Ein Audi wird auf einer Autoshow in Yichang, Hubei province, China präsentiert.
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Ein Audi wird auf einer Autoshow in Yichang, Provinz Hubei, China präsentiert.

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Was bringt das China-Geschäft für Bayern?

China ist Bayerns größter Handelspartner, aber auch ein problematischer. Der Export in die Volksrepublik nimmt ab, während der Import zulegt. Selbst wenn sich die schwache Wirtschaft Chinas erholt, ist unklar, ob sie wieder bayerische Güter kauft.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Zahlen sind in China immer mit Vorsicht zu genießen, weil in der autokratisch geführten Volksrepublik auch Statistiker ungern schlechte Botschaften veröffentlichen. Umso bemerkenswerter ist der sogenannte PMI – der Einkaufsmanager-Index – als Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung.

Der PMI für die Produktion in den Fabriken zeigt Negatives: Er fiel im Dezember auf 49 Punkte, den schlechtesten Wert seit sechs Monaten. Alles unter 50 bedeutet wirtschaftlichen Abschwung. Das nationale chinesische Statistikbüro kommentierte die neuen Zahlen als "zunehmend kompliziert, hart und unsicher". Besser sehen die Zahlen allerdings bei den Dienstleistungen aus.

Moderates Handelsdefizit für Bayern

Zusammengenommen zeichnet sich aber keine kräftige Erholung ab. Denn Verbraucher und Firmen in China sind über ein Jahr nach dem Ende einer knallharten Corona-Lockdown-Politik nach wie vor verunsichert: Hohe Jugendarbeitslosigkeit und eine schwelende Immobilienkrise, die die Ersparnisse von Millionen Familien bedroht, sind die Folgen. Die Regierung verspricht seit Monaten Unterstützung, das Vertrauen scheint aber noch nicht zurückgekehrt. Denn auch die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist auf Kunden angewiesen und die halten sich offenbar zurück. Jedenfalls nennt das Statistikamt in Peking schwache Nachfrage aus dem Ausland als Grund für die niedrigen Werte beim PMI.

So kaufte etwa Bayern zwischen Januar und Oktober 2023 zwar 0,7 Prozent mehr Waren aus China ein. Aber in den letzten fünf Jahren war dieser Import weitaus stärker. Der Export von Bayern nach China geht bereits seit 2019 zurück – speziell im Corona-Jahr 2020 mit minus 6,4 Prozent ein starker Trend. 2022 lief es dann wieder besser, Bayern exportierte Waren im Wert von 18,5 Milliarden Euro nach China.

Aktuell trübt sich das Bild aber offenbar wieder ein: Die Zahlen von Januar bis Oktober 2023 zeigen einen Rückgang von 4,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Unterm Strich steht für Bayern ein Handelsdefizit von 15,2 Milliarden Euro. Ein "moderater Rückgang", urteilt die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, Deutschlands größte IHK. Allerdings: Vor allem chemische Vorprodukte, Elektrotechnik und Maschinen aus Bayern verkauften sich in China schlechter.

Wo es gut lief für bayerische Waren in China

Aber es gibt auch positive Beispiele für bayerische Exporte nach China: Pharmazeutische Produkte legten sogar um 79 Prozent zu, Nachrichtentechnik um knapp ein Drittel. Gut liefen auch Maschinen für die Verarbeitung von Kautschuk und Kunststoffen, so Almut Burkhardt von der IHK für München und Oberbayern: "Diese Spezialmaschinen konnten somit entgegen dem Trend bei herkömmlichen Maschinen deutlich zulegen." Das zeige, wie breit die bayerische Wirtschaft im Geschäft mit China aufgestellt sei.

E-Autos aus Bayern eher nicht der Trend in China

Nachdem Audi- und VW-Modelle den chinesischen Automobilmarkt dominiert hatten, solange es um Verbrenner ging, ist die Lage mittlerweile völlig anders. E-Antrieb oder Hybrid sind in China angesagt und machen bis zur Hälfte neuer Zulassungen aus. Tesla und chinesische Marken bestimmen das Straßenbild. Die Deutschen dagegen fallen zurück, bieten nicht genug digitale Technik und vergleichsweise altmodisches Design. Nur in zwei Marktsegmenten führen deutsche E-Modelle in China, dem größten Automarkt der Welt. Darunter der BMW iX3 mit knapp der Hälfte verkaufter E-Autos zwischen umgerechnet 50.000 und 65.000 Euro.

Wie geht es weiter, wenn etwa China im Falle eines Handelsstreits Importzölle auf Autos aus Europa verhängen würde? "Dies würde vor allem die Hersteller aus Deutschland treffen", sagt der auf Asien spezialisierte Automobil-Analyst Jochen Siebert. "Denn die Deutschen führen bei weitem mit 60 Prozent aller Importe in China. Viele dieser Autos von Mercedes, BMW, Audi oder Porsche kosten mehr als 100.000 Euro und sind hoch profitabel für die Hersteller."

Mögliche Handelsstreitigkeiten mit Folgen wie eben Importzöllen sind ein Grund, warum EU und Bundesregierung darauf drängen, dass sich die Wirtschaft in strategisch wichtigen Bereichen unabhängiger macht von China – das ist das sogenannte De-Risking.

Bayern versucht unabhängiger zu werden

Tatsächlich sei der Effekt von De-Risking auch in der bayerischen Wirtschaft spürbar, sagt Almut Burkhardt von der IHK München-Oberbayern: De-Risking sei für die Unternehmen ein wichtiger Aspekt, vor allem mit Blick auf das Spannungsverhältnis China-USA sowie die Stabilität der Lieferketten. "Wir stellen im Austausch mit den Unternehmen und den Experten vor Ort fest, dass vor allem die großen Unternehmen dazu übergehen, in China für den chinesischen Markt zu produzieren (in China für China/Blockbildung) und gleichzeitig in Asien weitere Standorte aufbauen (China +1 oder +2)." Umgekehrt bedeutet das auch: Die reinen Exportzahlen sagen gar nicht mehr so viel aus über die Bilanz des bayerischen China-Geschäfts.

Dass die Volksrepublik Bayern weiter für wichtig hält, zeigte der Besuch von Premier Li Qiang in München vergangenen Sommer – seiner einzigen Station in Deutschland neben Berlin. Dabei ging es Li vor allem um Shakehands mit den Chefs von BMW und Siemens. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte, wie wichtig ihm die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und China sind.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte schon zuvor eine engere Kooperation bei seinem Lieblingsthema Wasserstoff angekündigt. Dazu schreibt Pressesprecher Jürgen Marks auf BR-Anfrage: "Die im Jahr 2021 angekündigte bayerisch-chinesische Wasserstoffrunde konnte aufgrund von Corona Anfang 2022 nicht ins Leben gerufen werden. Wir unterstützen jedoch unsere Unternehmen bei Wasserstoffaktivitäten mit den bewährten Instrumenten unserer Außenwirtschaftspolitik, in erster Linie also durch die bayerischen Repräsentanzbüros in China, sowie durch das Wasserstoffbündnis H2.B." Bayern hat Büros in den chinesischen Städten Qingdao, Shenzhen und Chengdu.

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