Kleinserien-Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge bei MAN in Nürnberg
Bildrechte: MAN

Bisher werden die Batterie-Packs noch in Kleinserie hergestellt. Ab 2025 sollen in Nürnberg rund 100.000 Batterien jährlich vom Band laufen.

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Vom Diesel zur Batterie: MAN baut Nürnberger Motorenwerk aus

Der Name MAN steht für große Dieselmotoren. Sie werden in Nürnberg produziert. In Zukunft setzt der Konzern aber auf Elektroantrieb. Die Batterie-Packs kommen künftig aus Nürnberg – eine Chance für den traditionellen Industriestandort und die Jobs.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Die Zukunft nach dem Verbrenner – das ist auch für die MAN-Motorenwerke in Nürnberg ein existentielles Thema. Um sich dafür zu rüsten, baut das Unternehmen das Werk für die Batterien-Großserienproduktion in der Vogelweiherstraße.

  • Zum Artikel: Antriebe der Zukunft aus Nürnberg – MAN eröffnet Forschungscampus

Batterien für E-Flotte – für die Mobilitätswende gerüstet

Das Nürnberger Motorenwerk hat eine gut einhundert Jahre alte Tradition beim Bau von Dieselmotoren. Mit der neuen Batteriefertigung sei das Werk nun auch für die Mobilitätswende gerüstet, sagt MAN-Produktionsvorstand Michael Kobriger beim Spatenstich am Montag. Der traditionelle Motorenstandort hätte in der heutigen Form keinen Platz mehr gehabt. "Das zeigt, dass wir nicht nur unsere Produkte transformieren, sondern auch unsere Standorte dabei mitnehmen", so Kobriger. Ab dem Jahr 2025 sollen in Nürnberg rund 100.000 Batterie-Packs im Jahr gebaut werden, die für den Antrieb von fernverkehrstauglichen Lastwagen und Bussen notwendig sind.

E-Batterien für rund 20.000 Laster pro Jahr

Der Konzern plant, dass bis zum Jahr 2030 die Hälfte seiner Flotte elektrisch angetrieben sein wird. Mit den in Nürnberg hergestellten Batterien können rund 20.000 Lastwagen und Busse pro Jahr ausgestattet werden. MAN investiert rund 100 Millionen Euro in die neue Produktion. Der Freistaat unterstützt die Batteriefertigung im MAN-Werk Nürnberg mit Fördergeldern von knapp 30 Millionen Euro, die für die Forschung rund um Lkw-Batterien bewilligt wurden. Auch deshalb hat sich Nürnberg im konzernweiten Wettbewerb gegen den MAN-Standort im polnischen Krakau durchgesetzt.

Umschulungen auf Batteriefertigung

Geplant ist, dass in der Batteriefertigung einmal rund 350 Beschäftigte arbeiten werden. Insgesamt liegt die Zahl der Mitarbeiter im Motorenwerk aktuell bei rund 3.500. Derzeit würden viele Beschäftigte von der Diesel- auf die Batteriefertigung umgeschult, sagt Betriebsrats-Chef Markus Wansch. "Wir haben Diesel im Blut, von der Putzfrau bis zum Werksleiter. Jetzt kommt was komplett Neues. Aber wir sind auf einem guten Weg." Allerdings befürchtet Wansch, dass die 350 Jobs in der Batteriefertigung nicht ausreichen werden, um die Zahl der Beschäftigten zu sichern.

Traditionelle Jobs stehen auf der Kippe

"Wenn die Batterie einschlägt, dann werden einige Arbeitsplätze wegfallen, zum Beispiel im Bereich der Zerspanung." Denn ein Elektromotor benötigt weder Nockenwelle noch Pleuel. "2041 wird die MAN hier 200 Jahre alt. Und wenn wir das mit 3.500 Menschen feiern wollen, dann müsste schon noch ein bisschen was gehen in die richtige Richtung", sagt der Gewerkschafter. Weitere Jobs könnten zum Beispiel beim Recycling gebrauchter Batterien entstehen, die im Lastwagen eine Lebensdauer von etwa acht bis zwölf Jahren haben.

Große Batterie-Reichweiten erfordern entsprechende Ladestationen

Die Elektrolastwagen haben nach Angaben von MAN eine Tagesreichweite von 600 bis 800 Kilometer. Mit der nächsten Batteriegeneration seien sogar 1.000 Kilometer möglich, sagt Produktionsvorstand Kobriger. Damit könnten die Ansprüche der Speditionen für den Fernverkehr erfüllt werden. Für derart große Reichweiten ist allerdings ein leistungsfähiges Netz von Ladestationen Voraussetzung. MAN und einige andere LKW-Hersteller bauen in den kommenden zwei Jahren bereits ein Netz mit 1.700 Stationen auf. Die neuen Ladesäulen sollen in etwa dreimal so viel leisten wie derzeit.

Lade-Infrastruktur muss schnell ausgebaut werden

Diese Netz werde jedoch nicht ausreichen, meint Kobriger. "Wir werden alleine in Deutschland 17.000 Ladepunkte benötigen, wenn wir komplett elektrisch fahren wollen." Er ist sich jedoch sicher, dass auch Energieversorger und vielleicht auch Mineralölfirmen einsteigen werden. Die Zeit drängt. Wenn in zwei Jahren die Batteriefertigung in Nürnberg startet, wird es nach den Worten des Produktionsvorstands jedenfalls für MAN keinen Weg mehr zurück geben.

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