatur der anthropogenen Aerosole im winterlichen Jetstream." Yuan Wang, California Institute of Technology in Pasadena, USA
Der ausgleichende Effekt durch vergleichsweise saubere Luft wird sich in Zukunft vermutlich nicht weiter verstärken, weil die die Luftverschmutzung in Europa nicht weiter sinken wird.