Ein Mann läuft an einem Baum vorbei, der durch den Schnee seine Blätter verloren hat.
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Auch extremer Schneefall wird vom Klimawandel beeinflusst.

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Bayern im Jahr 2050: Warme Winter und wenig Frost

Die globale Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen – darum geht es bei der Klimakonferenz in Dubai. Was würde diese Erwärmung für Bayern bedeuten? BR Data hat Daten für alle Landkreise ausgewertet: So werden sich Frosttage und Winter-Temperatur entwickeln.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Bayern hat einen Wintereinbruch erlebt, wie schon lange nicht mehr. Tagelang gab es Einschränkungen beim Flug- und Bahnverkehr. In München türmte sich der Schnee innerhalb weniger Stunden fast einen halben Meter hoch. Solche Extremwetter werden auch vom Klimawandel beeinflusst, erklärte ARD-Meteorologe Sven Plöger. Denn ein Grund für den jüngsten Schneerekord sind die warmen Meerestemperaturen, wodurch die Tiefs viel Feuchtigkeit mitgenommen haben, der bei uns als Schnee herunterkam.

Ebenfalls durch den Klimawandel beeinflusst sind Temperaturrekorde auch im Winter, wie beispielsweise an Silvester im vergangenen Jahr: 20 Grad – so hoch stiegen die Temperaturen noch nie an einem Silvestertag in München.

Wie geht diese Entwicklung weiter? Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) hat dazu umfangreiche Projektionsdaten berechnet – für jeden bayerischen Landkreis. Das Datenjournalismus-Team des Bayerischen Rundfunks hat die Daten des LfU für jeden bayerischen Landkreis aufbereitet, sodass ein Blick in die Klima-Zukunft Bayerns möglich wird.

Prognosen für drei Klimaszenarien

In den Daten sind drei Szenarien beschrieben: ein Bayern ohne zusätzlichen Klimaschutz, mit gemäßigtem Klimaschutz und mit starkem Klimaschutz. Wissenschaftler sprechen dabei von den Emissions-Szenarien RCP 8.5, 4.5 und 2.6. Wobei das Szenario RCP 8.5 der Annahme folgt, die Welt würde so weitermachen wie bisher und noch viele Jahrzehnte Öl, Gas und Kohle verbrennen. Das Szenario RCP 2.6 hingegen geht von ausgesprochen ehrgeizigen und schnellen Klimaschutzmaßnahmen aus – nach heutigem Stand ist bereits unwahrscheinlich, dass es noch eintritt.

Interaktive Grafik: Durchschnittliche Wintertemperatur

Überall in Bayern wird es nach den Berechnungen des LfU 2050 auch im Winter wärmer. Im Szenario, das eine deutliche Erwärmung voraussagt, erreicht kein Landkreis oder kreisfreie Stadt mehr Durchschnittstemperaturen unter Null im Winter. In der Vergangenheit war das fast überall der Fall. Bei starkem Klimaschutz werden zumindest einige Landkreise im Alpenraum noch im Durchschnitt kältere Winter erleben.

Die Daten des LfU sind da eindeutig, so Sprecher Bäse: "Wir messen bereits jetzt zwischen 1951 und 2019 eine Erhöhung um 1,9 Grad. Und diese Erwärmung setzt sich fort. Und eben je nachdem, wie stark wir Klimaschutz betreiben, wird sich das eben stärker oder weniger stark fortsetzen." Schon heute ist die Erwärmung in Bayern weiter fortgeschritten als im weltweiten Durchschnitt.

Das hat auch direkten Einfluss auf die Zeit, in der Frost herrscht. Denn die wird kürzer in allen bayerischen Landkreisen.

Interaktive Grafik: Verkürzung der Frostzeit im Jahr 2050

Das bringt Probleme für die Landwirtschaft mit sich. Genau das ist auch der Grund, warum Klimaprojektionen wichtig sind: "Viele Entscheidungen, auch vor Ort im Lokalen, haben einen langfristigen Planungshorizont, wenn es um Investitionen geht. Dazu müssen wir wissen, was auf uns zukommt", begründet Professor Harald Kunstmann die aufwendige Arbeit mit Klimadaten. Er ist Lehrstuhlinhaber für Regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg.

Regionale Vorhersagen sind wichtig

Damit die Forschung regional sinnvoll einsetzbar ist, müssen große Modelle, die die ganze Welt beschreiben, für kleinere Regionen wie Bayern verfeinert werden. Daran forscht Professor Harald Kunstmann. Er vergleicht die Verfeinerung der Modelle mit einer Brille mit eingebautem Zoom: "Das Loisachtal hat eine Ausdehnung von drei oder vier Kilometern. Wenn ich da mit einer Brille hinschaue, die 50 Kilometer Auflösung hat, dann sehe ich gar kein Loisachtal. Da sind Innsbruck und Garmisch fast eins, dabei ist das ein Riesenunterschied."

Genau so eine Verfeinerung hat das LfU berechnet. Mithilfe von Wetter-Messdaten werden über Klimamodelle Prognosen berechnet. Das Ergebnis sind die gezeigten drei Szenarien für ein zukünftiges Bayern. In diese Szenarien fließen neben Annahmen zum Klimaschutz auch solche zur Bevölkerungsentwicklung, Landnutzung und technologischen Entwicklung ein. Aus diesem Zusammenspiel – Messdaten, Szenarien und Klimamodelle – ergeben sich Projektionen, wie Bayern zukünftig aussehen könnte.

Damit diese Projektionen für Bayern auch richtigliegen, haben Experten des LfU ein Prüfverfahren entwickelt: Dabei wurde getestet, ob die Klimamodelle in der Vergangenheit richtiglagen. Denn gerade Bayern stellt eine Herausforderung dar, erläutert der Sprecher des LfU, Frank Bäse: "Wir haben in Bayern die Situation, dass wir ein sehr starkes Relief haben. Wir haben Teile der Alpen, Mittelgebirge und auch tiefere Lagen. Und das ist für verschiedene Modelle unterschiedlich gut abbildbar."

Der Mensch ist der entscheidende Faktor

Die hier gezeigte Entwicklung wird natürlich auch nach dem Jahr 2050 nicht aufhören, sondern sich in vielen Bereichen sogar beschleunigen. In manchen Regionen Bayerns eher langsam oder sogar fast unmerklich, in anderen dagegen schneller und mit deutlichen Auswirkungen auf Mensch und Natur.

Offen ist, welches Szenario im Jahr 2050 tatsächlich eintreten wird. Das hängt vor allem am Menschen und den Klimaschutz-Maßnahmen, die jetzt beschlossen werden. Denn in den berechneten Szenarien sind genau das die großen Unbekannten.

Im Audio: So heftig war der Wintereinbruch in Bayern

Wintereinbruch in Bayern: Eis und Schnee
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Wintereinbruch in Bayern: Eis und Schnee

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