Sternsinger sind am Dreikönigstag unterwegs
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Sternsinger sind am Dreikönigstag unterwegs (Symbolbild)

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Sternsinger: Warum wird immer noch über Blackfacing diskutiert?

Sollten sich Sternsinger schwarz schminken oder nicht? Seit einigen Jahren kocht diese Diskussion immer wieder hoch. So auch heuer. Dabei gibt es dazu bereits seit Jahren eine klare Position des Kindermissionswerks: "Kommt so, wie ihr seid".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

In diesen Tagen rund um das Fest Heilig Drei König ziehen die Sternsinger von Haus zu Haus. Die als Caspar, Melchior und Balthasar verkleideten Kinder und Jugendlichen spenden den Segen und sammeln Spenden für wohltätige Zwecke – im Namen des Kindermissionswerks.

  • Zum Artikel: Blackfacing bis Winnetou – Problemskizze kulturelle Aneignung

Debatte um Blackfacing kocht immer wieder hoch

Lange Zeit war es üblich, dass sich ein König im Gesicht schwarz schminkt, um einen dunkelhäutigen afrikanischen König darzustellen. Doch das ist inzwischen vielerorts Geschichte.

Unter dem Titel "Kommt so, wie ihr seid: Warum wir empfehlen, die Sternsinger nicht zu schminken" spricht sich das Kindermissionswerk der Sternsinger jedenfalls seit Jahren gegen Blackfacing aus. Die Debatte darum aber kocht immer wieder aufs Neue hoch.

CDU-Bundestagsabgeordneter kritisiert fehlendes Blackfacing

Gerade Konservative kritisieren das als "Cancel Culture". In Österreich sollen Sternsinger-Gruppen an manchen Türen sogar abgelehnt worden sein, weil kein Kind mit schwarz angemaltem Gesicht dabei war.

In Deutschland greift der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß das Thema nun erneut auf und kritisiert ebenfalls den fehlenden schwarz geschminkten König. "Jetzt droht den vielen Kindern, die als Sternsinger mit viel Freude und Stolz durch die Städte ziehen und Geld sammeln um damit Gutes zu tun, auch noch die identitäre Moralkeule", schreibt Bareiß auf X. "Man kann nur hoffen, dass die Kirchenbasis diese schöne Tradition auch in Zukunft pflegt und sich nicht beirren oder gar einschüchtern lässt."

In den Kommentaren unter dem X-Beitrag von Bareiß finden sich zahlreiche Unterstützer der "schönen Tradition" Blackfacing: "Es ist ein harmloses Brauchtum", heißt es da von einem User. Und ein anderer Kommentator schreibt: "Die Kirchen müssen sich ja nicht wundern, dass ihnen die Gläubigen davonlaufen, wenn sie sich so staatskonform dem woken Zeitgeist unterwerfen."

Kontroverse Debatte im Netz

In den Kommentaren gibt es aber auch viele, die den Verzicht auf Blackfacing gutheißen: "Wenn die Kirche bereits weiter ist als die CDU sollte das einem wirklich zu denken geben." Ein anderer Kommentator fragt: "Auf welchem Mond lebt die CDU, dass sie ein Thema herauskramt, was längst keines mehr ist."

Tatsächlich stellt sich die Frage, weshalb Bareiß das Thema aufwirft, obwohl sich das Kindermissionswerk nach einer breiten öffentlichen Debatte vor einigen Jahren klar positioniert hat und das Thema damit eigentlich erledigt schien. Manch ein Kommentator wähnt einen "Kulturkampf" und eine Anbiederung der CDU an den "rechten Rand".

Theologin: Blackfacing, kein harmloses Brauchtum

Die evangelische Theologin Sarah Vecera spricht davon, dass Blackfacing kein harmloses Brauchtum sei. Es sei für schwarze Menschen verletzend, "wenn Schwarzsein als Kostüm betrachtet wird und sich weiße Menschen das Gesicht schwarz anmalen", so Vecra.

Thomas Römer, Pressesprecher des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", zeigt sich im Interview mit dem BR verwundert, dass die Debatte erneut aufflammt. "Das ist schwierig zu verstehen", sagt Römer. "Vielleicht haben nach zwei Jahren Corona, in denen keine Sternsinger unterwegs waren, die Menschen auch vergessen, dass wir schon länger empfehlen, die Sternsinger nicht zu schminken", vermutet der Pressesprecher. "Das ist nicht neu."

Kommentatoren, die im Blackfacing eine "schöne Tradition" sehen, entgegnet Römer: "Viel wichtiger ist doch, dass Kinder und Jugendliche den christlichen Segen zu den Menschen bringen und Spenden für benachteiligte und Not leidende Gleichaltrige in aller Welt sammeln. Darin steckt der wahre Wert des Sternsingens. Die Aktion ist bunt, lebendig und fröhlich – eben eine echte Aktion von Kindern für Kinder."

Sternsinger nahmen 2023 bundesweit 45,5 Millionen Euro ein

Tatsächlich geht es bei der Tradition der Sternsinger eigentlich darum, den Segen in die Häuser zu bringen und Geld für karitative Projekte zu sammeln. Dabei hat das Aussetzen des Brauchs gerade während der Pandemie dafür gesorgt, dass sich Pfarreien mittlerweile schwertun, noch genügend Sternsinger zu finden.

Der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) trägt die Aktion Dreikönigssingen gemeinsam mit dem Kindermissionswerk "Die Sternsinger". Dieses Jahr steht sie unter dem Motto "Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit". Eröffnet wurde die Aktion am 29. Dezember in Kempten im Bistum Augsburg.

2023 waren beim Dreikönigssingen bundesweit 45,5 Millionen Euro zusammengekommen, deutlich mehr als im Jahr zuvor (38,6 Millionen Euro). Seit dem Start 1959 wurden beim Dreikönigssingen insgesamt rund 1,31 Milliarden Euro gesammelt, mit denen laut Angaben Projekte für benachteiligte und Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa gefördert wurden.

Im Video: Bundesweite Sternsingeraussendung in Kempten im Bistum Augsburg

Bundesweite Sternsingeraussendung in Kempten im Bistum Augsburg
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Bundesweite Sternsingeraussendung in Kempten im Bistum Augsburg

Dieser Artikel ist erstmals am 5.1.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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