Drei Handvoll Paranüsse in einer geöffneten Vesperbox aus Edelstahl, daneben liegt ein Apfel auf dem Holztisch
Bildrechte: BR / Ursula Klement

200 Gramm Paranüsse

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Nüsse als Snack: Was ist zu viel?

Nüsse sind gesund und wichtig für eine nachhaltige Ernährung der Weltbevölkerung. Deswegen raten Ernährungsexperten, mehr Nüsse zu verzehren. Diese Empfehlung gilt für alle Nüsse – bis auf eine.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Rund zehn mal soviel Nüsse wie bisher sollten wir im Durchschnitt pro Kopf essen. Das ist die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Doch bitte nicht mehr als zwei Paranüsse pro Tag, sagen die Experten, die die Zeitschrift Ökotest für die Ausgabe vom März 2023 befragt hat. Sind Paranüsse keine Nüsse wie andere auch?

Viele wertvolle Inhaltsstoffe

Nüsse enthalten wertvolle Fettsäuren, hochwertiges Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe und zum Beispiel Polyphenole – sie sind ein gesundes Lebensmittel, das nachgewiesenermaßen positive Wirkungen auf das Herz und Kreislaufsystem hat. Gilt das auch für Paranüsse? Ja, Paranüsse enthalten auch wertvolle Fettsäuren, Vitamine und besonders viel Selen. Ein Element, das vor allem in Eiern, Fisch und Fleisch enthalten ist. Bei veganer Ernährung kann es deshalb häufig zu Selenmangel kommen.

Paranüsse: von Natur aus radioaktiv

Doch Paranüsse – und das ist das Problem - enthalten auch besonders viel radioaktives Radium. Deswegen sollte man nicht mehr als zwei Paranüsse am Tag essen. Angela Dietz vom Kompetenzzentrum Ernährung in Freising, kurz "KErn", pflichtet der Empfehlung von Ökotest bei. "Von daher würde ich schon raten bei Erwachsenen maximal zwei Paranüsse und bei Kindern eher auf andere Nüsse ausweichen.“ Paranüsse stammen vor allem aus Brasilien, Bolivien und Peru, sie kommen im südamerikanischen Regenwald wild vor. Die Bäume werden bis zu 60 Meter hoch und haben die Eigenart, mit ihren Wurzeln viel Radium und Barium aufzunehmen. Mit zwei Paranüssen pro Tag nimmt man durch das Radium im Jahr eine Strahlendosis von rund 160 Mikrosievert auf. Zum Vergleich: Die Strahlendosis, die man im Durchschnitt sonst durch die gesamte Nahrung im Jahr zu sich nimmt, liegt bei 300 Mikrosievert. Barium ist nicht radioaktiv, in höheren Dosen kann es den Organismus schädigen, weil es unter Umständen Bluthochdruck fördert und die Nierenfunktion beeinträchtigt.

An den anderen Nüssen kann man sich auch mal satt essen

Alle anderen Nüsse enthalten nach Auskunft von Angela Dietz grundsätzlich keine problematischen Inhaltsstoffe. "Wenn man jetzt sagt, man isst jetzt größere Mengen an Walnüssen kann man das durchaus machen." Nüsse seien grundsätzlich wertvolle Lebensmittel mit B- und E-Vitaminen sowie Ballaststoffen. Je nach Nussart liegt der Fettgehalt bei fünfzig bis siebzig Prozent. Die Nuss-Fettsäuren gelten als günstig. Salopp gesagt, steckt in den Nüssen gesundes Fett. Dennoch sollte man den Fettgehalt der Nüsse nicht unterschätzen, mahnt Ernährungsexpertin Angela Dietz vom Kompetenz-Zentrum Ernährung. Hundert Gramm Nüsse haben 600, 700 Kilokalorien. "Und das ist letztendlich der Energiegehalt von einer Mahlzeit."

Planetary Health Diet: 50 Gramm Nüsse am Tag

Der Prokopfkonsum in Deutschland liegt der Nationalen Verzehrsstudie zufolge bei drei Gramm Nüssen am Tag. Die Planetary Health Diet, also die Ernährungsweise, die es ermöglicht, dass sich 10 Milliarden Menschen nachhaltig und gesund ernähren könnten, sieht 50 Gramm Nüsse pro Tag vor. Ungefähr 25 Gramm Baumnüsse und rund 25 Gramm Erdnüsse. Erdnüsse sind weniger fett als die meisten anderen Nüsse.

In einer Nusspackung sind nicht selten 200 Gramm Nüsse drin, das wär also zu viel für jeden Tag. Doch immer mal wieder? Man kann ja erst mal so viel Nüsse essen, wie man mag und wenn man nicht zunimmt, dann passts auch – so der Rat von Angela Dietz.

Finger weg von muffigen oder ranzigen Nüssen

Nüsse, die muffig riechen oder sehr bitter und ranzig schmecken, sollte man jedoch auf keinen Fall essen. Außerdem empfiehlt es sich, gründlich zu schauen, damit man sicher geht, dass die die Nüsse nicht schimmelig sind. Denn Schimmelpilz-Gifte wie Aflatoxin sind eine gravierende Gefahr für die Gesundheit.

Umweltbilanz: Kommt auf die Nuss an

Wie umweltfreundlich sind Nüsse? Die Bilanz hängt zum einen vor allem vom Wasserfußabdruck ab und zum anderen von Faktoren wie CO2-Ausstoß und Flächenbedarf. Wal- und Haselnüsse aus Gebieten in denen kein Wassermangel herrscht, am besten gleich aus der Region, sind besonders umweltfreundlich. Die Ernährungsökologin Eleonore Heil von der Universität Gießen bringt in dem Zusammenhang auch Sonnenblumenkerne und Leinsamen ins Spiel. Sie haben ähnlich wertvolle Fettsäuren wie die Nüsse und schneiden bei der Umweltbilanz viel besser ab als viele Nussarten.

Statt Paranuss: Andere Selenquellen

Sonnenblumenkerne und Leinsamen sind auch eine gute Alternative für Veganerinnen und Veganer, die auf der Suche sind nach selenhaltigen Lebensmitteln. "Die enthalten zwar nicht diese hohen Mengen an Selen aber durchaus nennenswerte Mengen." Sagt Ernährungs-Expertin Angela Dietz. Weitere selenreiche Lebensmittel sind zum Beispiel Hafer, Reis, Hülsenfrüchte, Steinpilze, Champignons, Kohl und zum Beispiel Sesam. Alle anderen Nüsse außer der Paranuss sind keine ernstzunehmenden Selenlieferanten.

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