Wasserreservoir bei Granada, Spanien
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Dieses Wasserreservoir bei Granada, Spanien, das der Bewässerung von Olivenbäumen dient, ist schon im Mai nur noch zu einem Fünftel gefüllt.

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Dürre in "bayerischen" Urlaubsländern: Das sollten Sie wissen

Nicht nur in Italien hinterlässt der Klimawandel Spuren. Auch andere Mittelmeer-Anrainer kämpfen mit zunehmendem Wassermangel. Was sollten Reisende mit Zielen in Spanien, Frankreich, Türkei und Balkan beachten? Unsere Korrespondenten berichten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Italien hat bereits reichlich Schlagzeilen gemacht: Auf eine Dürre, die im März Seen, Flüsse und die Pasta bedrohte, folgten im Mai vor allem in der Emilia-Romagna Unwetter und Überschwemmungen katastrophalen Ausmaßes.

Doch auch die anderen bevorzugten Reiseziele der Bayern kämpfen vielerorts mit Wassermangel: Das bald chronisch knochentrockene Spanien ebenso wie das waldbrandgeplagte Frankreich, die Türkei und Kroatien. Was sollten Urlauber beachten? Ein Überblick.

Spanien: Rekordsaison mit Rekorddürre?

Auch wenn es hier und da mal regnet, örtlich auch Unwetter gibt – insgesamt bleibt Spanien im Sommer knallheiß und knochentrocken. Wasser ist knapp. Für einen wichtigen Wirtschaftszweig ist das ein Dilemma: Spanien lebt in Teilen vom Tourismus, aber Touristen sind auch Teil des Problems.

"Nimm Erinnerungen mit, nicht das Wasser"

Dem Land dürfte ein weiteres Urlaubsrekordjahr bevorstehen. Im ersten Quartal dieses Jahres haben fast 14 Millionen Menschen das Land besucht, hat das nationale Statistikinstitut ermittelt. Die meisten Besucher aus dem Ausland waren auf den Kanarischen Inseln, Katalonien liegt mit fast drei Millionen internationalen Touristen auf Platz zwei und erwartet weitere Millionen in der Hauptsaison. Die autonome Gemeinschaft leidet schon seit Monaten unter der Dürre und will nun Urlauberinnen und Urlauber für die Situation sensibilisieren. Mit einer Kampagne: "Nimm die Erinnerungen, nicht das Wasser!" ist der Hauptslogan. Einschränkungen soll es nicht geben - zu viel Geld steht auf dem Spiel.

Kunstrasen und Duschen statt Baden

Die Tourismusbranche arbeitet derweil weiter daran, weniger Wasser zu verbrauchen und hat ihren Verbrauch nach Angaben der katalanischen Regionalregierung in den vergangenen sieben Jahren fast halbiert. Eine Hotelkette testet derzeit Kunstrasen als Ersatz für natürlichen Rasen, andere verzichten auf exotische Pflanzen, die mehr Wasser benötigen, und setzen stattdessen auf einheimische Gewächse. Wasserhähne mit Perlatoren, zunehmend Duschen anstatt Badewannen – die Liste der Maßnahmen ist lang. Die Provinz Málaga plant dennoch, Wasser aus dem benachbarten Cádiz zu importieren.

Kroatien und Slowenien: Wasser knapp trotz Adriatief?

Auch in Kroatien und Slowenien machen sie sich Sorgen wegen des Klimawandels: Es gibt wieder mehr Waldbrände, das Wasser reicht zwar, aber nicht mehr für alle und alles. Und: Es dürfte nicht besser werden – auch wenn es nicht so schlimm kommen soll wie in Spanien und Italien. Kroatien und Slowenien haben mehr Wald im Hinterland und angeblich weniger marode Wasserleitungen. Da habe man investiert. So sind kroatische Inseln, die ihr Trinkwasser lange nur mit Tankschiffen bekommen haben, inzwischen ans Leitungsnetz angeschlossen.

