ARCHIVBILD: Szene aus "Mauser" von Heiner Müller in der Regie von Oliver Frljic im Residenztheater in München 2017.
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ARCHIVBILD: Szene aus "Mauser" von Heiner Müller in der Regie von Oliver Frljic im Residenztheater in München 2017.

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Studie: Bevölkerung - Theaterhäuser wichtig, aber Besuch selten

Eine große Mehrheit der Deutschen findet Theaterhäuser wichtig. Und doch geht nur ein kleiner Teil zu Aufführungen. Das ist das Ergebnis des "Relevanzmonitors Kultur" der Bertelsmann Stiftung.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Es klafft eine große Lücke zwischen der Relevanz für das eigene Leben und der Meinung, wie relevant Theaterhäuser für die Gesellschaft sind. In einer repräsentativen Befragung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung gab gerade mal ein Drittel an, Angebote in Theaterhäusern seien ein wichtiger Teil des eigenen Lebens. Gleichzeitig finden neun von zehn Befragten, es sei wichtig, dass es Theaterhäuser gibt, die zur kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen beitragen. Und sie sollten für kommende Generationen erhalten bleiben.

Hohe Zustimmung, seltene Besuche

Mit so deutlichen Ergebnissen hat Studienleiterin Dorothea Gregor selbst nicht gerechnet: "Diese Diskrepanz an sich hat mich nicht überrascht. Aber dass sie so groß ist, hat mich überrascht. Wir hätten nicht mit diesem hohen Rückhalt gerechnet."

Dennoch dürften sich Theaterhäuser und auch die Kulturpolitik nicht auf der großen Zustimmung ausruhen. Zwei Drittel der Bevölkerung interessieren sich nach eigenen Angaben kaum oder gar nicht für Theateraufführungen. An Oper-, Ballett- oder Tanz-Aufführungen ist gerade mal jeder Fünfte interessiert. Das sei durchaus ein Problem, meint Gregor, "insofern, dass die Kulturinstitutionen mit öffentlichen Mitteln und Steuergeldern finanziert werden und in Zeiten klammer Kassen die Verteilungskämpfe härter werden. Das merken wir jetzt schon in Ansätzen, und das wird sicherlich in den nächsten Jahren aufgrund der vielen Krisen, die wir zu bewältigen haben, nicht besser."

Zugangshürden abbauen

Theaterhäuser sollten Zugangshürden abbauen und ihre Zielgruppen besser kennen und ansprechen, empfiehlt die Bertelsmann Stiftung deshalb. Doch Stefan Dörr, Verwaltungsdirektor beim Landestheater Detmold, warnt davor, zu sehr auf Zielgruppen und Ticketverkäufe zu schielen: "Ehrlicherweise sind natürlich Unterhaltungstitel wie Musicals oder auch Ballett-Stücke etwas, was deutlich stärker Anklang findet, oder auch Kinder- und Jugendtheater. Etwas kritischere Stücke haben es natürlich schwerer. Aber wir haben den Auftrag, sowohl das eine als auch das andere zu tun. Und deswegen machen wir das natürlich, solange wir diesen Auftrag haben, auch wirklich weiter." Zudem würden auch Bibliotheken oder Parkanlagen von allen finanziert, aber nicht von jedem genutzt.

Dennoch versuche man als Landestheater ein Programm für die Breite der Gesellschaft zu machen, in Schulen und Kindergärten in der Region präsent zu sein und so gerade junge Menschen die Magie des Theaters erleben zu lassen. Für Dorothea Gregor von der Bertelsmann Stiftung ein guter Weg: "Menschen emotional anzusprechen, auch mitzunehmen und dieses Theatererlebnis wirklich wieder zum Erlebnis zu machen, ohne Menschen das Gefühl zu vermitteln: Ich weiß ja nicht, wie ich mich verhalten soll, ich fühle mich da fehl am Platz. Ich glaube, das ist das Geheimnis."

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