Der Würzburger Weihnachtsmarkt
Bildrechte: BR/CTW Würzburg/Ralph Lazi

Süßer die Kassen nie klingen – so lohnend sind Weihnachtsmärkte

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Süßer die Kassen nie klingen – so lohnend sind Weihnachtsmärkte

Die Weihnachtsmärkte in Bayern sind wichtige Umsatzbringer – aber nicht nur für die Standbesitzer. Auch Einzelhandel, Hotels und Gastronomie profitieren. Allein die beiden Märkte in München und Nürnberg machen 500 Millionen Euro Umsatz.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Steigende Kosten haben in diesem Jahr dazu geführt, dass viele Menschen weniger Geld ausgegeben haben. Nun ist die Inflation zuletzt gesunken und dank Lohnerhöhungen ist die Kaufkraft bei etlichen Verbrauchern wieder gestiegen. Der Einzelhandel erwartet infolgedessen ein gutes Weihnachtsgeschäft. Mit ein Grund dafür sind Weihnachtsmärkte, die im Jahr zwei nach Corona wieder gut besucht sind.

Weihnachtsmärkte haben Corona fast hinter sich gelassen

Silberketten, Ringe und Ohrringe – alles handgemachte Unikate und jetzt schön drapiert: Marion Perl ist bereit für Kundschaft. Auf dem Augsburger Christkindlesmarkt verkauft sie schon seit elf Jahren – mit einer zweijährigen Unterbrechung während der Corona-Pandemie.

"Ich kann mich gut an 2020 erinnern. Wir hatten alles aufgebaut, dann kam die Klatsche", erinnert sie sich. Erwachsene Frauen und Männer standen da und hätten Rotz und Wasser geheult – kein Wunder, für viele hängt der Lebensunterhalt am Verkauf der Waren. Der Schreck wirkt nach bis heute.

Weihnachten bringt wichtigste Umsätze für Standbesitzer

Dieses Jahr soll sich der Verkauf wieder lohnen, denn Marion Perl lebt die nächsten drei Monate vom Erlös: "Es ist der wichtigste Markt im ganzen Jahr für uns. Alles beginnt im September mit den Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt, dann kaufe ich Steine und Silberelemente, um meine Schmuckstücke fertigen zu können", erzählt die Kunsthandwerkerin.

Aber nicht nur für Marion Perl ist der Weihnachtsmarkt von enormer Bedeutung. In wohl jeder Kommune in Bayern verkaufen Standbesitzer derzeit Glühwein und Bratwurst, Duftkerzen, Tee und Weihnachtssterne.

Weihnachtsstimmung färbt auf andere Geschäfte ab

Ein Drittel geben die Besucher direkt auf dem Weihnachtsmarkt aus, zwei Drittel der Ausgaben landen in den umliegenden Geschäften, in Cafés und Restaurants. Weihnachtsmarkt und Einzelhandel profitieren gegenseitig voneinander, davon ist Wolfgang Puff vom Einzelhandelsverband Bayern überzeugt: "Das Konsumverhalten ist häufig stimmungsgeprägt, ist Psychologie", so der Hauptgeschäftsführer.

Die gute Stimmung auf den Märkten färbe auf die Innenstädte ab, die durch die vielen Besucher belebt würden. Trotz der Krisen und der Inflation, die das Konsumklima schwächten, "haben wir auch Kaufkraft", so Puff. Obendrein sei Konsum gut für die Psyche und den Leib.

Gute Erinnerungen locken die Kundschaft

In Augsburg zum Beispiel bemerkt Filialleiter Peter Leis vom Herrenausstatter Eckerle Studio den Effekt, dass der Einzelhandel von Weihnachtmärkten profitiert. Bei ihm kaufen häufig Kunden vor oder nach ihrem Weihnachtsmarktbesuch: "Der Weihnachtsmarkt ist eine große Bereicherung, weil die Menschen in die Innenstadt kommen, teilweise gleich zum Einkaufen gehen oder wiederkommen, weil sie sagen, Augsburg war eine tolle Stadt, da gehe ich gerne wieder hin."

Über fünf Millionen Menschen locken allein die beiden größten Weihnachtsmärkte Nürnberg und München an und machen knapp 500 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Manche Gäste nutzen die Weihnachtsmärkte auch für einen Kurzurlaub. In München allein bringen Übernachtungsgäste über 140 Millionen Euro zusätzliche Einnahmen.

Vom Weihnachtsmarktbesuch zum Kurzurlaub

Auch in Augsburg freut sich Andreas Drobek-Stock über gutgelaunte Hotelgäste. Er ist Direktor im "Hotel am Rathaus", das bis Weihnachten gut gebucht ist: "Die Buchungszahlen sind super", so der Hoteldirektor. "Wir freuen uns sehr über die Weihnachtsmärkte, denn gerade in schlechten Zeiten sehen wir, dass dann die Buchungszahlen nach oben gehen."

Nur fünf Minuten vom Hotel entfernt verkauft Marion Perl ihre Ware auf dem Augsburger Weihnachtsmarkt. Vor ihrem Stand haben sich allerdings Pfützen gebildet, die Besucher haben Regenschirme aufgespannt. Das Geschäft laufe heute "ruhig, sehr ruhig", fasst die Standbesitzerin zusammen. Tatsächlich bleiben an den Buden wenig Menschen stehen. "Wettertechnisch spielt uns das nicht zu", seufzt die Kunsthandwerkerin.

Gänsehautmomente – Weihnachtsmarkt ist nicht nur Umsatz

Doch Marion Perl hat Stammkunden, die ihr die Treue halten. Und Kunden, die besondere Weihnachtsgeschenke suchen. So wie eine junge Frau, die bei ihrem Stand "Perlenzauber" stehen geblieben ist. "Hier findet man so viel Schönes", schwärmt sie. Auch ihr Freund interessiert sich für den Schmuck: "So hochwertige Ware findet man vor allem hier", sagt er.

Generell ist Marion Perl viel im Gespräch, auch mit Menschen, die sich einsam fühlen: "Man hat oft Gänsehautmomente, man lernt ganz, ganz viele liebe Menschen kennen." Und immer, wenn man meine, jetzt müssten alle dagewesen sein, "kommen wieder Bekannte, das ist etwas ganz Besonderes". Für Marion Perl ist der Weihnachtsmarkt daher zwar die wichtigste Einnahmequelle im Jahr, bedeute ihr aber noch viel mehr: "Ich sag’s zu jedem Kunden: Es ist Leidenschaft und Liebe."

Vom mauen Umsatz heute lässt sie sich nicht unterkriegen – denn, das sagen alle Händler hier auf dem Augsburger Christkindlesmarkt – zusammengezählt wird immer am Schluss.

Kunsthandwerk auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Matthias Merz
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Süßer die Kassen nie klingen - die Wirtschaftskraft der Weihnachtsmärkte

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