Daniel Levy
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Daniel Levy: Tottenhams Meister der Verhandlungen

Daniel Levy ist der Mann bei Tottenham Hotspur, der die zähen Verhandlungen zwischen dem Premier-League-Verein und dem FC Bayern im Ringen um Stürmerstar Harry Kane führt. Der 61-Jährige ist als harter Gegenspieler bekannt.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Die oberste Maxime von Daniel Levy heißt: Den Klub schützen, mit Würde handeln und alles weitere außerhalb der Öffentlichkeit regeln. Seit 2001 ist der 61-jährige Unternehmer als Präsident bei Tottenham Hotspur tätig. Bei den eigenen Fans ist der Mehrheitseigner des Vereins unbeliebt, weil er in all den Jahren zwar viel Geld eingenommen, aber immer nur wenig für große Namen ausgegeben hat und der sportliche Erfolg bislang ausblieb.

Levy gilt als knallharter Verhandlungsführer. Das bekommt nun auch der FC Bayern im Kampf um Harry Kane zu spüren. Zuletzt lehnte der Brite ein 100-Millionen-Paket für den Stürmerstar ab.

Der 61-Jährige ist so etwas wie das menschgewordene "Nein". Sobald irgendein Verein die Finger nach einem Top-Spieler seines Klubs ausstreckt, stellt er sich quer. Der Brite gilt als der härteste Verhandlungspartner im europäischen Fußball und hat schon bei Größen wie Sir Alex Ferguson oder Florentino Perez für Frust und Verzweiflung gesorgt.

Ferguson: Levy-Verhandlung "schmerzhafter als ein neues Hüftgelenk"

So beschrieb Manchester-United-Legende Ferguson die Verhandlungen mit Tottenham um Spieler Dimitar Berbatov als "schmerzvoller als ein neues Hüftgelenk". Der Grund ist Levys Verhandlungs-Taktik: Sobald der interessierte Verein sich in Sicherheit wiegt, den Deal bald zum Abschluss zu bekommen, verlangt Levy plötzlich doch wieder deutlich mehr Geld, als das, was er zuvor gefordert hatte.

"Die Verhandlungen waren sehr schwierig und haben sich ewig hingezogen", schrieb Ferguson in seiner Biografie über eine ähnliche Erfahrung, als es um Michael Carrick ging. "Immer wenn ich dachte, alles wäre unter Dach und Fach, bekam ich einen Anruf mit neuen Forderungen. Typisch Daniel Levy!"

Und auch Real Madrids Präsident Florentino Perez dürfte Ähnliches berichten. Mehr als ein Jahr zog sich der Transfer von Gareth Bale zu den Königlichen hin. Am Ende brauchte es ein eindeutiges Zeichen des Walisers, der sich anstatt beim Trainings-Auftakt von Tottenham auf einem Golfplatz in der Nähe der spanischen Hauptstadt befand - und die damalige Rekordsumme von 101 Millionen Euro, um den Transfer doch noch zu stemmen.

Levy: "Wenn du nicht verkaufen willst, hast du jedes Recht, nein zu sagen"

Levy selbst sieht an seiner Verhandlungstaktik nichts Verwerfliches: "Ich agiere nur im besten Interesse meines Vereins. Wenn du einen Spieler wirklich nicht verkaufen willst, hast du jedes Recht, nein zu sagen. Du verfügst über die Rechte", sagte er einmal der Cambridge Union. Und es ist sehr klar, dass Levy Harry Kane, einen der besten Spieler in der Geschichte des Vereins, am liebsten halten würde.

Was dem FC Bayern Mut machen dürfte: Gleiches galt eben auch für Bale, Carrick und Berbatov. Levy selbst erklärte, was es braucht, um ein Nein in ein Ja zu verwandeln: "Es kommt auf den Charakter des Spielers an, ob du ihn in einem solchen Fall halten kannst. Es ist am Ende immer noch ein Mannschaftssport."

Also müsste Kane seinen Abschied forcieren, so wie es Lewandowski vor einem Jahr beim FC Bayern gemacht hatte, was den Verantwortlichen in München nicht gerade gut gefiel. Doch Kane gilt als Musterprofi. Ein Spieler, bei dem man davon ausgehen kann, dass er auch im Falle eines Tottenham-Verbleibs alles geben wird.

Verhandlungen mit Levy: Alles dreht sich um Macht

Wichtig wird daher auch, was Levy weiter sagt: "Wenn es zu einem Transfer kommt, liegt alles an der Machtverteilung." Das könnte dem FC Bayern Mut machen. Denn Kanes Vertrag läuft aus. Und noch ärgerlicher, als seinen besten Spieler zu verlieren, ist auch für Tottenham, seinen besten Spieler zum Nulltarif zu verlieren.

Eine dritte Eigenschaft, die Levy als Verhandlungspartner - oder besser Verhandlungsgegner - so unangenehm macht: Hat er sich dazu durchgerungen, einen Spieler gegen den Vereinswillen zu verkaufen, lässt er den aufnehmenden Verein leiden. So mussten Real Madrid und Bale bis einen Tag vor dem Ende des Transferfensters warten, bis Vollzug gemeldet werden konnte. Bei Berbatov ließ Levy Manchester United sogar bis wenige Stunde vor Ende der Deadline zappeln. Bis zum 1. September kann also noch einiges passieren.

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