Die Flaggen von Deutschland und China wehen vor dem Bundeskanzleramt, im Hintergrund die Kuppel des Reichstagsgebäudes.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Kay Nietfeld

Umdenken gefordert: Deutschland müsse seine wirtschaftlichen Verbindungen mit China neu sortieren, fordert ein Experte aus den USA.

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US-Experte: "China ein Risiko für deutsche Firmen"

Vom Wachstumsmarkt zum Risiko: In den vergangenen Jahren hat sich der Blick vieler Unternehmen auf China deutlich geändert. Immer wieder klagen ausländische Firmen über eine Benachteiligung durch die Regierung in Peking.

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Im internationalen Handel wirft die EU China teils unlautere Methoden vor. Dazu kommen Überwachung und Spionage. Einer der führenden China-Experten sagte dem Bayerischen Rundfunk, besonders kleinere Hightech-Unternehmen seien gefährdet. Etwa "Hidden Champions": Das sind deutsche Mittelständler, die in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sind, aber mit innovativen Produkten und pfiffigen Systemlösungen ihre jeweiligen Weltmärkte dominieren. Dazu kommen Start-ups, also junge Firmen, die mit Hightech in IT, Luft- und Raumfahrt oder Automobil- und Maschinenbau der Konkurrenz weit voraus sind. Ihr wertvollstes Gut sind Ideen und Patente.

China-Experte: "Bundesregierung muss mehr tun"

Und genau darauf habe es China zunehmend abgesehen, sagte Glenn Tiffert dem BR. Der US-Wissenschaftler von der Hoover Institution gilt als einer der führenden China-Experten und mahnt: Die Bundesregierung und die hiesigen Behörden müssten mehr tun, um gerade kleinere Firmen vor Wissens-Abschöpfung zu schützen: "Um die großen Konzerne würde ich mir weniger Sorgen machen. Die haben die Strukturen und die Mittel, um Risiken abzuschätzen und zu verringern", so Tiffert. "Gefährlicher ist es für Start-ups und den deutschen Mittelstand. Denn diese Firmen haben nicht die Ressourcen. Hier muss man investieren, um den Unternehmen zu helfen."

War der Westen zu naiv?

Lange Zeit galt gerade in Deutschland das Motto "Wandel durch Handel". Dahinter steckte die Idee, autoritäre Staaten wie China oder auch Russland quasi zu umarmen. Das Kalkül: Je mehr Kontakt und wirtschaftlichen Austausch es gebe, desto schneller würden solche Länder auch westliche Ideen und Freiheiten übernehmen. Im Rückblick sei dieses Konzept weitgehend gescheitert, sagt Glenn Tiffert. Allerdings sei die Idee an sich zunächst nicht naiv gewesen. Schließlich lebe westliche Demokratie immer von Optimismus und der Hoffnung, die Welt zu verbessern. Nun aber müsse man umdenken, was teilweise auch schon geschehen sei.

Rückstand in der Chip-Industrie

In den vergangenen Jahren ist Chinas Wirtschaft in einigen Branchen so rasant gewachsen, dass sie zum Beispiel die Fertigung von Smartphones oder Solarmodulen weltweit dominiert. Tiffert erklärt diese Entwicklung mit einem massiven Einsatz von Geld und Personal. China habe gewaltige Ressourcen in Industrien gesteckt, in denen es vor allem auf die Massenproduktion von schon vorhandenen Technologien ankomme und dann die Konkurrenz im Westen mit Kampfpreisen aus dem Markt gedrängt. In einigen Hightech-Industrien sei dies aber bisher nicht gelungen. Wichtigstes Beispiel sei die Chip-Industrie. Hier gehe die Entwicklung so schnell, dass es für die oft staatlich gelenkten chinesischen Konzerne schwer sei, mit westlichen Entwicklern mitzuhalten.

Pekings Einfluss an den Unis

Ein Fokus der Forschung des China-Experten ist das Engagement in der akademischen Welt. Glenn Tiffert sieht seit Jahren zunehmende Versuche Chinas, seinen globalen Fußabdruck über die Hochschulen zu vergrößern. Eine Methode sei, westliche Universitäten und Forschungseinrichtungen nicht nur auszuspionieren, sondern mit viel Geld und Zahlungen an Wissenschaftler und Institute die Präsenz und das Image Pekings im Ausland zu stärken.

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