Stadtansicht mit dem ThyssenKrupp Huettenwerk in Duisburg-Bruckhausen, Fahrradfahrer im Vordergrund, Straßenverkehr, Feinstaub, Lungenkrebs.
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Forschende haben nun gezeigt, dass Feinstaub die Ursache für die Entstehung von Lungenkrebs sein kann.

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Neue Studie: So entsteht durch Feinstaub Lungenkrebs

Feinstaub und Lungenkrebs: Forschende gehen schon länger von einem Zusammenhang aus. Nun konnte gezeigt werden, wie genau die Staubpartikel das Tumorwachstum begünstigen. Eine genetische Mutation ist dafür die Vorbedingung.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Zuletzt hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer Beurteilung der gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub deutlich darauf hingewiesen, dass eine gesteigerte Belastung mit schwerwiegenden Gesundheitsfolgen in Verbindung steht. Dabei geht es in der Hauptsache um "PM2,5": So werden die Bestandteile des Feinstaubs genannt, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind.

"Nature"-Studie: PM2,5-Staub als Ursache für Lungenkrebs

Eine britische Forschungsgruppe hat jetzt in einer mehrteiligen Studie im Fachblatt "Nature" gezeigt, dass der PM2,5-Feinstaub für die Entstehung von Lungenkrebs ursächlich sein kann. Diese Feinstaubpartikel können beim Einatmen bis in die kleinsten Verästelungen der Lungenzellen gelangen. Seit Jahren gehen Forschende davon aus, dass diese winzigen Teilchen mit Lungenkrebs in Zusammenhang stehen.

Spezielle Tumorerkrankungen nehmen zu

Dabei geht es um einen speziellen Lungenkrebs, das sogenannte Adeno-Lungenkarzinom, bekannt auch als nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (NSCLC). Dieser Tumor tritt seit einigen Jahren verstärkt auf und entsteht im Gegensatz zu anderen Lungentumoren nicht durch das Rauchen von nikotinhaltigen Zigaretten. Frauen erkranken daran zwei- bis viermal so häufig wie Männer.

Bisher gingen die Forschenden davon aus, dass diese winzigen Staubpartikel das Erbgut der Lungenzellen verändern. Denn bei allen Menschen, die weltweit an diesem Tumor erkranken, lässt sich eine übereinstimmende genetische Mutation nachweisen, und zwar an einem spezifischen Rezeptor, der für das Wachstum der Lungenzellen verantwortlich ist. Ist der mutiert, kann das dazu führen, dass Tumorzellen unkontrolliert wachsen und sich vermehren. Die Forschenden konnten bei etwa der Hälfte der 32.000 untersuchten Personen die entsprechende Mutation in den Lungenzellen nachweisen.

Suche nach dem Krebs-Auslöser: Forschende analysieren Tumorentstehung genauer

In der vorliegenden Studie wurde die Auslösung der Krebserkrankung genauer in den Blick genommen: Dafür führten die Forschenden gezielt diese Mutationen in die Atemwege von Mäusen ein. Zunächst entwickelten nur wenige Mäuse Tumore. Als die Mäuse aber hohen Feinstaubdosierungen ausgesetzt wurden, traten plötzlich mehr Tumore auf. Dies zeigt, dass der Feinstaub nicht direkt das Erbgut der Lungenzellen verändert, sondern als Auslöser oder Förderer der Tumorentstehung wirkt. Klaus Rabe, Vorstand des Deutschen Zentrums für Lungenforschung, führt das noch einmal genauer aus: "Es ist nicht so, dass das Einatmen von diesen Partikeln eine gesunde Lunge zu genetischen Alterationen veranlasst, die dann Krebs machen. Vielmehr ist es so, dass wir zu einem nicht geringen Teil diese Mutationen schon in gesunden Zellen haben."

Feinstaub führt zu Entzündungen in der Lunge

Die Forschenden konnten auch zeigen, wie die Staubpartikel den Tumor zum Wachsen bringen: Die Staubpartikel in der Lunge verursachen Entzündungen, die in Kombination mit der genetischen Mutation, die Entstehung von Tumoren begünstigen. Der Feinstaub wirkt dann wie ein Booster, der den Krebs wachsen lässt. Aufgrund dieser Erkenntnisse fordern die Wissenschaftler eine weitere Reduzierung der Grenzwerte für Feinstaub, um das Risiko der Entwicklung von Adeno-Lungentumoren zu minimieren. Diese Art von Tumoren macht etwa 15 Prozent aller möglichen Lungentumore aus.

Feinstaub und die Gesundheit: Herzinfarkt, Diabetes, Alzheimer

Feinstaub steht seit Jahren im Verdacht, sich negativ auf die Gesundheit auszuwirken. So wird zum Beispiel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen, durch Feinstaub erhöht. Darüber hinaus gibt es auch Hinweise darauf, dass Feinstaub Diabetes oder Alzheimer auslösen kann. Der in Deutschland geltende Jahresmittelgrenzwert für PM2,5 liegt weit über der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Grenzmarke. In der EU wird derzeit über eine weitere Absenkung der Grenzwerte für Luftschadstoffe diskutiert.

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