Manuel Neuer bei der Teampräsentation des FC Bayern.
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Nebulöse Zukunftsaussichten: Manuel Neuer bei der Teampräsentation des FC Bayern.

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FC Bayern und Neuer: Unsichere Rückkehr, unsichere Zukunft

Es herrscht weiterhin Unklarheit über den Gesundheitszustand von Manuel Neuer - und somit auch darüber, wer im Tor des FC Bayern stehen wird. Die ungewisse Situation ist eine weitere große Hürde in der Saisonplanung der Münchner.

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Beim FC Bayern München bröckelt derzeit so etwas wie ein Naturgesetz. Eine unumstößliche Gewissheit, etwas, auf das man sich immer verlassen konnte: Seit dem 01. Juli 2011 war eine Sache klar: Der FC Bayern München ist im Tor Weltklasse besetzt. Damals, vor mehr als zwölf Jahren, wechselte Manuel Neuer an die Isar und nistete sich im Anschluss wie selbstverständlich im Münchner Torwart-Olymp ein und grüßte fortan von dort in bester Nachbarschaft mit Sepp Maier und Oliver Kahn.

Der FC Bayern konnte sich sicher sein, dass das Münchner Tor vom besten seines Fachs gehütet wird. Diese Gewissheit gerät nun allmählich ins Wanken. Nach der schweren Verletzung, die sich Neuer in der Winterpause bei einer Skitour zuzog, ist der Zeitpunkt seiner Rückkehr weiterhin ungewiss. Ursprünglich wollte sich die Nummer eins des FC Bayern Anfang Juli wieder vollständig von dem Unterschenkelbruch erholt haben. Doch der Termin ist lange verstrichen - und auch die vorsichtigen Prognosen von Trainer Thomas Tuchel und den Funktionären, Neuer würde lediglich die ersten beiden Saisonspiele verpassen, haben schon lange keine Gültigkeit mehr. Doch wie steht es wirklich um Neuer? Was sind seine aktuellen Probleme? Wie lang könnte der Keeper ausfallen? Und wer steht als Alternative auf dem Zettel? BR24Sport beantwortet die wichtigsten Fragen:

Manuel Neuer - wie ist der aktuelle Stand der Reha

Im Mai noch sah es so aus, als liefe es nach Plan. Mit ein paar beeindruckenden Flugeinlagen meldete sich Neuer zurück an der Säbenerstraße, versetzte seinen neuen Vorgesetzten Thomas Tuchel ins Schwärmen und gab seinen Anhängern die Gewissheit, dass er schon bald wieder ganz der Alte sein würde. Auch Anfang Juli gab sich Neuer noch selbstbewusst, verwies Berichte, er könne das Trainingslager am Tegernsee verpassen, mit einem Scherz ins Reich der Fabeln. Doch seither häufen sich die Negativmeldungen.

Erst die Bestätigung, dass der 37-Jährige nicht nur das Trainingslager, sondern auch den Saisonauftakt verpassen wird. Dann verkündete der FC Bayern kürzlich einen weiteren "geplanten Eingriff", bei dem eine Metallplatte aus Neuers Unterschenkel entfernt wurde. Neuer selbst tauchte ab. Seine Trainingseinheiten finden seit längerem hinter verschlossenen Türen statt. Aktuell kann er nur im Kraftraum trainieren, bald schon soll er wieder auf den Rasen zurückkehren. Doch er hat noch Schmerzen. Ausgerechnet das, was ihn immer ausgezeichnet hat, fällt ihm schwer: Den Ball am Fuß haben. Schießen, passen, dribbeln soll laut Medienberichten noch sehr schmerzhaft sein. Besonders, wenn das betroffene rechte Bein das Standbein ist. Die Hoffnung ist, dass sich das durch Entfernen der Metallplatte wieder ändert.

Wie lange wird Neuer ausfallen?

Ein Saisonstart mit Manuel Neuer im Bayern-Tor ist ausgeschlossen. Und auch die darauffolgenden Partien gegen den FC Augsburg, Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und der Champions-League-Auftakt wird der Torhüter wohl verpassen. Derzeit scheint der früheste Zeitpunkt für ein Comeback beim Spiel gegen den VfL Bochum (23.9.) oder beim DFB-Pokal-Auftakt gegen Preußen Münster (26.9.) zu sein. Doch das ist die optimistischste Prognose. Es wird sogar darüber spekuliert, ob Neuer erst 2024 wieder in das FC-Bayern-Tor zurückkehren wird.

Wie plant der FC Bayern nun, Neuer zu ersetzen?

