Visualisierung einer Bahn neben einer Straße.
Bildrechte: Visualisierung: Claus Hirche/ZV StUB

So könnte die Überlandtrasse aussehen, auf der die Stadt-Umland-Bahn ab den 2030-er Jahren in Erlangen fahren soll.

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StUB statt Seku: Neue Bahn soll Erlanger Osten entlasten

Die Seku ist Legende in und um Erlangen, die Sekundärbahn in die Gemeinden östlich der Stadt. Vor 60 Jahren war Schluss. Künftig soll die Stadt-Umland-Bahn StUB die Verkehrsprobleme lösen. Die Planungen für deren Ost-Ast haben begonnen.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Vor mehr als 60 Jahren fuhr der letzte Dampfzug auf der Seku, der legendären Sekundärbahn. Einspurig, in den Ortschaften mitten auf der Straße und oft nur wenige Meter an den Hausfassaden vorbei. Die Bahn verband Erlangen mit den Dörfern im Schwabachtal und endete am Bahnhof in Eschenau. Auf dieser Ost-Verbindung sollen künftig wieder Züge fahren, sagt Daniel Große-Verspohl vom Zweckverband Stadt-Umland-Bahn. "Wir wollen die Verkehrsverhältnisse in und um Erlangen verbessern", erläutert er bei der Vorstellung der Planungen bei einer Informationsveranstaltung in Neunkirchen am Brand (Landkreis Forchheim). Der Korridor im Schwabachtal habe Potenzial. Derzeit sei er nur mit dem Bus erschlossen. "Und hier hat es ja schon einmal eine Eisenbahn gegeben."

Mit Tempo 70 gegen der Verkehrsinfarkt

Die Streckenführung der Stadt-Umland-Bahn (StUB) im Schwabachgrund wird sich zu großen Teilen an der Trasse der alten Seku orientieren. Das ist aber die einzige Gemeinsamkeit. Statt mit 15 Kilometer pro Stunde sollen die modernen Bahnen der StUB mit bis zu Tempo 70 fahren. Wie das funktioniert, ist in Nürnberg auf dem nördlichen Abschnitt der Straßenbahnline 4 zur Endhaltestelle "Am Wegfeld" zu sehen. Und die Vorteile liegen auf der Hand: Die modernen Bahnen können dreimal so viele Passagiere transportieren wie ein normaler Bus.

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Angebot für Pendler und Ausflügler

Das ist für den Pendlerverkehr zum Beispiel von und nach Neunkirchen am Brand dringend notwendig, meint die dritte Bürgermeisterin Ute Löffler. Die Kommune wachse, es werden gerade eine neue Grundschule gebaut. "Die Leute, die hierherziehen, müssen einfacher in Richtung Erlangen kommen, wo ja die Hauptarbeitgeber sind." Dafür sei die StUB ideal. Doch nicht nur Berufspendler sollen künftig per Schiene nach Neunkirchen kommen. "Wir sind das Tor zur Fränkischen Schweiz", wirbt Löffler für Tagesausflüge mit der Straßenbahn.

Größtes Straßenbahnprojekt in Deutschland

Der sogenannte Ost-Ast ist 18 Kilometer lang. Er ist nur ein Teil der geplanten Stadt-Umland-Bahn. Sie gilt als das größte Straßenbahn-Neubauprojekt in ganz Deutschland und soll zunächst einmal auf einer Strecke von 26 Kilometern die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach verbinden. Zwischen den drei Städten wird die Trasse bereits zentimetergenau geplant, berichtet Daniel Große-Verspohl. Es werden Haltestellen festgelegt und die genauen Kurven. So weit ist man Richtung Osten bei der Verbindung von Erlangen nach Eckental noch nicht. Hier geht es um die ganz grobe Planung der Trasse. "Wir schauen uns jetzt gerade die kritischen Punkte an und versuchen dann Stück für Stück an den einfacheren Stellen die Planung festzuschreiben, dass man weiß, wo das Gleis liegt, aber noch nicht alles an Detail geklärt hat."

Sieben Gemeinden und ein Landkreis wollen die Bahn

Die sieben Gemeinden im Schwabachtal wollen die Bahn so schnell wie möglich haben. Auch der oberfränkische Landkreis Forchheim, auf dessen Gebiet ungefähr die Hälfte des Ost-Astes verlaufen würde, ist inzwischen dem StUB-Zweckverband beigetreten, sagt Landrat Hermann Ulm (CSU). "Da gab es keinerlei kritische Stimmen, da standen alle Fraktionen einstimmig dahinter." Die StUB bringe Vorteile für den gesamten Landkreis Forchheim, sagt er, zum Beispiel durch die geplante Anbindung an die Gräfenbergbahn am Bahnhof in Eschenau.

Politische Entscheidung ist noch offen

Anders stellt sich die Lage im Landkreis Erlangen-Höchstadt dar. Die Kommunen direkt an der Strecke sind für die Bahn. Doch vor einigen Jahren gab es einen Bürgerentscheid im Landkreis gegen die StUB. Zwar hat sich die Stimmung gewandelt. Das nimmt zumindest Planer Große-Verspohl wahr. Doch eine politische Entscheidung pro StUB ist noch nicht gefallen. "Wir wollen jetzt dieses und nächstes Jahr den ersten Teil der Planung durchziehen, das ist politisch so vereinbart mit den beiden Landkreisen." Doch danach brauche es erst politische Entscheidungen, bevor gebaut werden könne.

Kritiker nicht verstummt

Zu teuer und zu unflexibel, während der Bauarbeiten sind die betroffenen Kommunen für Jahre vom Verkehr abgeschnitten: Auch bei der Info-Veranstaltung gibt es kritische Stimmen. Doch die meisten der Besucherinnen und Besucher sind überzeugt von der StUB. Eine dringend notwendige Entlastung sei sie, sagen viele, man sei genervt vom Dauerstau auf dem Arbeitsweg nach Erlangen. Und: Wenn die Bahn fahre, dann stiegen die Menschen auch um. Allerdings: Für Diskussionen ist noch Zeit. Frühestens in den dreißiger Jahren könnte mit dem Bau des Ost-Astes begonnen werden.

Buslinie 209 auf der Landstraße Richtung Erlangen.
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Die Stadt-Umland-Bahn soll Nürnberg mit dem Großraum Erlangen verbinden. Die Planungen für den Ost-Ast haben nun begonnen.

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