Hamburg: Die Sonne geht hinter Containerbrücken auf dem Terminal Eurogate im Waltershofer Hafen unter.
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Hatte sich im vergangenen halben Jahr die Stimmung in den Unternehmen aufgehellt, gibt es nun einen Dämpfer.

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ifo-Geschäftsklima: Stimmung sinkt, Geldpolitik zeigt Wirkung

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai deutlich verschlechtert: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist von 93,4 auf 91,7 Punkte gefallen. Das ist der erste Rückgang seit sechs Monaten. Damit verdüstern sich auch die Konjunkturaussichten.

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Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Fahrt, im Gegenteil. Die Sorgen nehmen zu. Die Unternehmen beurteilen nicht nur ihre aktuelle Lage als relativ schwach, sondern jetzt sehen sie auch die weitere Geschäftsentwicklung mit Sorge. Vor allem in der Industrie ist der ifo-Geschäftsklimaindex regelrecht abgestürzt. Weiterhin schlecht ist die Stimmung in der Bauindustrie, während sie im Dienstleistungssektor relativ stabil ist.

ifo-Geschäftsklima zeigt Bremsspuren durch Geldpolitik

Als wichtigsten Grund für die Verschlechterung nennt ifo-Präsident Clemens Fuest die steigenden Zinsen. Sie sorgen dafür, dass Unternehmen weniger investieren und damit zum Beispiel weniger neue Maschinen kaufen, aber auch dass Verbraucher weniger einkaufen, weil sie durch die Inflation weniger Geld zur Verfügung haben. Die hohen Zinsen bremsen also die Konjunktur und genau das sei gewollt, so Fuest. Die Europäische Zentralbank müsse die Zinsen erhöhen, damit der Preisanstieg zurückgehe.

Entspannung bei Inflation erst im nächsten Jahr

Es gibt schon Anzeichen dafür, dass die Geldpolitik wirkt. Die Erzeugerpreise steigen nicht mehr so schnell und die vom ifo-Institut befragten Unternehmen planen weniger Preiserhöhungen. Der ifo-Präsident erwartet allerdings erst im nächsten Jahr eine Entspannung bei den Verbraucherpreisen. Dann könne seiner Ansicht nach, die EZB die geldpolitischen Zügel auch wieder lockerer lassen.

ifo-Institut warnt vor kurzfristigen Konjunkturmaßnahmen

Die deutsche Wirtschaft muss offenbar dieses Tal durchstehen. Kurzfristige Konjunkturhilfen wären jetzt nicht hilfreich, sagt Clemens Fuest. Er empfiehlt der Politik, Investitionen für die Zukunft vorzubereiten, sich um grundlegende Dinge zu kümmern, wie den Fachkräftemangel, die Energieversorgung und die Infrastruktur.

ifo-Geschäftsklimaindex ist wichtiger Frühindikator

Jeden Monat befragt das ifo-Institut 9.000 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Dienstleistungssektor, dem Handel und dem Baugewerbe. Die Firmen sollen dabei ihre aktuelle Lage beurteilen und auch die Aussichten für die nächsten sechs Monate. Der ifo-Geschäftsklimaindex gilt damit als wichtiger Frühindikator, der zeigen kann, wie sich die deutsche Wirtschaft entwickeln wird.

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