Neue Kostenschätzung: Stadt-Umland-Bahn 70 Prozent teurer
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Neue Kostenschätzung: Die Stadt-Umland-Bahn wird um 70 Prozent teurer.

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Neue Kostenschätzung: Stadt-Umland-Bahn 70 Prozent teurer

Sie ist das größte Straßenbahn-Neubauprojekt in Deutschland. Und wohl auch das teuerste: die Stadt-Umland-Bahn zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach. Die neueste Kostenschätzung liegt bei 730 Millionen Euro, 70 Prozent mehr als bisher.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Dass die Stadt-Umland-Bahn, kurz StUB, teurer wird, darauf haben die Verantwortlichen im Planungszweckverband schon länger hingewiesen. Inflation, Baupreise, Lohnkosten, Umplanungen an der Trasse. Jetzt hängt das Preisschild dran: Die Investitions-Kosten für das Neubauprojekt werden aktuell auf rund 635 Millionen Euro veranschlagt, sagt Zweckverbands-Geschäftsleiterin Mandy Guttzeit. Dazu kommen Planungskosten von etwa 95 Millionen Euro. Macht zusammen 730 Millionen Euro. Die letzte Schätzung aus dem Jahr 2019 lag noch bei einer Investition von 428 Millionen Euro –372 Millionen Euro Investition und 56 Millionen Euro für die Planung.

Risikopuffer wird besser gefüllt

Trotzdem sind die Planer zufrieden. Sie hätten sogar mit noch höheren Mehrkosten gerechnet, sagen sie. Rund die Hälfte der Steigerung gehe auf Kosten der Inflation, erläutert Mandy Guttzeit. Außerdem wurde die Trasse umgeplant. Auch das geht ins Geld, konkret sind das rund 35 Millionen Euro. So soll beispielsweise der Frankenschnellweg (A73) auf Höhe des Erlanger Großparkplatzes künftig unterquert werden. Ursprünglich war hier eine billigere Brücke geplant. Außerdem haben die Planer den Risikopuffer von zehn auf 20 Prozent der Kosten erhöht. Das kostet zunächst, bewahrt später aber vor bösen Finanz-Überraschungen – hofft zumindest die StUB-Mannschaft.

Eine halbe Milliarde Fördergelder

In der Gesamtsicht übersteigt der Nutzen der neuen Straßenbahn die Kosten bei weitem. Das ist das Resultat der sogenannten Standardisierten Bewertung, die bei allen Verkehrsprojekten durchgeführt wird. Der Nutzen-Kosten-Indikator liegt mit 2,0 deutlich über dem geforderten Wert von 1,0. Das bedeutet: Das Projekt StUB bekommt Fördermittel. Geschäftsleiterin Guttzeit geht davon aus, dass mehr als eine halbe Milliarde Euro für die StUB in der Region ankommen werden. Das Geld liege bereit. Wenn die StUB nicht gebaut werde, gingen die Mittel dann an andere Projekt mit einem schlechtere Indikator.

Städte sehen Mehrkosten einigermaßen gelassen

Die Kostensteigerung bedeutet auch, dass die beteiligten Städte kräftiger zur Kasse gebeten werden. Im Fall der Stadt Erlangen sind das 82 Millionen Euro (zuvor 61 Millionen Euro), bei der Stadt Nürnberg steigt der Eigenanteil von 21 aus 27 Millionen Euro und bei Herzogenaurach von 16 aus 22 Millionen Euro. Weil es vom Bund mehr Fördergelder gibt, "werden unsere Haushalte durch die StUB weit weniger belastet, als wir noch zu Projektbeginn angenommen hatten", gibt sich Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) einigermaßen entspannt.

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Die Planer sprechen sich für die rote Wöhrmühl-Trasse aus. Sie bringe mehr Vorteile als die blaue Route über den Büchenbacher Damm.

Neue Brücke schlägt alten Damm

Bei der Trassenführung zeichnet sich eine wichtige Weichenstellung ab. In Erlangen muss die StUB das Regnitztal durchqueren. Dazu soll an der Wöhrmühle eine neue Brücke gebaut werden. Die ist in der Bevölkerung höchst umstritten. Trassengegner machen sich dafür stark, die StUB-Gleise direkt neben oder auf dem bestehenden Büchenbacher Damm weiter im Süden zu verlegen.

"Eine technischen Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass diese Variante nicht tauglich ist", sagt Guttzeit. "Wir würden deutlich mehr Fahrgäste dazu bringen, den ÖPNV zu nutzen, wenn wir über die Wöhrmühle fahren. Das ist einfach die schnellere Verbindung."

Umplanung bringt Gesamt-Projekt in Gefahr

Außerdem spreche gegen die Variante am Büchenbacher Damm, dass sie die Planungen um fünf bis zehn Jahre verzögern könnte, gibt Guttzeit zu bedenken. Das würde das gesamte Projekt gefährden. Denn es müssten beispielsweise bestehende Brücken um 40 Zentimeter abgesenkt werden, damit sich die Straßenbahn-Oberleitung und Lastwagen beim Unterqueren der A73 nicht in den Weg kommen. Einziger Vorteil wäre, dass es keine zusätzliche Brücke durch den Regnitzgrund geben wird, sagt Erlangens OB Janik. Doch schon bei Aspekten wie CO2-Einsparung, Lärm und Hochwasser schneidet der Büchenbacher Damm schlechter ab. Aus Janiks Sicht sind das alles Argumente für die Wöhrmühl-Brücke.

Stadt Erlangen will Bürger befragen

Die Stadt-Umland-Bahn soll künftig auf der 26 Kilometer langen Strecke zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach im Zehn-Minuten-Takt verkehren. Wenn alles glattläuft, plant der Zweckverband, mit dem ersten Abschnitt im Jahr 2025 in das Planfeststellungsverfahren zu gehen. Baubeginn könnte dann idealerweise im Jahr 2028 sein. Die ersten Bahnen sollen dann 2031 fahren und die komplette Strecke im Jahr 2034 fertig sein. Vorausgesetzt, die Erlanger Bevölkerung spricht sich für die Stadt-Umland-Bahn aus. Wann das geplante Ratsbegehren zur StUB sein soll, ließ der Erlanger Oberbürgermeister offen.

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So könnte die Wöhrmühl-Brücke durch den Regnitzgrund in Erlangen aussehen: Der StUB-Zweckverband spricht sich für diese Trasse aus.

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