Passanten gehen mit Einkaufstüten durch die Innenstadt.
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Der GfK-Konsumklimaindex befindet sich im Dauertief. Bis zum Jahresende wird der Konjunkturmotor aus Sicht der Forscher nicht mehr anspringen.

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Krisenstimmung: Weiter kaum Kauflust in Deutschland

Hohe Lebensmittelpreise, der Krieg in Israel und Gaza – die Welt ist in Krisenstimmung. Das färbt auf die Verbraucher in Deutschland ab. Sie halten ihr Geld zusammen. Das wird sich bis zum Jahresende nicht ändern, sagen Marktforscher.

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Corona, der russische Angriffskrieg in der Ukraine und nun der Krieg in Israel und Gaza – es herrscht Dauerkrisenmodus auf der Welt. Das schlägt sich auf die Stimmung der Verbraucher in Deutschland nieder. Die Menschen geben wenig Geld aus, und das wird sich nach Ansicht des Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK in diesem Jahr auch nicht ändern. Für die Forscher der aktuellen GfK-Konsumklimastudie ist somit klar, dass der privaten Konsum in diesem Jahr keinen Beitrag zur konjunkturellen Erholung in Deutschland mehr leisten wird.

Weiter keine Spur von Kauflust

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch im Oktober trüb und zeigt keinen klaren Trend. Zu dieser Einschätzung kommt das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK in seiner aktuellen Konsumklimastudie. Demnach sind die Deutschen zwar etwas optimistischer im Hinblick auf die Konjunkturentwicklung. Allerdings sind die Einkommenserwartungen wieder gesunken und die Neigung zu größeren Anschaffungen bleibt auf niedrigem Niveau. Noch schlechter war es lediglich während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008.

Geld wird zusammen gehalten

Die Experten sehen den Hauptgrund in der weiter steigenden Sparneigung. Diese werde aktuell vor allem durch die hohen Lebensmittelpreise hervorgerufen. Folglich sei die Bereitschaft, an anderer Stelle Geld auszugeben, relativ gering. Die Tatsache, dass die Bundesbürger aktuell eher sparen, habe wenig mit einer bewussten Geldanlage zu tun, sondern mit der allgemeinen Verunsicherung. Weil auch die Arbeitslosigkeit und die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zuletzt etwas zugenommen haben, werde auch bei vielen Bundesbürgern die Angst um den Arbeitsplatz zunehmen, was auf die Kauflaune drücke.

"Der ein oder andere Beschäftigte macht sich auch Gedanken um seinen Arbeitsplatz. Verlust des Arbeitsplatzes ist mit Einkommenseinbußen verbunden. Verbraucher sind natürlich vorsichtig und halten ihr Geld erstmal zurück." GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl

Insgesamt schwächt sich das GfK-Konsumklima zum dritten Mal in Folge ab. Daher müssten "die Hoffnungen auf eine Erholung der Konsumstimmung noch in diesem Jahr endgültig begraben werden", resümiert Konsumexperte Rolf Bürkl. Dementsprechend werde der private Konsum in diesem Jahr auch keine Stütze der Konjunktur mehr.

Rückgang der Inflation ist unabdingbar

Um eine Trendwende einzuleiten, sei es unverzichtbar, dass sich der derzeit abzeichnende Rückgang des Preisauftriebs fortsetze, erläutert Bürkl. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Inflationsrate zwar von 6,1 Prozent im August auf 4,5 Prozent im September gesunken. Dennoch ist der Wert noch ein gutes Stück von der Zielgröße der Europäischen Zentralbank von etwa 2 Prozent entfernt. Und der Krieg in Israel und Gaza könnte Energiepreise wieder schneller steigen lassen, was dann auch insgesamt wieder zu einer höheren Inflationsrate führen würde.

GfK und NIM arbeiten erstmals gemeinsam

Erstmals wurden die für GfK-Konsumklimastudie erhobenen Daten gemeinsam mit dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e. V. (NIM) ausgewertet. NIM ist Gründer der GfK. Mit vereinten Kräften soll weiter in die Analyse und Entwicklung der Konsumklimastudie investiert werden, um die Hintergründe der Veränderungen im Verbrauchervertrauen besser zu analysieren.

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