Das St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt
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Übernahme soll St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt retten

Die "Kongregation der Schwestern des Erlösers" aus Würzburg sieht sich nicht imstande, ihr Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt weiterzuführen. Der Orden schlägt der Stadt vor, dass die Klinik künftig vom Leopoldina-Krankenhaus betrieben werden soll.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Der Würzburger Orden "Kongregation der Schwestern des Erlösers" sieht keine Möglichkeit mehr, das seit über 90 Jahren betriebene Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt in alleiniger Trägerschaft weiterzuführen. Wie der Bayerische Rundfunk erfahren hat, will Oberin Schwester Monika Edinger mit ihrem Geschäftsführer und Krankenhausdirektor in den kommenden Wochen der Stadt Schweinfurt mit ihrer kommunalen Tochter, der Leopoldina-Krankenhaus der Stadt Schweinfurt GmbH, die Betriebsübernahme anbieten. Bis Ende März 2024 sollen die Verhandlungen abgeschlossen und ein Vertrag zum Betriebsübergang unterschrieben sein, so jedenfalls der Plan der Kongregation.

Vorerst geht es um Grundsätzliches

Welche finanziellen Forderungen die Kongregation für den Betriebsübergang des Krankenhauses mit seinem Betrieb, der Immobilie am Rand der Schweinfurter Innenstadt und den rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat, dazu hat die Kongregation aber noch keine Vorstellung. Grundlage für die Entscheidung war unter anderem eine Expertise eines externen Krankenhausgutachters. Bislang sei noch nicht über Geld gesprochen worden, heißt es. "Wir müssen prüfen, ob die Konditionen passen, natürlich kann so etwas auch scheitern" sagte der Geschäftsführer des Leopoldina-Krankenhauses, Jürgen Winter.

Alle Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben

"Wir werden uns gemeinsam dafür stark machen, alle Arbeitsplätze zu erhalten," heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung vom Leopoldina-Krankenhaus und der Kongregation. Heute wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den Plänen der Kongregation informiert. "Dass alle Arbeitsplätze erhalten werden sollen, wurde von der Belegschaft positiv aufgefasst," sagte Klaus Riegler, der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung im Krankenhaus St. Josef.

Für OB hat optimale medizinische Versorgung der Menschen Vorrang

Der Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé wünscht sich weiter eine gute medizinische Versorgung der Menschen in der Stadt und der Region. Die Mittel der Stadt seien aber endlich, sagte er wörtlich. Die Notaufnahme soll nach bisherigen Vorschlägen des Gutachters und politischen Vorgaben bei einer Krankenhausübernahme am Leopoldina-Krankenhaus zentriert werden. Die räumlichen Voraussetzungen, die Notfälle, die bislang im St. Josef Krankenhaus angeliefert wurden, im Leopoldina-Krankenhaus aufzunehmen, habe das Haus, sagte Winter. Mit den Mitarbeitern der Notaufnahme von St. Josef könne das auch personell gestemmt werden.

Pläne ohne Zustimmung des Stadtrats hinfällig

Der Stadtrat von Schweinfurt müsste bei positivem Ausgang der Verhandlungen einem Betriebsübergang von St. Josef an die Stadt zustimmen. Finanzielle Reserven hat das Leopoldina-Krankenhaus laut Winter nicht, im Wirtschaftsplan sei für dieses Jahr ein Defizit von rund 5,5 Millionen Euro eingeplant. Ursprünglich war geplant, mit zwei Krankenhausträgern unter anderem die stationäre Behandlung von Patienten im Leopoldina-Krankenhaus zu konzentrieren und ambulante Behandlungen im Krankenhaus St. Josef durchzuführen. Die wirtschaftliche Lage in Krankenhäusern an sich habe sich in diesem Jahr aber dramatisch verschlechtert, sagte der Gutachter.

Orden kann sich keine gemeinsame Trägerschaft vorstellen

Schwester Monika Edinger sieht beim Vorschlag des Gutachters bei einem "Ein-Träger-Modell" mit der Kongregation als Minderheitsgesellschafter auch einen unlösbaren Interessenskonflikt. Eine Ein-Träger-Lösung in gemeinsamer Gesellschaft mit einem kommunalen Träger würde der Identität und dem christlichen Auftrag des Ordens zuwiderlaufen. Dies konkretisiere sich etwa in der Frage des Umgangs mit Schwangerschaftsabbrüchen. "In eine Ein-Trägerschaft zusammen mit dem Leopoldina können wir uns daher in der empfohlenen Ausgestaltung nicht wiederfinden. Es fällt mir und uns als General- und Geschäftsleitung unendlich schwer, diese Tatsache heute so aussprechen zu müssen", so Schwester Monika Edinger.

Schwestern engagieren sich in Pflege und Pflegeausbildung weiter

Das Krankenhaus St. Josef hat 272 Betten, zehn Abteilungen und behandelt jährlich rund 30.000 Menschen. Das Leopoldina-Krankenhaus mit rund 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versorgt im Augenblick im Jahr rund 70.000 Patientinnen und Patienten und verfügt über 669 Betten in 20 Abteilungen.

Wie Oberin Edinger betonte, werde die Kongregation weiterhin Teil der Gesundheitsversorgung in Schweinfurt bleiben – allerdings in Form der ambulanten Pflege und weiteren pflegerischen Angeboten. "Auch die Option für eine Weiterführung unseres Engagements in der Pflegeausbildung werden wir jetzt intensiv prüfen", äußerte sich die Oberin.

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