Ein Roboter "Production 3" bei der Hannover Messe 2022 am Stand der Firma Franka Emika vor Pressevertretern im Einsatz.
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Ein Roboter "Production 3" bei der Hannover Messe 2022 am Stand der Firma Franka Emika vor Pressevertretern im Einsatz.

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Chinesen übernehmen Münchner Roboterhersteller Franka Emika

Das insolvente Münchner Robotik-Start-up Franka Emika wird vom deutsch-chinesischen Unternehmen Agile Robots übernommen. Der Vertrag sei geschlossen, die Zukunft gesichert, heißt es. An dem Verkauf hatte es im Vorfeld viel Kritik gegeben.

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Die Zukunft des insolventen Münchner Robotik-Start-up Franka Emika ist gesichert. Das deutsch-chinesische Unternehmen Agile Robots will Franka Emika mit dem gesamten rund 100-köpfigen Team am Standort München fortführen und weiter ausbauen, kündigte Insolvenzverwalter Matthias Hofmann an. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte sich nicht näher dazu äußern.

Franka Emika soll in München bleiben

Er freue sich sehr, dass es ihnen gelungen sei, eine gute Lösung für Franka Emika zu finden, so Hofmann. Agile Robots habe ein klares Bekenntnis zum weiteren Ausbau des Teams bei Franka Emika und zum Standort München und Bayern abgegeben. In einer Pressemitteilung sprach der Insolvenzverwalter von einer hohen Komplexität der Transaktion. Über die Einzelheiten des Verkaufs, insbesondere über den Kaufpreis, hätten die Parteien Stillschweigen vereinbart.

Noch keine Einwände vom Bundeswirtschaftsministerium

Am geplanten Verkauf hatte es im Vorfeld viel Kritik gegeben. Berichten zufolge sollen andere Interessenten an Franka Emika versucht haben, den Verkauf an Agile Robots mit Verweis auf dessen chinesische Verbindungen zu verhindern. So hatte der "Spiegel" aus einem Brief der Beteiligungsgesellschaft Schoeller an das Bundeswirtschaftsministerium zitiert. Demnach haben die Unternehmensbrüder Christoph und Martin Schoeller die Sorge geäußert, dass "eine faktische Veräußerung einzigartiger Hochtechnologie in die Volksrepublik China wahrscheinlich sei". Auch Anwälte des Beratungsunternehmens PWC sollen das Bundeswirtschaftsministerium zum Eingreifen aufgefordert haben.

Verkauf von Kuka an chinesische Firma gilt als "Sündenfall"

Der Verkauf des Augsburger Roboterherstellers Kuka an die chinesische Midea Group gilt als "Sündenfall". Beim Ministerium scheint man bis jetzt aber keine Eingriffsmöglichkeit zu sehen. Dem Insolvenzverwalter zufolge konnten Fragen des Außenwirtschaftsrechts vor dem Verkauf des Unternehmens im Austausch mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geklärt werden. Das Ministerium äußerte sich dazu auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa nicht näher. Angaben über etwaige Investitionsprüfverfahren seien nicht möglich, weil schützenswerte Geschäftsgeheimnisse betroffen seien, die nur etwaig betroffene Unternehmen offenlegen könnten.

Wer steckt hinter Agile Robots?

Agile Robots ist eine Ausgründung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Mittlerweile hat die Münchner Firma mehr als 1.200 Beschäftigte, und neben der Forschungs- und Entwicklungsabteilung in München auch ein F&E Team in Peking. Produziert wird in Kaufbeuren, Peking und Shenzen. Die Firma wurde von Zahopeng Chen und Peter Meusel 2018 gegründet. Chen lebt seit vielen Jahren in München. Berichten zufolge sind auch der japanische Technologieinvestor Softbank, sowie das taiwanesische Unternehmen Foxconn und der chinesische Smartphonehersteller Xiaomi an Agile Robots beteiligt.

Der tiefe Fall von Franka Emika

Bei Agile Robots sieht man sich als idealer Partner für Franka Emika, nicht nur wegen der räumlichen Nähe. Beide Firmen wurden von früheren Forschern des DLR gegründet. Der Roboterforscher Simon Haddadin versprach mit Franka Emika nicht weniger als das "Apple der Robotik" werden zu wollen. Die Firma sorgte mit ihren Robotern international auch schnell für Aufsehen. Die 2006 gegründete Firma galt mit ihren zahlreichen Patenten als eines der vielversprechendsten Start-ups der Branche. Doch zuletzt produzierte die Firma auch Negativschlagzeilen. So steht im Zusammenhang mit gewährten Kurzarbeitergeldern in der Coronakrise ein Vorwurf des Subventionsbetrugs im Raum.

Im Sommer stellte die Firma vor dem Hintergrund von Differenzen auf Gesellschafterebene dann einen Insolvenzantrag. Der Insolvenzverwalter Hofmann machte jetzt aber auch klar, dass das umfangreiche Patentportfolio des Unternehmens nicht verloren ist. Es war zwar sechs Wochen vor dem Insolvenzantrag im Rahmen eines Rettungsversuchs an eine Investorin verkauft worden, doch der Verkauf wurde nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens und vor dem Verkauf des Unternehmens rückabgewickelt, wie Hofmann erklärt.

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