Ein Sparschwein mit Stapeln von Euromünzen
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Derzeit bremst die Sparneigung den privaten Konsum in Deutschland

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GfK: Hohe Sparquote bremst privaten Konsum

Die Stimmung der deutschen Verbraucher ist im September weiter gesunken. Schuld daran sei vor allem die gestiegene Sparquote, teilt das Marktforschungsunternehmen GfK in Nürnberg mit.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

In der aktuellen Konsumklima-Studie verzeichnen zwar die Einkommens- und Konjunkturerwartungen sowie die Anschaffungsneigung leichte Zuwächse im Vergleich zum Vormonat. Insgesamt sei aber in diesem Jahr keine Erholung für das Konsumklima in Sicht, urteilen die GfK-Forscher. Die Sparquote befindet sich auf dem höchsten Niveau seit April 2011. Als Ursache dafür macht GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl die anhaltend hohe Inflationsrate aufgrund stark steigender Lebensmittel- und Energiepreise aus.

Kaufzurückhaltung wird zur Belastung für die Gesamtwirtschaft

"Damit dürften die Chancen auf eine Erholung der Konsumstimmung noch in diesem Jahr auf Null gesunken sein“, erklärt Bürkl. Er schließt aus, dass der private Konsum einen Beitrag leisten kann, um die drohende Rezession abzumildern. Die Konsumflaute werde eher zur Belastung für die Gesamtwirtschaft, urteilt der GfK-Konsumexperte. Für eine signifikante Verbesserung der Binnennachfrage sei es absolut notwendig, dass die Inflationsrate wieder auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werde. Die Europäische Zentralbank strebt dabei für die Euro-Länder eine Rate von etwa zwei Prozent an. Wann diese Größe erreicht sein wird, sei aber bislang nicht abzusehen, heißt es im monatlichen GfK-Bericht.

Wirtschaftsforscher erwarten Rezession

Der deutschen Wirtschaft steht in diesem Jahr eine leichte Rezession bevor. Nach den aktuellen Prognosen sowohl des ifo Institutes für Wirtschaftsforschung (ifo) als auch dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen. Zudem hat die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt nachgelassen. So erwarten das DIW für dieses Jahr einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um etwa 150.000 Personen. Schließlich verstärken die steigenden Unternehmensinsolvenzen die Sorgen vieler Beschäftigter vor Jobverlust.

Hohe Lebensmittel- und Energiepreise sind weiterhin ein Thema

Nach den spürbaren Verlusten im Vormonat stabilisiert sich die Einkommenserwartung im September, sie kann aber die Verluste des Vormonats nicht annähernd wettmachen. Vor allem die stark gestiegenen Lebensmittelpreise belasten die Haushalte spürbar. Hinzu kommt, dass auch die Energiepreise, etwa für Benzin und Heizöl, zuletzt wieder leicht zugelegt haben. Steigende Ausgaben für Lebensmittel und Energie belasten die Budgets der privaten Haushalte und lassen weniger finanzielle Mittel für andere, vor allem größere, Anschaffungen. Folglich wird die Konsumfreude erst dann wieder zurückkommen, wenn die Inflationsrate auf ein akzeptables Niveau zurückgeführt wird und die Haushalte spürbare reale Einkommenszuwächse verzeichnen können.

Freiwilliger Konsumverzicht spielt kaum eine Rolle

Dass in Zeiten, in denen über Nachhaltigkeit diskutiert wird, auch der freiwillige Konsumverzicht Auswirkungen auf die Konsumlaune haben könnte, bezweifeln die Marktforscher: "Es mag in einigen kleineren Bevölkerungsgruppen ein Thema sein. Im Prinzip haben wir aber immer wieder festgestellt, dass sich die Konsumstimmung sehr schnell erholt, sobald eine Krise vorüber ist", erklärt Rolf Bürkl. Einige wenige Ausnahmen mag es jetzt geben. So hätten beispielsweise einige Menschen während des Corona-Lockdowns festgestellt, dass sie über sehr viel Business-Bekleidung verfügten. Auch als die Homeoffice-Phase vorbei war, hätten sie sich beim Kauf neuer Bekleidung freiwillig eingeschränkt.

Zur Methode der GfK-Konsumklima-Studie

Die Ergebnisse der monatlichen GfK-Studie basieren auf rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. Das Konsumklima bezieht sich explizit auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Der Einzelhandel macht jedoch – je nach Abgrenzung – lediglich etwa 30 Prozent der privaten Konsumausgaben aus. Der Rest sind Dienstleistungen, Reisen, Miete, Gesundheitsdienstleistungen sowie der gesamte Wellness-Bereich. Auch hierbei geht es nicht um die Einzelhandelsumsätze, sondern um die gesamten Konsumausgaben der Verbraucher. Die Anschaffungsneigung ist – wie alle anderen Indikatoren auch – ein Stimmungsindikator. Sie fragt, ob die Verbraucher es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit "Ja" beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf vorhanden sein: Der Verbraucher muss das nötige Geld für eine solche größere Anschaffung besitzen und auch eine Notwendigkeit für diese Anschaffung sehen. Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die auch ein größeres Budget erfordern.

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