Smart Meter statt Stromzähler: Austauschpflicht für Vielbezieher
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Smart Meter statt Stromzähler: Austauschpflicht für Vielbezieher

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Smart Meter statt Stromzähler: Austauschpflicht für Vielbezieher

Ab 2025 ist in bestimmten Haushalten ein sogenannter Smart Meter Pflicht. Mit dem intelligenten Messsystem lässt sich Strom sogar minutengenau abrechnen. Wenn viel Strom produziert wird, ist er auch für Verbraucher günstiger.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Die Schöllers können sich freuen. Die dreiköpfige Familie aus Petershausen bei München hat ihren Stromzähler im Keller schon austauschen können – und durch einen sogenannten Smart Meter ersetzt. Von dem intelligenten Strommessgerät versprechen sich die Schöllers vor allem eines: Kostenersparnis. "Wir haben ein E-Auto und das können wir jetzt immer dann laden, wenn der Strom gerade günstig ist", sagt Hausherrin Clarissa Schöller.

Smart Meter für viele Haushalte ab 2025 verpflichtend

Die Schöllers haben nämlich nicht nur ein E-Auto, sondern dafür auch eine eigene Ladestation. Ihr Eigenheim gehört damit zu jenen Haushalten, die ab 2025 ohnehin verpflichtet sind, sich einen Smart Meter einbauen zu lassen. Das trifft außerdem alle Privathaushalte, in denen jährlich mehr als 6.000 Kilowattstunden Strom verbraucht werden, also etwa doppelt so viel wie in einer durchschnittlichen Kleinfamilie. Und die gesetzliche Verpflichtung gilt auch, wenn eine Photovoltaik-Anlage mit mehr als sieben Kilowatt installierter Leistung verbaut ist.

Auch Haushalte, die weniger Strom verbrauchen, dürfen sich einen intelligenten Stromzähler einbauen lassen. Der Austausch ist in der Regel kostenlos und die Messstellenbetreiber sollen bis 2030 die vollständige Einführung der Smart Meter organisieren. So sieht es das Bundesgesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende vor.

Seit 2024 sind Kosten für ein intelligentes Messsystem auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt worden, so viel kostet auch ein analoger Zähler. Im Gegenzug wurden die Netzbetreiber stärker an den Kosten beteiligt. Wer mehr als 10.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbraucht oder eine PV-Anlage mit mehr als 15 Kilowatt Leistung auf dem Dach hat, zahlt 50 Euro jährlich (zuvor waren es 100 Euro).

Smart Meter beeinflusst Verbrauchsverhalten und Netzstabilität

Da künftig noch mehr Strom aus erneuerbaren Energien – wie Wind- oder Sonnenenergie – gewonnen werden soll und der Bau notwendiger Energiespeicher teuer ist, gelten Smart Meter als Schlüsseltechnologie der Energiewende für die privaten Haushalte. Wann ist genügend Strom am Markt vorhanden und zu welchem Zeitpunkt wird er dann auch preisgünstiger für die Endkunden? Mit dem Smart Meter soll über den Geldbeutel das Verbrauchsverhalten in Zukunft gesteuert werden.

Indem die Verbraucher stärker in Randzeiten günstigen Strom verbrauchen, nützt das der Netzstabilität. Bei Strom aus Wind- oder Sonnenenergie wird schließlich nicht zu jeder Jahres- und Nachtzeit auf gleichbleibend hohem Niveau produziert. Die Bundesregierung verspricht sich dadurch einen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Ähnlich sieht das auch der Verbraucher-Service Bayern. "Der Verbraucher hat durch diesen Smart Meter die Möglichkeit, Strom dann zu nutzen, wenn viel zur Verfügung steht, und nicht zu nutzen, wenn nicht so viel zur Verfügung steht", sagt Eva Fuchs, Vorstandsvorsitzende beim Verbraucher-Service Bayern, dem BR.

Minutengenaue Abrechnung ist möglich

Mit einem analogen Drehstromzähler klappt das nicht, erklärt Bastian Gierull, Geschäftsführer von Octopus Energy, einem britischen Anbieter für erneuerbare Energien, der mittlerweile auch in Deutschland Fuß fasst. "Der Smart Meter ist im Kern gar keine Zauberbox, die wahnsinnig viel macht oder mitschreibt vom Kunden", sagt Gierull. Er ermögliche aber, "dass man potenziell – sogar minuten- oder sekundengenau – wenn man will, abrechnen kann und schauen kann, wie viel Strom verbraucht wird". Wenn die Kilowattstunde Strom statt der derzeit durchschnittlichen, knapp 44 Cent in der Grundversorgung, nur noch die Hälfte oder ein Drittel kostet, lohnt sich das.

