Georg Gänswein muss nach Deutschland zurück, aber unklar ist, wie sein künftiger Verdienst ausfällt.
Bildrechte: Picture Alliance/Stefano Spaziani/Stefano Spaziani

Georg Gänswein muss nach Deutschland zurück, aber unklar ist, wie sein künftiger Verdienst ausfällt.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Zurück in die Heimat: Wovon lebt Georg Gänswein?

Vom Land Baden-Württemberg wird es keine Unterstützung geben. Für die Versorgung des früheren Papstsekretärs Georg Gänswein ist daher das Erzbistum Freiburg zuständig. Finanzielle Hypothek dabei: die Bischofsweihe.

Am 1. Juli gibt es im Erzbistum Feiburg einen Erzbischof mehr. Von da an muss der frühere Papstsekretär Georg Gänswein in seiner Heimatdiözese leben – auf Anordnung von Papst Franziskus, wie der Vatikan offiziell bekanntgab.

Groß war und ist das öffentliche Interesse an dieser Personalentscheidung, für die es bislang keinen vergleichbaren Fall gibt: ein Papstsekretär, der zwei Päpsten – Benedikt XVI. und Franziskus – dient; dann stirbt der eine und der andere schickt ihn dorthin zurück, von wo ihn einst Joseph Ratzinger nach Rom holte. Ohne zugedachtes Amt muss Gänswein zurück nach Freiburg, trotz Bischofsrang.

Fall wie Gänswein "nicht vorgesehen"

"Tatsächlich einmalig", sagt der Kirchenhistoriker und Vatikan-Kenner Ulrich Nersinger dem BR. Denn einen Bischof, der nicht in Pension ist und auch nicht mit der Leitung eines Bistums betraut ist, sähe die katholische Ämterwelt eigentlich nicht vor. "Vorgesehen sind residierende Bischöfe, sind emeritierte Bischöfe, Weibischöfe und emeritierte Weihbischöfe. Aber ein solcher Fall wie Gänswein ist nicht vorgesehen."

Insofern stellt sich nun auch die Frage, wovon Erzbischof Georg Gänswein künftig seinen Lebensunterhalt bestreiten wird. Fest steht: Von der baden-württembergischen Landesregierung kann er kein Geld erwarten. Denn in Baden-Württemberg werden Bischöfe aus Kirchensteuermitteln finanziert, im Freistaat gemäß Bayern-Konkordat von 1924 vom Staat.

"Keinerlei finanzielle Mehrbelastung" für Staatskasse

Entsprechend teilt die Pressestelle der Landesregierung auf BR-Anfrage mit: "Eine Bezahlung Geistlicher aus dem Landeshaushalt erfolgt in Baden-Württemberg – anders als in Bayern – an keiner Stelle. Daher wird die Rückkehr von Erzbischof Gänswein auch mit keinerlei finanziellen Mehrbelastung im Landeshaushalt verbunden sein."

Wohl aber für den aus Kirchensteuern gespeisten Geldtopf der Erzdiözese Freiburg, nimmt Kirchenhistoriker Nersinger an. Schon jetzt heißt es aus Gänsweins Heimatbistum, es würden Gespräche über eine mögliche Tätigkeit im Bistum geführt. Von der Art seiner Tätigkeit dürfte dann auch abhängen, was der Erzbischof künftig verdienen wird.

Papst will Gänswein nicht mehr in Rom: "Das zu leugnen wäre dumm"

Allerdings: "Wir haben ja noch eine seltsame Formulierung in der Mitteilung des Vatikans, in der steht: 'per il momento'." Also: "für den Moment" zurück nach Freiburg. "Ob ihn der Papst zu einem späteren Zeitpunkt nicht doch noch woanders hinberuft, ist also völlig unklar", sagt Nersinger. Das mache es nun für das Freiburger Erzbistum schwierig, verlässlich mit Gänswein zu planen. "Das ist eine ziemliche Rechtsunsicherheit für alle Beteiligten", sagt Nersinger.

Vom Papst hätte er sich daher eine definitive Entscheidung über Gänswein gewünscht. "Auch wenn man eine Person nicht mehr haben möchte in Rom – den Eindruck hat man ja, das zu leugnen wäre dumm –, muss man klar sagen, wie jemand abgesichert ist." Und zwar von Amtswegen wie auch finanziell. In letzterem Fall ist für den Kirchenhistoriker allerdings klar: "Ich denke nicht, dass er jetzt vor dem Freiburger Münster mit einer Mütze sitzen muss und sammeln muss für seinen Unterhalt."

Im Zweifel blieben ihm ja noch die Tantiemen seines Buches "Nichts als die Wahrheit", das in mehreren Sprachen übersetzt wird – und die vielen, öffentlichen Vorträge und Auftritte, die sich Gänswein wohl auch in Zunkunft nicht nehmen lasse. Außerdem dürfte Gänswein durch seine langjährige Tätigkeit im Vatikan Pensionsansprüche erworben haben.

Im Video: Georg Gänswein stellt sein Buch "Nichts als die Wahrheit" vor (Abendschau 8. März 2023)

Georg Gänswein mit Papst Benedikt XVI.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Georg Gänswein mit Papst Benedikt XVI.

Dieser Artikel ist erstmals am 16. Juni 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.