Hand hält große Hagelkörner über Haufen von Hagelkörnern
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk

Im August 2023 richtete Hagel in Oberbayern große Schäden an.

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Extremwetter 2023: Schnee, Hagel und der wärmste Herbst

Das Jahr 2023 war das wärmste Jahr in der Geschichte der Wetteraufzeichnung, weltweit wie auch in Bayern. Verantwortlich dafür war im Wesentlichen ein extrem warmer Herbst. Ein Rückblick in die Daten.

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Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Schon der Jahreswechsel 2022/2023 brachte einen ersten Rekord: rund 19 Grad Celsius am Neujahrstag in München! Noch nie war es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zum Jahresbeginn hier so warm. Ein Startschuss der Superlative, doch dann kam der Frühling nur langsam voran: Dauerregen machte vor allem der Landwirtschaft in den ersten Wochen des Jahres zu schaffen. Matschige Äcker machten es vielen Bauern in Bayern unmöglich, ihre Saat auszubringen. Für die Natur war der Regen allerdings ein Glücksfall: Die Böden konnten ihre Wasservorräte auffüllen.

Mai: Start in den (fast) ewigen Sommer

Spätestens der Mai brachte schließlich die Wende: viel Sonnenschein, hohe Temperaturen und zunehmend trockene Böden. Weltweit folgte der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, Menschen litten unter enormer Dauerhitze, wie etwa in Italien mit Temperaturen jenseits der 40 Grad. Temperaturrekorde haben Juni, Juli und August in Bayern nicht gebrochen. Mit jeweils drei, fünf und sieben Hitzetagen, also Tagen mit mindestens 30 Grad, lag aber auch der Freistaat deutlich über dem Durchschnitt. Die folgende Grafik zeigt, wo die Temperaturentwicklung hingeht:

Temperaturentwicklung für Bayern nach Jahreszeiten

2023 insgesamt relativ wenig Extremwetter-Ereignisse

Immerhin blieben trotz der Hitze, die immer wieder von kühleren Wetterphasen durchbrochen wurde, extreme Wetterphänomene wie starke Tornados oder Sturzfluten aus. In Oberbayern mussten jedoch im August die Einwohner zahlreicher Ortschaften wie Benediktbeuren ein regelrechtes Bombardement tennisballgroßer Hagelkörner über sich ergehen lassen. Rund 90 Prozent der Dachflächen des Ortes wurden zerstört. Allein die Schäden an der Basilika des über die Region hinaus bekannten Klosters gehen in die Millionen.

"Goldener Oktober"- und dazu ein hochkarätiger September und November

Verantwortlich für den Temperaturrekord war laut Meteorologen der in der bayerischen Wettergeschichte einzigartige Herbst. Den Auftakt bildete der wärmste September seit Beginn der Wetteraufzeichnungen: blauer Himmel, fast kein Regen und überdurchschnittlich hohe Temperaturen. Mit einer Abweichung von plus 4,3 Grad im Mittel war es in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern besonders heiß. Bayern war mit plus 3,7 Grad sogar ein vergleichsweise kühles Bundesland. Allerdings tauchte der Freistaat im Herbst auch in verschiedenen Statistiken auf dem ersten Platz auf: So hatte Chieming im Oktober mit 170 Sonnenstunden den bundesweit ersten Platz an der Sonne. Allerdings führte auch mit bescheidenen 28 Litern Niederschlag pro Quadratmeter Kröning-Leisteneck in Niederbayern die Statistik an.

Dezember: München versinkt im Schnee

Auf Sonne und Wärme im Herbst folgte im Dezember die Abkühlung in Form einer mächtigen Schneewalze, vor allem im Raum München. Am ersten Adventssonntag fielen hier in kurzer Zeit bis zu 50 Zentimeter Neuschnee, der zeitweise in der gesamten Region für Chaos sorgte. An insgesamt 18 Stationen wurde die höchste Schneedecke im Dezember seit 1961 gemessen.

Laut Deutschem Wetterdienst muss Bayern im Schnitt alle zwanzig bis dreißig Jahre mit vergleichbar starken Schneefällen rechnen. Zuletzt wurde beispielsweise im Jahr 2006 in München-Friedenheim eine Schneedecke von rund 60 Zentimetern Höhe gemessen, die Schneefälle innerhalb von rund 30 Stunden angehäuft hatten. Dass die weiße Pracht aber im Dezember niedergeht, ist sogar ein noch größerer Ausreißer – Januar und Februar sind in Bayern für gewöhnlich die schneereicheren Wintermonate. Die folgende Grafik zeigt das anhand einiger ausgewählter Stationen:

Grafik: Schneehöhe in den Wintern der Jahre 1961, 1991, 2021 und 2023

Die Rolle des Klimawandels

Einzelne Wetterkapriolen oder Unwetter lassen sich nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes bis heute nicht eindeutig als direkte Folge des Klimawandels einordnen. Fest steht allerdings: Je wärmer die Atmosphäre, desto mehr Energie ist in ihr enthalten. Deswegen rechnen Wissenschaftler auch bei zunehmenden Temperaturen mit einem Anstieg der Häufigkeit extremer Wetterereignisse. So dürfte der letzte Rekord in diesem Jahr Anlass zum Nachdenken geben: Erstmals in der Geschichte wird der Jahresdurchschnittswert mit vermutlich deutlich über 10 Grad Celsius zweistellig ausfallen.

Überblick: Das Jahr 2023 in Bayern im langjährigen Vergleich

Über die Daten

Stand der Daten 25.12.2023

Alle untersuchten Daten werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zur Verfügung gestellt. Basis für die historische Einordnung ist die von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) festgelegte Klimatologische Referenzperiode 1961-1990.

Der DWD stellt die langjährigen Gebietsmittelwerte für die Temperatur mithilfe eines Rasters mit einer Auflösung von 1 km dar. Das Raster entsteht, indem die Daten der einzelnen Wetterstationen flächendeckend umgerechnet werden. Diese Daten sind die Grundlage der Grafik zur Temperaturentwicklung in Bayern.

Grundlage für alle weiteren Grafiken und die Analyseergebnisse im Text sind die Daten ausgewählter DWD-Stationen, die für den Zeitraum 1961-2023 regelmäßig Messungen der entsprechenden Merkmale (Temperatur, Niederschlag, Schneehöhe) durchgeführt haben. Ihnen fehlen für den genannten Zeitraum in nicht mehr als 15 Jahren Daten.

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