Zusammengerollte Geldscheine ragen aus einer Steckdose.
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Neben dem reinen Arbeitspreis fallen viele Steuern und Abgaben an, die insgesamt mehr als die Hälfte des Strompreises ausmachen.

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Strom- und Gasanbieterwechsel: Darauf sollten Sie achten

Die Preise für Strom und Gas fallen wieder und im Internet finden Verbraucher viele günstige Tarife. Aber sollte man den Anbieter wirklich jetzt wechseln – und worauf kommt es bei einem neuen Vertrag an? BR24 beantwortet die wichtigsten Fragen.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Nach der Energiekrise im letzten Jahr, in der ein Wechsel des Anbieters zeitweise nicht ratsam war, hat sich die Lage inzwischen deutlich entspannt. Vergleichsportale wie Verivox oder Check24 listen inzwischen viele attraktive Angebote auf. Der Arbeitspreis pro Kilowattstunde bewegt sich dort unterhalb der Strompreisbremse von 40 Cent und für 12 Cent bei Gas. Diese Preise werden von der Bundesregierung noch bis April 2024 garantiert für bis zu 80 Prozent des vorangegangenen Energieverbrauchs. Alles, was preislich darüber hinausgeht, wird im Moment zum größten Teil vom Staat bezahlt.

Wie wechselt man den Anbieter?

Am einfachsten geht das, indem Verbraucherinnen und Verbraucher einen neuen Stromanbieter auswählen und diese mit der Kündigung des bisherigen Anbieters beauftragen. Der neue Anbieter will in der Regel Kunden- und Zählernummer sowie den Jahresverbrauch und Zählerstand wissen. Damit lässt sich dann der passende Tarif auswählen und die Höhe der monatlichen Abschlagszahlungen festlegen. Diese Abschläge sollten nicht zu hoch ausfallen. Wichtig ist auch die Restlaufzeit des alten Vertrags, der vielleicht nur jährlich gekündigt werden kann.

Lohnt ein Wechsel auch bei niedrigem Energieverbrauch?

Günstige Tarife gibt es häufig nur bei höheren Verbräuchen ab 5.000 Kilowattstunden Strom oder ab 20.000 bis 25.000 Kilowattstunden Erdgas im Jahr. Wer sparsam ist und wenig Energie braucht, kann von den Beispielrechnungen im Internet dann oft nicht richtig profitieren. Also lohnt es sich, das eigene Energieprofil zu kennen und dann gezielter nach einem passenden Vertrag zu suchen – und nicht einfach alles automatisch dem neuen Anbieter zu überlassen.

Wie setzt sich der Tarif zusammen?

Neben dem reinen Arbeitspreis, der nur die Menge des Verbrauchs angibt, wirken sich viele Steuern und Abgaben auf den Strompreis aus, sie machen insgesamt mehr als die Hälfte aus. So werden die Netzentgelte für die Leitung der Energie durch die örtlichen Verteilnetzen in den nächsten Monaten noch einmal deutlich steigen. Für sparsame Verbraucherinnen und Verbraucher spielen auch die Grundgebühren des Anbieters eine große Rolle, die sehr unterschiedlich sind, genauso wie die Fixkosten für die Bereitstellung des Stromzählers, eine mögliche Ablesegebühr usw. Das alles sollten Verbraucher beim Vergleich von Tarifen mitbedenken.

Ist es sinnvoll, zu einem überregionalen Anbieter zu wechseln?

Häufig besteht mit einem Grundversorger - wie es vielerorts die Stadtwerke sind - zwar ein Vertrag, aber es handelt sich trotzdem dabei nicht um "Grundversorgung" im engeren Sinn. Die ist meist besonders teuer, weil dort alle Kunden landen, die woanders keinen Vertrag bekommen (negativer Schufa-Eintrag, etc.) oder deren Wechsel gescheitert ist, zum Beispiel nach der Pleite eines Anbieters. Die Grundversorgung ist damit auch eine Sicherheitsleistung, damit beim Kunden im Zweifelsfall nie der Strom ausfällt, auch wenn etwas mit den Anbietern nicht funktionieren sollte.

Meistens befinden sich Kunden bei den Stadtwerken vielmehr in einem ganz normalen Vertragsverhältnis, häufig mit einer Mindestlaufzeit und bestimmten Kündigungsfristen, die zu beachten sind. Auch Internetangebote beziehen sich häufig auf eine Laufzeit von mindestens einem Jahr, weil es vorher auch nicht den versprochenen Bonus oder andere Tarifvergünstigungen gibt. Bei einem vorzeitigen Wechsel oder einer erneuten Kündigung gehen diese versprochenen Wechselprämien dann meistens verloren. Betroffen davon können auch Kunden sein, die wegen eines Umzugs den Anbieter wechseln müssen.

Für Wärmepumpen gibt es günstigeren lokalen Wärmestrom

Noch günstiger als in den Vergleichsportalen des Internets wird es mit lokalen Wärmestrom-Tarifen, die meist auch bei Stadtwerken (als Grundversorger und Netzbetreiber) erhältlich sind, aber eben nur für registrierte Wärmepumpen. Dafür braucht es einen eigenen Zähler, der in der Regel vom Betreiber steuerbar ist. Um das lokale Verteilnetz in Spitzenzeiten zu entlasten, kann der Strom zu vorab festgelegten Bedingungen runtergeregelt und im Extremfall sogar gekappt werden. Dafür ist der Preis dann niedriger. Das günstigste Angebot gab es im Juni-Heft von Finanztest bei den Stadtwerken Trostberg im oberbayerischen Landkreis Traunstein mit 24 Cent pro Kilowattstunde für Wärmestrom, bei vergleichbaren 33,7 Cent für den Haushaltsstrom. Solche Angebote sind im Einzelfall zu erfragen und unterscheiden sich je nach den örtlichen Bedingungen in den Verteilnetzen.

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