Warum flexible Stromtarife notwendig sind

Verbunden mit dem Handy, erkennen Smart-Meter-Besitzer, wann der Strompreis entsprechend günstig oder teuer ist, und können dann beispielsweise – wie die Schöllers – das E-Auto an die heimische Ladestation hängen; oder eben nicht.

Um auch wirklich sparen zu können, braucht es vor allem eines: flexible Stromtarife, sodass man auch wirklich nur das zahlt, was man verbraucht – und zwar eben dann, wenn der Strompreis möglichst günstig ist. Flexible Strompreise sollen alle Energieversorger ihren Kunden per Gesetz ab 2025 anbieten müssen. "Und das ist das Kernproblem, dass das bei vielen Anbietern eben noch nicht der Fall ist", sagt Bastian Gierull von Octopus Energy.

Austausch in Bayern läuft schleppend an

Eine BR24-Abfrage bei den Grundversorgern in verschiedenen Städten Bayerns hat ergeben, dass die Nachfrage nach Smart Metern noch nicht sonderlich hoch ist.

Die Stadtwerke Augsburg verzeichnen einen leichten Anstieg von Kundenanfragen, im Jahr 2023 hatten rund 20 Kunden ganz konkret nach einem Smart Meter gefragt. Heuer sei bereits ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Gewerbekunden erhalten hauptsächlich in den gesetzlich vorgeschriebenen Fällen einen Smart Meter.

Die REWAG in Regensburg betont, alle gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, und hat bereits eine höhere dreistellige Zahl an Smart Metern verbaut, ohne eine besonders hohe Nachfrage zu erkennen. Die Zahl der Anfragen bleibe mit einem niedrigen zweistelligen Bereich überschaubar.

In Würzburg gab es 2023 lediglich etwa zehn Anfragen für ein intelligentes Messsystem (iMSys). Auch hier würde deutlich: Erst in Verbindung mit attraktiven, flexiblen Tarifen, die Einsparungen ermöglichen, steige das Interesse, da der Zähler für diese Tarife unerlässlich ist.

Smart Meter und Datensicherheit

Datensicherheit ist gerade bei Smart Metern essenziell, da diese Geräte detaillierte Informationen über den Energieverbrauch von Haushalten erfassen, die Rückschlüsse auf das Privatleben der Bewohner ermöglichen könnten. Das Risiko, dass solche Daten gehackt oder missbraucht werden könnten, sieht das Bundeswirtschaftsministerium minimiert: "Die Hersteller am Markt erfüllen mittlerweile die notwendigen hohen Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit", heißt es dort. Die bestehenden Auflagen seien zudem mit präzisen Vorgaben zu Speicherungen, Löschungen und Anonymisierung ergänzt worden.

Hohe Anforderungen an die Geräte

In Deutschland hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) spezifische Schutzprofile für sogenannte Smart Meter-Gateways erstellt. Diese Gateways fungieren als zentrale Kommunikationseinheit zwischen den Smart Metern in Haushalten und den IT-Systemen der Energieversorger, um die Datenkommunikation und -speicherung zu sichern. "Verbraucherinnen müssen besonders darauf achten, dass sie App-Geräte haben, wo sie möglichst viel Einfluss darauf haben, welche Daten gesendet werden. Kann ich meinen Datentransfer kontrollieren? Habe ich einen Blick darauf, welche Daten weitergegeben werden? Das ist wichtig", rät Eva Fuchs.

Der Verbraucher-Service Bayern sieht eine weitere Hürde, um den Smart-Meter-Rollout in den entsprechenden Haushalten bis 2025 zu schaffen: Es seien zu wenige zertifizierte Geräte auf dem Markt. "Weil sie natürlich hohen Datenschutzrichtlinien entsprechen müssen", sagt Fuchs. "Diese Geräte müssen absolut sicher sein, was den Datentransport betrifft." Schließlich erfolge die Kommunikation zwischen Smart Meter im Keller und dem Smartphone auf der Hand über digitalen Austausch.

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