Die Verantwortlichen sind nun unter Zugzwang. Trotz der unsicheren Situation um die eigentliche Nummer eins hat man mit Alexander Nübel (Leihe zum VfB Stuttgart) und Yann Sommer (Inter Mailand) gleich zwei Spieler abgegeben, die einen längeren Ausfall hätten auffangen können. Eigentlich hatte Tuchel noch beim Trainingsauftakt angekündigt, einen Sommer-Transfer erst zuzustimmen, wenn es Klarheit um eine Neuer-Rückkehr gäbe.

Da auch Nachwuchstorwart Johannes Schenk verliehen wurde, steht mit Sven Ulreich aktuell nur ein einziger gesunder Torwart im Kader des deutschen Meisters. Tom Hülsmann, von der zweiten Mannschaft, war mit im Trainingslager. Doch klar ist: Ulreich traute man schon vergangene Saison nicht zu, Neuer zu ersetzen. Der FC Bayern will einen neuen Keeper verpflichten, am besten einen, der auch das Potenzial hätte, irgendwann die Nachfolge des mittlerweile 37-jährigen Neuer anzutreten. Doch das ist ein schwieriges Profil: Einerseits mindestens internationale Klasse, andererseits bereit, sich spätestens ab Januar auf die Bank zu setzen.

Ein Weltmeister, ein Rekord-Keeper und ein Star

Und so beißt sich der FC Bayern auch bei dieser Personalie am Transfermarkt die Zähne aus: Wunschtransfer David Raya steht vor einem Wechsel zum FC Arsenal. Der als "Bono" bekannte Torhüter des FC Sevilla Yassine Bounou soll mit rund 20 Millionen Euro Ablöse zu teuer sein. Robert Sanchez wechselte zum FC Chelsea.

Aktuell sind Ajax-Stammtorhüter Gerónimo Rulli (31) - Teil des Weltmeisterkaders von Argentinien - und Kepa Arrizabalaga (28), dem bei Chelsea die Bank droht, die heißesten Namen in der Gerüchteküche. Kepa war einst mit 80 Millionen Euro Ablöse der teuerste Torhüter der Welt. Doch in London konnte er die hohen Erwartungen nicht erfüllen und saß meist - auch unter Tuchel - auf der Bank. Vergangene Saison fand er jedoch wieder zurück zwischen die Pfosten und zeigte dort teils ansprechende Leistungen. Eine Leihe mit Kaufoption wäre hier wahrscheinlich.

Mit David de Gea wird auch ein ganz großer Name gehandelt. Der Spanier wechselte 2011 zu Manchester United, doch dieses Kapitel ist nun zu Ende. Mit 32 Jahren steht de Gea ohne Verein da - hat sich in seinen zwölf Jahren Premier League jedoch an ein hohes Gehalt gewöhnt. Auch Mike Maignan (AC Mailand) und Diogo Costa (FC Porto) tauchen derzeit als Namen auf. Giorgi Miamardashvili (22), georgischer Nationaltorhüter vom FC Valencia, dürfte wohl zu teuer und unerfahren sein, um diese besondere Rolle beim FC Bayern auszufüllen.

Nur noch ein Jahr Vertrag - wohin geht es für Neuer und den FCB?

Der FC Bayern befindet sich in einer verzwickten Situation. Manuel Neuer hat eine besondere Stellung im Verein. Als Kapitän ist er unumstrittener Anführer der Münchner. Doch es mehren sich die Zweifel, ob die Nummer eins im Bayern-Tor nach dieser schweren Verletzung im Alter von 37 Jahren an seine früheren Leistungen noch anknüpfen kann. Zudem läuft der Vertrag des Torwarts im kommenden Sommer aus.

Aus dem Torwart-Olymp des FC Bayern wird Neuer nicht mehr verschwinden. Doch die Führungsriege um CEO Jan-Christian Dreesen steht dennoch vor einer schwerwiegenden Zukunftsentscheidung. Wie stark möchte man auf Neuer setzen? Vertraut man weiter auf die langjährige Nummer eins? Oder ist es Zeit, sich nun wirklich mit einem Nachfolger zu beschäftigen und Neuer einen echten Konkurrenten vor die Nase zu setzen?

Schon in einer normalen Transferperiode eine schwer lösbare Aufgabe - doch mit der Hängepartie um Harry Kane, der anhaltenden Sechser- und Rechtsverteidiger-Suche ist die Torhüter Frage nur eine der Großbaustellen. Der FC Bayern steht zwei Tage vor dem ersten Pflichtspiel der Saison (Supercup: FC Bayern - RB Leipzig, 12.08, 20.45 Uhr, in der Radiolivereportage) mit einem unvollständigen Kader da.

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