Gitarren in einem Musikgeschäft
Bildrechte: picture alliance / blickwinkel/fotototo | fotototo

Ladensterben: immer weniger Geschäfte für Musikinstrumente

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Ladensterben: Immer weniger Geschäfte für Musikinstrumente

In Deutschland gibt es immer weniger Läden, die Musikinstrumente und Noten anbieten. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat ein Drittel der Geschäfte aufgegeben. Das Musikalien-Geschäft hat sich erheblich verändert - und es fehlt der Nachwuchs.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Wann haben Sie zuletzt ein Musikinstrument gekauft? Oder ein Heft mit Noten zum Mitspielen? Und wo? Denn in vielen bayerischen Städten gibt es gar kein Fachgeschäft für Musikalien mehr. Die Branche erlebt seit Jahren ein regelrechtes Ladensterben.

  • Einkaufsstraßen in der Krise: Das Ladensterben geht weiter

Das Paradies für einen Gitarristen

Wie stellen sich Gitarristen das Paradies vor? Wahrscheinlich als einen großen, schallgedämmten Raum, an dessen Wänden Hunderte von Gitarren hängen, die man nach Herzenslust ausprobieren kann. Von außen sieht dieses Musiker-Paradies allerdings eher nüchtern aus: Ein schmuckloser Flachbau in einem Industriegebiet nahe der Autobahn A8 in Jettingen-Scheppach, einem Örtchen in Schwaben.

Station Music ist eines der renommiertesten Musikgeschäfte in Süddeutschland, das sich vor allem auf Gitarren und Bässe spezialisiert hat und damit sehr erfolgreich ist. Die Anfänge in den 80er Jahren waren allerdings bescheiden, erinnert sich Lothar Walter, einer der Geschäftsführer. Man habe klein angefangen, das Hobby zum Beruf gemacht. Auch mit finanzieller Unterstützung der Eltern. "Und damals war es halt noch möglich, Top-Brands, also bekannte Marken, zu bekommen, wenn man kleine Stückzahlen geordert hat. Das wäre heute nicht mehr möglich."

Fast alle kleinen Geschäfte für Musikinstrumente sind verschwunden

Solche kleinen Läden gab es früher in fast jeder bayerischen Kleinstadt. Doch sie sind nach und nach verschwunden. Allein in den vergangenen zehn Jahren schloss nahezu ein Drittel aller Musikgeschäfte, heißt es beim Branchenverband SOMM. Die Gründe sind vielfältig, sagt Bernhard Hecht.

Der Franke betreibt mit Noble Guitars einen Vertrieb für mehrere Hersteller von Instrumenten und Zubehör. "Das scheitert daran, dass die vom Kapital her gar nicht in der Lage sind, das Sortiment zu bieten, das Du brauchst." Viele Anbieter seien vielleicht auch keine Spezialisten mehr, zu denen die Kunden hingingen, "weil man dort kauft". Die Welt sei außerdem kleiner geworden. "Das heißt, so schnell mal nach Nürnberg fahren, das ist leichter möglich. Oder das Internet übernimmt das Mammutgeschäft."

Nachwuchs-Händler im Musikalienhandel sind schwer zu finden

Es kommt auch noch ein Mangel an Fachkräften dazu und das Problem, junge Nachfolger für Läden zu finden, deren Inhaber auf die Rente zusteuern, sagt Moe Hassan. Als Gitarrenbauer und Mitinhaber eines Musikladens in Berlin kennt er die Szene sehr gut. Man müsse Kapital aufbringen, ins Risiko gehen, sich auch um Mitarbeiter kümmern und so weiter. "Und man muss vor allem sehr viel Arbeiten. Da ist also nix mit 25- oder 30-Stunden-Woche. Oder soundso viele Tag fix Urlaub. Das gibt es einfach nicht. Es gibt vor allem viel Arbeit, die man machen muss." Und der Zeitgeist im Moment der sei einfach ein anderer.

Instrumentenhändler: "Das Einkaufserlebnis muss stimmen"

Ortswechsel nach München, zu Hieber Lindberg, einem Traditionsgeschäft, das in der Landeshauptstadt so bekannt ist wie der Buchhändler Hugendubel oder das Kaufhaus Oberpollinger. Geschäftsführer Andreas Dick setzt auf ein vielfältiges Angebot. "Das Einkaufserlebnis muss stimmen. Wir bauen den Laden auch ständig aus, damit wir die Präsentation attraktiver gestalten." Es gebe neue Räume nach dem Shop-in-Shop-Konzept und kleine Erlebniswelten, um das Einkaufserlebnis zu steigern. "Denn sonst kann ich auch gleich online bestellen. So geht es schon mal los."

Hinzu kämen Verkäufer die sich mit den Instrumenten auskennen würden, die wüssten "was Sache ist". Denn die Kunden, die in den Laden kämen, seien durch das Internet schon vorab "wahnsinnig informiert".

Thomann dominiert Online-Geschäft für Musikinstrumente

Das Netz, das dominiert in der Musikalienbranche übrigens nicht der Online-Riese Amazon, sondern ein fränkischer Mittelständler. Das Familienunternehmen Thomann ist seit Jahren der weltgrößte Händler für Instrumente und Zubehör. Entstanden aus einem ein-Mann-Betrieb beschäftigt die Firma aus dem Örtchen Treppendorf heute mehrere tausend Mitarbeiter und setzt Milliarden um. Die Zukunft dieses Unternehmens gilt in der Branche als gesichert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!