Symbolische Verbindung zweier Stromkabel zum Auftakt des bayerisch-tschechischen Stromnetzprojekts beim Festakt in Neunburg vorm Wald
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Symbolische Verbindung zweier Stromkabel zum Auftakt des bayerisch-tschechischen Stromnetzprojekts beim Festakt in Neunburg vorm Wald

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Grenzübergreifendes Stromprojekt soll Energiewende voranbringen

Ein Energie-Großprojekt im bayerisch-tschechischen Grenzraum soll die Stromversorgung fit für die Energiewende machen. Die Verteilnetze werden digitalisiert, für dezentrale Stromerzeugung gerüstet und erstmals grenzübergreifend verbunden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Die Verteilnetze im bayerisch-tschechischen Grenzraum werden für 200 Millionen Euro modernisiert, digitalisiert und erstmals grenzübergreifend verbunden - eines der größten Energie-Verteilnetzprojekte der EU. Die Hälfte der Summe bezahlt die Europäische Union.

Netze für dezentrale Energieversorgung rüsten

Bayernwerk und der tschechische Netzbetreiber EG.D, beides E.ON-Gesellschaften, rüsten das Netz damit für eine zunehmend dezentrale Energieversorgung auf: Immer mehr Stromerzeuger, wie etwa Photovoltaikanlagen auf Dächern, aber auch immer mehr Abnehmer wie Ladestationen für Elektroautos oder Wärmepumpen.

"Technologisch ist es so, dass wir erleben, dass die Bayerischen Regionen die grünen Kraftwerke der Energiewende werden." Egon Leo Westphal, Vorstandsvorsitzender Bayernwerk

Gewaltige Mengen an Strom aus Photovoltaik und zunehmend Windstrom kämen ins Netz, sagte Bayerwerk-Chef Egon Leo Westphal dem BR. "Wir wollen die Energie, die in der Region erzeugt wird, auch dort verbrauchen. Damit brauchen wir Verbindungen in der Region, und diese Region kennt keine Grenzen", so Westphal. Seine Kollegin von E.ON Czech, Claudia Viohl, betonte: "Ein zuverlässiges und intelligentes Verteilnetz ist das Rückgrat und das Tor zur neuen Energiewelt."

Effizientere Netze durch mehr Daten

Über 1.300 digitale Ortsnetzstationen wollen Bayernwerk und EG.D installieren, Hunderte Kilometer Glasfaserkabel als Kommunikationsleitungen legen. So erhalten sie mehr Daten aus ihren Netzen, können sie besser steuern, auslasten und damit leistungsfähiger für weitere Anschlüsse machen. Künstliche Intelligenz soll aus den Daten Prognosen erstellen.

Erstmals grenzübergreifende Leitungen

Auch Modernisierungen sind Teil der 200-Millionen-Euro-Investition. Beide Netzbetreiber bauen je zwei neue Umspannwerke und sie verbinden ihre Netze erstmals mit drei Leitungen bei Mauth, Philippsreut und Haidmühle im Bayerischen Wald. Die Verbindungen können bei Störungen und Stromausfällen aktiviert werden - quasi als doppelter Boden für die Versorgungssicherheit.

"Das hat historische Strahlkraft", lobte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei der Veranstaltung, das Projekt sei "wegweisend für die grenzüberschreitende Gestaltung der Energiezukunft".

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Für mehr Versorgungssicherheit: Die Stromverteilnetze von Bayern und Tschechien werden erstmals grenzübergreifend verbunden

Wichtiges Infrastrukturvorhaben für EU-Klimaziele

Ende 2028 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die EU-Verwaltung wertet das bayerisch-tschechische Energieprojekt "Gabreta Smart Grids" als wichtiges Infrastrukturvorhaben für die energie- und klimapolitischen Ziele der Europäischen Union. "Gabreta" ist ein keltischer Begriff für das Grenzgebiet Bayerischer Wald und Böhmerwald.

Die EU fördert das Projekt mit etwa 100 Millionen Euro als so genanntes Vorhaben von gemeinsamem Interesse (Projects of Common Interest). Es sei also "ein Projekt im gemeinsamen Interesse aller Europäer, weil es die Stromversorgung zwischen den Ost- und Westteilen der Europäischen Union verbessern wird", sagte Wolfgang Bücherl, Leiter der Regionalvertretung der EU-Kommission in München, dem BR. "Gabreta Smart Grids" helfe, in der Europäischen Union den gemeinsamen Energiemarkt zu vervollständigen, erneuerbare Energien voranzubringen und bis 2050 klimaneutral zu werden.

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