Bange Blicke auf den Grundwasserspiegel

Vor allem aber: Es hat heftig geregnet. Das Adriatief ist aber inzwischen durchgezogen, durch Kroatien und Slowenien, die Strände sind wieder trocken. Bleibt die Frage, ob die Grundwasserspiegel ausreichend gestiegen sind. Ein paar Tage Starkregen reichen nicht, um wieder auf "Normal Null" zu kommen. Deshalb ist auch diesen Sommer wieder damit zu rechnen, dass Wasserzapfen reduziert wird. Wobei die, die am Tourismus an der Adria verdienen, ihre Gäste loben: Die seien sehr ökobewusst und hätten Verständnis fürs Wassersparen - so lange die Dusche funktioniert.

Frankreich: Wassersparplan und Waldbrandschutzgesetz

Die Trockenheit in Europa betrifft nicht zuletzt Frankreich. Hier gab es eine historische Wintertrockenheit, historisch niedrig auch das Grundwasser, die Waldbrandgefahr groß. Das Land hat einen Wassersparplan aufgelegt, denn es recycelt noch viel zu wenig Wasser. Und das Parlament debattiert ein Waldbrandschutzgesetz.

Höchste Warnstufe in den Pyrenäen

Frankreichs Touristen-Hotspots sind auch Trockenheits-Hochburgen, zumindest im Südosten. Im letzten Sommer saßen hier über 100 Dörfer ganz auf dem Trockenen, weil Quellen versiegten. Betroffen sind die Region Provence / Alpes / Côte d’Azur - um Avignon etwa hat es seit Jahresbeginn 80 Prozent weniger Niederschläge gegeben - besonders aber Okzitanien mit den östlichen Pyrenäen. Hier gilt bereits jetzt im Mai die höchste Warnstufe und wegen starker Mistralwinde waren in den letzten Tagen so viele Feuerwachen im Einsatz wie sonst erst im Hochsommer.  

Informationen per App

Gelten die 3 höchsten Trockenheits-Warnstufen – Alarm (alerte), verstärkter Alarm (alerte renforcée) oder Krise (crise) greifen Maßnahmen, die auch Urlauberinnen und Urlauber betreffen: Private Pools oder Planschbecken dürfen nicht befüllt werden. Wo noch Wasser drin ist, bieten es die Menschen mancherorts der Feuerwehr sogar zum Absaugen als Löschwasser an. Campingplätze geben ihrerseits kein Wasser mehr auf ihre Rutschen, Strandduschen werden abgestellt, Stauseen für Raftingkanäle nicht abgelassen.

Wer nach Frankreich in die Ferien fährt, sollte sich also erkundigen, wie die Lage am eigenen Urlaubsort ist. Ab Juni kommt der neue Trockenheits-und Waldbrand-Wetterbericht im französischen Fernsehen. Infos samt Verhaltensregeln gibt es dann für alle Einheimischen und ihre Feriengäste auch per App.   

Türkei: Dürre und Wassermangel in den Urlaubsgebieten

Wasserknappheit und Dürreperioden sind Themen, die auch die Türkei in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sehr beschäftigen werden. Laut Angaben des Thinktanks World Resources Institute, mit Sitz in den USA, gehört die Türkei zu den Ländern, die künftig besonders stark von Wassermangel betroffen sein werden.

Meerwasserentsalzung soll's richten

Diese Knappheit macht sich schon seit mehreren Jahren in der Region rund um Bodrum, an der türkischen Mittelmeerküste im Südwesten des Landes, bemerkbar. Um den Wasserbedarf zu decken, entsalzen Firmen hier bereits seit Jahren Meerwasser. Einschränkungen für Touristen gebe es aktuell trotzdem keine, so ein Tourismusexperte. Die Hotels dort würden aber inzwischen mehr auf nachhaltigeren Qualitäts- statt Massentourismus setzen.

Eine gute Nachricht: Regen in Antalya

In der beliebten Urlaubsregion Antalya, weiter östlich, ist Wasserknappheit – Stand jetzt – zumindest in diesem Jahr kein Thema - so Murat Canik, Hotelier und Mitglied der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer, gegenüber dem ARD-Hörfunkstudio Istanbul. Denn hier hat es in den letzten Monaten relativ viel geregnet, und auch das Gebirge der Provinz Antalya kommt der Wasserversorgung zugute.

Mit Material unserer KorrespondentInnen in Madrid, Istanbul, Paris und Wien

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