Asiatische Tigermücke (Stegomyia albopicta, Aedes albopictus, Cryptus albopictus, Culex albopictus) auf einer menschlichen Haut
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Ist gefährlich und auch hierzulande verbreitet: die Asiatische Tigermücke. Sie kann 20 verschiedene Krankheitserreger übertragen.

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Ausbreitung gefährlicher Mückenarten: Was Sie dagegen tun können

Derzeit sind in Deutschland schon viele Stechmücken unterwegs. Einige von ihnen sind Krankheitsüberträger. Die Biologin Doreen Werner ruft deshalb dazu auf, beim Projekt Mückenatlas mitzumachen. So könnten bei Bedarf Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Ob es dieses Jahr besonders viele Mücken geben wird, weiß derzeit noch niemand. "Ich kann nicht in die Glaskugel schauen", sagt auch Doreen Werner, Spezialistin für Stechmückenarten beim Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur. Fest steht jedenfalls, dass schon jetzt viele aktive Stechmücken in Deutschland unterwegs sind, etwa Wald- und Wiesenmücken. Im Vergleich zu Hausmücken sind sie etwas größer und teilweise auch aggressiver. Auch die Gemeine Hausmücke baue laut Werner schon jetzt ihre erste Population auf - zwei Wochen früher als sonst. "Die Saison geht jetzt erst richtig los", gibt die Insektenforscherin allerdings zu bedenken.

Die Crux: Manche der Insekten können Krankheiten übertragen. Um die Lage überhaupt einschätzen und gegebenenfalls die erforderlichen Maßnahmen ergreifen zu können, bittet Biologin Doreen Werner die Bevölkerung, Insekten zu sammeln und dem ZALF einzuschicken. "Jede einzelne Mücke zählt", so die Biologin gegenüber dem BR.

Viele Mücken oder nicht? Warum die Prognose so schwierig ist

Bisher war das Wetter für Mücken gut, denn in den vergangenen Wochen war es warm. Doch weil Insekten so wetter- und temperaturabhängig sind, lässt sich die Entwicklung ihrer Population kaum über einen längeren Zeitraum vorhersagen.

"Mücken mögen es feucht und warm und wenn eine dieser Komponenten wegbricht, dann ist es für die Mücken schwerer sich fortzupflanzen", erklärt Mückenexpertin Werner. Bei Trockenheit fänden die Insekten keine Brutplätze, in denen sie ihre Eier ablegen können. "Dann fliegen sie schwanger für Wochen durch die Gegend", sagt die Biologin. Wenn es wiederum regnet und nicht wärmer wird, ziehe sich die Entwicklungszeit für den Aufbau der Population in die Länge.

Warum das Forschungsprojekt Mückenatlas so wichtig ist

Ein wichtiges Werkzeug, um zu sehen, wie stark sich welche Mücken wo in Deutschland ausbreiten, ist laut der Wissenschaftlerin der sogenannte Mückenatlas. Die von der Bevölkerung zugesendeten Insekten werden auf einer Deutschlandkarte eingetragen und kartiert. Neben der Identifizierung von fünf neuen Stechmückenarten konnten die Forscher um die Biologin Werner in den vergangenen Jahren so zahlreiche Gründerpopulationen von eingeschleppten Arten in Deutschland ausmachen.

Die Asiatische Tigermücke ist besonders gefährlich

Von den in Deutschland entdeckten invasiven Mückenarten hält Expertin Werner die Asiatische Tigermücke für besonders gefährlich. "Sie ist in der Lage, 20 verschiedene Krankheitserreger zu übertragen", sagt die Biologin gegenüber dem BR. Unter anderem das Dengue-Virus, das Zika-Virus und das Chikungunya-Virus gehören zu den Erregern, die von der Asiatischen Tigermücke übertragen werden, so die Forscherin. Neben der Asiatischen Tigermücke hätten sich hierzulande auch die Asiatische und die Koreanische Buschmücke etabliert. Sie seien laut Werner nicht mehr auszurotten.

Was Sie zum Schutz vor gefährlichen Mücken tun können

Um die Ausbreitung gefährlicher Mücken zu verhindern bzw. einzudämmen, appelliert die Wissenschaftlerin: "Wir bitten um Zusendung jeder einzelnen Mücke - auch der einheimischen Mücken. Aus Husum bis Berchtesgaden. Denn wir können nicht überall sein."

Wissen die Forscher über die Verbreitung gefährliche Mückenarten Bescheid, können sie entsprechende Maßnahmen ergreifen. Das heißt: Erst findet ein sogenanntes Monitoring statt, bei dem die tatsächlichen Zahlen der Tiere erfasst werden. Je nachdem, wie groß die Anzahl der Tiere ist, entscheiden die Forscher über die weitere Vorgehensweise. Ist die Anzahl der Insekten gering, kann das Beseitigen von Brutstätten und das Abdecken von Wasserreservoirs wie Regentonnen durch die Bevölkerung ausreichen. Reicht das nicht aus, "müssen wir schädlingsbekämpfende Firmen mit ins Boot holen, um die Population einzugrenzen und gegebenenfalls zu eliminieren ", sagt Doreen Werner vom ZALF.

Mückenatlas - So machen Sie mit

1. Mücke einfangen: Fangen Sie die Mücke ein, aber zerquetschen Sie sie nicht. Befördern Sie das Tier anschließend in ein verschließbares Gefäß aus Glas, Kunststoff oder ähnlichem Material.

2. Mücke einfrieren: Legen Sie das Gefäß über Nacht ins Gefrierfach. Drucken Sie das Einsendeformular aus und setzen Sie die Daten zum Fang ein. Alternativ können die Daten auch auf einem weißen Papier angegeben werden.

3. Mücke einsenden: Geben Sie die Mücke ohne sie anzufassen in einen bruchsicheren Behälter und legen Sie sie mit dem ausgefüllten Formular oder Papier in einen Umschlag oder ein Päckchen. Sendung ausreichend frankieren. Mehr Infos zu den Einsendungsmodalitäten hier.

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