Am Wochenende erlebt das Große Haus des Landestheaters Coburg die letzten beiden Vorstellungen vor der Schließung.
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An diesem Wochenende erlebt das Große Haus des Landestheaters Coburg die letzten beiden Vorstellungen vor der Schließung.

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Letzte Vorstellung für lange Zeit am Landestheater Coburg

Letzter Vorhang am Landestheater Coburg: Am Samstagabend wird eine Abschiedsgala gefeiert, danach soll das klassizistische Gebäude generalsaniert werden. Die Arbeiten werden Jahre dauern - wenn sie denn überhaupt jemals beginnen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

An diesem Wochenende erlebt das Große Haus des Landestheaters Coburg die letzten beiden Vorstellungen vor der Schließung. Das 1840 erbaute Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig, die Betriebserlaubnis läuft Ende Juni aus. Am Freitag- und Samstagabend finden zwei große Abschiedsgalas statt, ein Theaterfest am Samstagnachmittag rundet den vorübergehenden Abschied aus dem Landestheater ab. Zum Start der neuen Spielzeit zieht das Landestheater in das neu errichtete Globe im Süden der Stadt.

Bühne wird zur Tanzfläche im Landestheater Coburg

Das Publikum könne sich bei den Galas auf einen musikalischen Rückblick der Highlights der vergangenen zehn Jahren freuen, sagte Schauspieldirektor Matthias Straub zu BR24. Man lade das Publikum ein, mit dem gesamten Theater zu feiern. Am Samstagabend wird sich die Bühne des Landestheaters zudem in eine Tanzfläche verwandeln – zum Abschluss gibt es eine große Party im altehrwürdigen Großen Haus. An den beiden Abenden feiere man auch, dass Coburg an sich eine grandiose Theaterstadt sei, sagte Operndirektor Neil Barry Moss zu BR24.

Neben der Vorfreude auf den rauschenden Abschied kommt bei den Beteiligten allerdings auch Wehmut über den anstehenden Auszug aus dem historischen Gebäude auf. Trotz der Euphorie und der Vorfreude auf die Interimsspielstätte Globe, dürfe man auch nicht vergessen, dass man nach dem Wochenende ein Traditionshaus nach mehr als 180 Jahren für eine ungewisse Zeit verlasse, sagte Daniel Kaiser, der Technische Leiter des Landestheaters, gegenüber BR24. Vor allem bei den langjährigen Mitarbeitern gehe dies nicht spurlos vorüber.

Baustopp für das Globe verhindert früheren Umzug

Eigentlich hätte das Landestheater bereits im vergangenen Jahr für eine anstehende Generalsanierung geschlossen werden sollen. Ein Baustopp für das Globe, in dem das Landestheater ab Oktober vorübergehend eine neue Heimat findet, verhinderte dies. Die Betriebserlaubnis für das Große Haus wurde deshalb um ein weiteres Jahr verlängert.

Für den Technischen Leiter Daniel Kaiser ist eine weitere Spielzeit im alten Gebäude undenkbar, zu lang ist die Mängelliste des historischen Landestheaters. Neben den nicht mehr in Gänze erfüllbaren Brandschutzbestimmungen sei die Anlage altersbedingt in einem desolaten Zustand, seit vielen Jahren dränge auch die mangelnde Barrierefreiheit zum Handeln auf, so Kaiser weiter. Hinzu komme, dass sich auch der Zustand der Technik in der vergangenen Spielzeit weiter verschlechtert habe. Erst vor wenigen Wochen seien Teile der Bühnentechnik kaputtgegangen, die nicht mehr repariert werden können, so Kaiser. Wann die Generalsanierung des Landestheaters beginnt, ist noch völlig offen.

Sanierung des Landestheaters für rund 360 Millionen Euro

In der vergangenen Woche hatten der Freistaat, der auch Eigentümer des Theaters ist, und die Stadt Coburg eine Finanzierungsvereinbarung zur Sanierung neu aufgesetzt. Der Kostenrahmen liegt inzwischen bei 360 Millionen Euro, zwei Drittel davon übernimmt der Freistaat, die Stadt Coburg müsste 120 Millionen Euro aufbringen. In der neuen Finanzierungsvereinbarung sind neben den angepassten vorläufigen Kosten auch zwei Entscheidungsmöglichkeiten für die Stadt Coburg und den Freistaat enthalten. Sobald die Kosten in der weiteren Planungsphase konkreter werden, haben beiden Seiten zweimal die Möglichkeit, erneut über eine Generalsanierung abzustimmen.

Sollten die Sanierungspläne später also noch gestoppt werden, könnte der jetzt zu feiernde Abschied also gar ein Abschied für immer sein vom Theaterbetrieb auf der geschichtsträchtigen Bühne. Immerhin blickt das Landestheater auf eine fast 200-jährige Geschichte zurück. 1840 wurde das klassizistische Gebäude fertiggestellt, als Coburg noch Teil des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha war.

Londoner Globe Theatre als Vorbild

Die Ersatzspielstätte Globe soll übrigens erst im Oktober 2023 eröffnen. Der Rundbau erinnert nicht nur wegen des Namens an britische Spielhäuser wie das 1599 erbaute Londoner Globe Theatre, das mit Inszenierungen der Stücke William Shakespeares weltberühmt wurde. Die Stadt Coburg fühlt sich mit England traditionell sehr verbunden, denn das Herzogshaus Sachsen-Coburg und Gotha ist mit dem britischen Königshaus verwandt: Prinzgemahl Albert (1819-1861), der Ehemann von Königin Victoria, stammt aus diesem Haus und ist der Ur-Ur-Großvater der 2022 gestorbenen Queen Elisabeth II.

Mit Informationen von dpa.

Landestheater Coburg.
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Landestheater Coburg

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