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Eine nicht alltägliche Entdeckung hat die Autobahnpolizei bei einer Routinekontrolle in Niederbayern gemacht: Nahe Gottfrieding im Landkreis Dingolfing-Landau hatte sie am vergangenen Samstagabend einen Lkw angehalten, der einen Bergepanzer transportierte. In den Papieren war jedoch von einem Gerüst-Transport die Rede. Die Fahrt wurde deshalb von der Polizei gestoppt.
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Panzer von Frankreich nach Rumänien unterwegs
Mittlerweile ist die geplante Strecke der Lieferung bekannt: Der Panzer kommt von der französischen Armee und soll zur rumänischen Armee gebracht werden – eine Panzerlieferung also zwischen Nato-Partnern. Der Transport wird allerdings von einem privaten Unternehmen durchgeführt, was ziemlich kurios ist. Überdies besitzt dieses Unternehmen dafür offenbar keine gültige Genehmigung für die Fahrt durch Deutschland. Deshalb steht der Lkw mit dem geladenen Panzer immer noch in Niederbayern. BR24 beobachtet den Fall weiterhin.
Weil man zunächst davon ausging, dass der gesamte Transport privat unternommen worden war, stellt sich die Frage: Kann man als Privatperson Panzer online kaufen? Die Recherche belegt: eindeutig ja.
Panzer werden auf verschiedenen Webseiten angeboten
Im Internet gibt es mehrere Möglichkeiten, ausgemusterte Panzer wie zum Beispiel den FV102 Striker zu kaufen. Als Teil der leicht gepanzerten Militärfahrzeuge diente er der britischen Armee bis in die frühen 2000er Jahre als Raketenjagdpanzer. Aktuell wird er Panzerfans über ein Anzeigenportal für 13.500 Euro angeboten. Gegen Aufpreis kann das Fahrzeug auch fahrend voll funktionstüchtig übergeben werden, heißt es in dem entsprechenden Angebot.
Das ist nur ein Beispiel. Denn auf unterschiedlichen Internetplattformen verkaufen mehrere Anbieter schwere militärische Fahrzeuge, wie ausgemusterte und demilitarisierte Panzer. Meist handelt es sich dabei um polnische und tschechische Websites.
Preis für einen Panzer erfährt man oft nur auf Nachfrage
Ein tschechischer Verkäufer bietet online zum Beispiel mehrere alte Kriegsgeräte an – vor allem alte sowjetische Panzer, aber auch andere Militärausrüstung. Auf einer polnischen Webseite wiederum steht aktuell ein Leopard 1 zum Verkauf. Ein Export sei weltweit möglich, einen Preis für das Fahrzeug erfährt ein potenzieller Käufer allerdings nur auf Anfrage. Neu lackieren lassen kann man sich das Ganze auch. Ein Marder wurde kürzlich offenbar auch verkauft.
Ausgemusterte Panzer müssen erst demilitarisiert werden
Bevor Militärfahrzeuge tatsächlich gekauft werden, müssen diese zunächst demilitarisiert werden. Das bedeutet, dass sowohl Offensivwaffen als auch defensive Einrichtungen wie Nebelwerfer demontiert oder unbrauchbar gemacht werden müssen. Weil spezialisierte Fahrzeuge mit ihrem Austritt aus dem aktiven Dienst ihre Betriebserlaubnis verlieren, ist außerdem ein Besuch beim TÜV fällig.
Allerdings sind auch ausgemusterte, demilitarisierte Panzer so gut wie unmöglich zu versichern. Der Grund: Kfz-Versicherungen können einen Panzer nicht tariflich einstufen. Selbst wenn sie alle Voraussetzungen erfüllen würden: Gefahren werden dürfen Panzer in Deutschland trotzdem nicht auf öffentlichen Wegen und Straßen.
Online-Angebote für Fahrten mit einem Panzer
Kettenpanzer bekommen in Deutschland keine zivilen Straßenzulassungen mehr. Der Fall des Düsseldorfer Autohändlers, der Anfang der 2000er Jahre einen weißen Schützenpanzer durch Düsseldorf fuhr, löste eine entsprechende Gesetzesänderung aus.
Trotzdem ist es möglich, mit einem Panzer zu fahren. Denn ebenfalls im Netz bieten mehrere Anbieter an verschiedenen Standorten an, genau dies zu tun. Dafür reicht bereits ein Pkw-Führerschein.
Transitgenehmigung für Transport nötig
Wie die Kriegswaffen zu den jeweiligen Sammlern transportiert werden, wird auf einer der recherchierten Seiten erklärt: Der Transport solcher Panzer sei für den Anbieter "kein Problem". Für die geplante Strecke mit dem "überräumigen Frachtgut" sei allerdings eine Transitgenehmigung für die geplante Strecke erforderlich – die Abwicklung der Genehmigung sei je nach Staat unterschiedlich, "dauert aber nicht länger als drei Wochen", so das Unternehmen. In Deutschland benötigt man ein internationales Importzertifikat vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.
Das hat bei dem Fall in Niederbayern gefehlt. Ob das verantwortliche Transportunternehmen eine gültige Genehmigung nachreichen kann, werden wir demnächst berichten.
Transparenzhinweis: Für die Recherche dieses Beitrags hat der Autor Internetseiten ausgewertet. Dabei sind die Webadressen der Verkaufsportale publiziert worden. Nach Kritik von Userinnen und Usern nennen wir die Seiten nicht mehr. (30.5.23, 20.40 Uhr)
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