Düker Werk in Karlstadt
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Düker Werk in Karlstadt

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Stellenabbau bei Düker: Proteste in Karlstadt und Laufach

Die Geschäftsführung der Düker GmbH beabsichtigt die Produktion in Karlstadt nächstes Jahr zu schließen und in Laufach ein Viertel des Personals abzubauen. Es fehle an Investoren, heißt es. Dagegen protestierten an beiden Orten Mitarbeiter.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Dieser 11. Oktober ist ein schwarzer Tag für die Beschäftigten des Eisenguss-Unternehmens Düker. An den beiden Standorten in Karlstadt und Laufach sollen zahlreiche Arbeitsplätze wegfallen. Am Mittwoch (11.10.23) waren die Mitarbeiter kurzfristig zu einer Betriebsversammlung geladen worden, um zu erfahren, dass die von der Geschäftsführung angestoßene Investorensuche für die Firma nicht erfolgreich war. Die Konsequenz daraus: Der Bereich Produktion in Karlstadt soll bis zum 30. Juni 2024 schließen. Das bedeutet das Aus des großen Guß-Ofens. Er ist das Herzstück des Unternehmens.

Standort soll erhalten bleiben

Der Standort würde damit aber nicht geschlossen werden, Vertrieb und Versand würden erhalten bleiben, heißt es. Betroffen von der Produktions-Schließung wären 100 Arbeitsplätze. Am Standort Laufach sollen von den aktuell 200 Beschäftigten ein Viertel des Personals, also 50 Plätze, abgebaut werden. An beiden Standorten arbeiten insgesamt 350 Menschen.

Proteste nach den Betriebsversammlungen

Im Anschluss an die Betriebsversammlungen in Karlstadt und Laufach hatte die IG Metall zu Protestkundgebungen vor dem Werksgelände aufgerufen. Dem kamen in Karlstadt knapp 100 Düker Beschäftigte nach, unterstützt von Betriebsratskollegen von Schmitter (Thüngen) sowie Warema und Procter und Gamble (beide Marktheidenfeld). Sie bildeten mit hochgehaltenen Zetteln immer wieder den Satz: "Wir sind es wert". Auch für das Unternehmen selbst dürfte diese Einschätzung gelten:

Unternehmen mit 500 Jahre alten Firmengeschichte

Düker hat sich aus der Gießerei- und Emaille-Industrie entwickelt und kann eine 500-jährige Firmengeschichte vorweisen. Das mittelständische Familienunternemen zählt zu den ältesten Traditionsbetrieben in Deutschland. Die Hauptprodukte sind inzwischen Absperr- und Regelarmaturen sowie Druckrohrformstücke für die Trinkwasserversorgung. Dabei steht auch die Innen- und Außenemaillierung von Werkstücken im Fokus. Zudem fertigt das Unternehmen gusseiserne, feuerfeste und schallschützende Abflussrohrsysteme für die Gebäudeentwässerung.

Seit Juni 2023 wurden bereits mit der IG Metall Gespräche geführt über die Zukunft der Düker GmbH und wie es an den beiden Standorte in Laufach und Karlstadt weitergehen soll. Am vergangenen Freitag wurden der Gesamt-Betriebsrat und die IG Metall von der Geschäftsführung über die angedachten Betriebsänderungen in Kenntnis gesetzt und über die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Einkommen und Standorte informiert. Nun soll verhandelt werden.

Politik soll Belebungsprogramme auf den Weg bringen

Gesamtbetriebsratsvorsitzender Stefan Rümmer verwies auf den "altehrwürdigen Industriestandort" und sprach von einer "Katastrophe im höchsten Maße, es fehlen die Worte, wir sind tieftraurig und weitgehend sprachlos." Viele Arbeitnehmer sind bereits seit über 40 Jahren dabei und hätten die Hochzeiten, aber vor allem auch Tiefpunkte erlebt. Es sei jeder einzelne Arbeitsplatz wichtig, deshalb werde man den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern ein Fortführungskonzept für alle Gesellschaften in der Düker-Gruppe ausarbeiten, kündigte der Betriebsratsvorsitzende an. Rümmer sprach von einer guten Wertschöpfung an beiden Standorten. Ihm sei auch bewusst, dass derzeit Düker-Produkte wie Abflussrohre, Hydranten und Schieber nicht so sehr nachgefragt werden. Deshalb appelliert Rümmer an die Politik, Belebungsprogramme für die Kommunen auf den Weg zu bringen und ein Statement für den Standort Deutschland zu geben.

IG Metall: Keine billige Schließung

Die Probleme, die wirtschaftlich bei Düker seien, würden sich schon seit Jahrzehnten schleppen, so der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Aschaffenburg Percy Scheidler. Bei elf Einzelgesellschaften bei Düker sei nur eine einzige tarifgebunden, kritisiert der Gewerkschafter, der keine billige Abfindung für die Belegschaft will. In den nächsten Wochen werde nun verhandelt. Es soll Mitgliederversammlungen geben. Percy Scheidler: "Die Belegschaft, die Menschen vor Ort, sind es wert, dass man über ihre Arbeitsplätze und belastbare Fortführungskonzepte konkret spricht". Das gelte auch für anständige Abfindungsmöglichkeiten für ausscheidende Mitarbeiter und für die Zukunftsperspektiven für Beschäftige mit vielen Jahrzehnten guter Arbeit bei Düker, so Scheidler. "Eine billige Schließung und Personalabbau ohne soziale Verantwortung gegenüber der Belegschaft zu übernehmen werden wir als IG Metall nicht akzeptieren. Es geht um Arbeit. Einkommen. Zukunft - für jeden einzelnen Beschäftigten bei Düker und für die Region", so Scheidler weiter.

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