Gänswein muss gehen – zurück nach Deutschland.
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Vatikan bestätigt: Gänswein muss nach Deutschland zurück

Jetzt ist es offiziell: Der langjährige Sekretär von Joseph Ratzinger, Georg Gänswein, muss den Vatikan tatsächlich verlassen. Wie der Vatikan heute mitteilte, soll der geweihte Bischof zurück in sein Heimatbistum Freiburg und zwar schon ab 1. Juli.

Der langjährige Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., Georg Gänswein, muss nach Deutschland zurück. Die Entscheidung von Papst Franziskus gab der Vatikan heute offiziell bekannt, nachdem es in der Vergangenheit bereits gleichlautende, aber unbestätigte Medienberichte um den 66-jährigen Erzbischof gab.

Trotz Bischofsweihe kein Bistum anvertraut

Laut der Bekanntmachtung des Vatikans soll Gänswein demnach schon ab kommendem Monat – mit Stichtag 1. Juli – in seine Heimatdiözese Freiburg zurückkehren. Das Bistum ist auch für die weitere Versorgung des Geistlichen verantwortlich. Gänswein wurde 1984 vom damaligen Freiburger Erzbischof Oskar Saier zum Priester geweiht.

Die Bischofsweihe spendete ihm der damals schon zum Rücktritt entschlossene Papst Benedikt XVI. am 6. Januar 2013. Auch Gänsweins Vorgänger, Josef Clemens, war befördert worden: Seinen ersten Privatsekretär hatte Ratzinger auch an einem 6. Januar – damals im Jahr 2004 – zum Bischof geweiht, in der Annahme, dass er damals als Chef der Glaubenskongregation bald in Rente gehen würde und keinen Privatsekretär mehr bräuchte. Die Bischofsweihe sollte Josef Clemens damals einen weiteren Verbleib in einem hohen Kirchenamt sichern.

Ein Bischof ohne Bistum, Bistümer ohne Bischof

In den zurückliegenden Monaten gab es Spekulationen, dass Gänswein – mit 66 Jahren für kirchliche Verhältnisse noch vergleichsweise jung – künftig als Oberhirte einer Diözese eingesetzt werden könnte. Erst mit 75 müssen Bischöfe dem Papst ihren Rücktritt aus Altersgründen anbieten. Für Gänswein im Gespräch war das Erzbistum Bamberg, das nach dem Rücktritt von Erzbischof Ludwig Schick vergangenen November ohne Leitung ist, oder Vaduz in Liechtenstein, dessen Bischofssitz bald frei wird.

Theoretisch ist eine Versetzung Gänsweins auf einen Bischofsstuhl auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland noch möglich. "Das ist die Entscheidung des Papstes, die wir nicht kommentieren", hieß es auf BR-Anfrage seitens des Erzbistums Bamberg.

"Gedemütigt" von Franziskus

Weshalb Franziskus Gänswein nun ohne Amt zurück nach Freiburg schickt, wurde nicht bekannt. Das Verhältnis von Papst und Ex-Papstsekretär gilt Beobachtern zufolge als angespannt. In seinem nach dem Tod Benedikts XVI. vorgelegten Buch "Nichts als die Wahrheit" äußert sich Gänswein indirekt selbst dazu, indem er etwa eine Situation schildert, in der er sich von Franziskus "gedemütigt gefühlt hätte".

"Sie bleiben von jetzt an zu Hause."

Auch zu Gänsweins langjähriger Tätigkeit als Präfekt des Päpstlichen Hauses machte der Vatikan an diesem Donnerstag nähere Angaben. Demnach sei Gänswein bereits seit 28. Februar diesen Jahres offiziell nicht mehr in dieser Funktion tätig. Freigestellt von dieser Aufgabe war er schon seit Januar 2020: "Sie bleiben von jetzt an zu Hause. Sie begleiten Benedikt, der Sie braucht, und schirmen ihn ab", zitiert Gänswein in seinem Buch Franziskus.

Nun muss Gänswein also nach Hause zurück. Der emeritierte Papst Benedikt, der ihn brauchte, lebt nicht mehr. Und auch seine letzte Aufgabe als Joseph Ratzingers Testamentsvollstrecker dürfte nach Ermittlung der Erben erledigt sein. Welche Aufgabe er künftig in Freiburg, in Deutschland übernehmen wird, bleibt abzuwarten. Mit dem Freiburger Bischof Stephan Burger laufen jedenfalls schon die ersten Gespräche darüber, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte.

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