Vatikan, Vatikanstadt (Archivbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Petra Kaminsky

Beim Weltbischofstreffen im Vatikan wollen die katholischen Bistumsoberhäupter aus aller Welt grundlegende Fragen diskutieren.

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Reformkurs? Vatikan stellt Fahrplan für Welt-Bischofstreffen vor

Die katholische Kirche will offener und attraktiver werden. Darüber sollen Bischöfe aus aller Welt im Herbst im Vatikan beraten. Jetzt hat der Vatikan veröffentlicht, um welche brisanten Fragen es beim Bischofstreffen geht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wie können Frauen mehr Einfluss bekommen in der katholischen Kirche? Sollen auch verheiratete Männer künftig Priester werden dürfen? Was muss getan werden, damit sich die LGBTQ+ Gemeinschaft, Schwule, Lesben, Transgender, in der katholischen Kirche zuhause fühlen?

Katholische Kirche will offener werden

Diese Themen sind Teil der mehr als 100 Leitfragen im heute präsentierten Vorbereitungspapier, dem sogenannten "Istrumentum laboris". Das Dokument enthält Leitfragen, an denen sich die Diskussion der Bischöfe aus aller Welt bei der Synode im Vatikan im Herbst orientieren soll. Ziel der Beratungen: Die katholische Kirche wolle sich offen und einladend präsentieren für alle.

Sorgen und Wünsche von Gläubigen aus aller Welt sind Thema

Nach Angaben des Vatikans sind in das Papier die Ergebnisse aus den Diskussionen der vergangenen zwei Jahre aus allen Kontinenten eingeflossen. Die Weltsynode ist eines der wichtigsten Projekte des Papstes. Franziskus erhofft sich dadurch eine neue Lebendigkeit und Attraktivität der katholischen Kirche.

An dem Diskussionsprozess sollten sich die Gläubigen aller Ortskirchen weltweit beteiligten. Im Oktober kommen die Teilnehmer der Weltsynode zur ersten Sitzung in Rom zusammen. Ein Jahr später soll die abschließende Diskussion ebenfalls in Rom stattfinden. Erstmals werden dann Mitglieder des Klerus und Laien das gleiche Stimmrecht haben.

Mehr Eigenverantwortlichkeit für Ortskirchen

In dem, in der deutschen Übersetzung 71 Seiten umfassenden Dokument wird deutlich: Die Basis der katholischen Kirche soll gestärkt, die "Ortskirche als theologischer Ort" künftig ein "privilegierter Bezugspunkt" sein. Die Weiheämter der Diakone, Priester und Bischöfe dagegen würden gemäß eines synodalen Selbstverständnisses in erster Linie "Dienstämter" sein. Aus den Kontinentalversammlungen sei "klar gefordert" worden, "eine Sichtweise hinter sich zu lassen, wonach jede aktive Funktion in der Kirche allein den geweihten Amtsträgern vorbehalten ist".

Katholiken in vielen Erdteilen fordern Diakonat der Frau

Breiten Raum in dem Fahrplan für die Weltbischofssynode nimmt die Frage ein, welche Rolle Frauen in der katholischen Kirche künftig spielen sollen. In dem Dokument findet sich unter anderem das Bekenntnis "jegliche Form von Diskriminierung und Ausgrenzung" von Frauen zu bekämpfen. Aus den Kontinentalversammlungen des Nahen Ostens, Lateinamerikas, Ozeaniens und Europas sowie aus zahlreichen Bischofskonferenzen sei zudem gefordert worden, "die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat neu zu überdenken". Bislang hat Franziskus Vorschlägen, auch Frauen zu Weiheämtern zuzulassen, stets eine Absage erteilt.

Priesteramt für verheiratete Männer öffnen

Neu gestaltet werden soll laut dem Vorbereitungspapier die Priesterausbildung. Diese solle "stärker synodal", also auf das gegenseitige Zuhören und miteinander Reden, ausgerichtet sein. Von "einigen Kontinenten" sei in der Diskussion zudem vorgeschlagen worden, "eine Reflexion dazu zu eröffnen, ob die Regeln für den Zugang zum Priesteramt für verheiratete Männer zumindest in einigen Bereichen überarbeitet werden können". Dieser Punkt ist Teil der für die Weltsynode formulierten Leitfragen.

Missbrauchsaufarbeitung Thema auch für Weltkirche

Auch das Thema Missbrauch ist für die Weltsynode ein Thema. Das Vertrauen in die Kirche und ihre geweihten Amtsträger sei durch Missbrauchsfälle "untergraben" worden. Es handele sich hier immer noch um eine "offene Wunde, die den Opfern und Überlebenden, ihren Familien und Gemeinschaften weiterhin Schmerz bereitet". In der Weltsynode soll darüber diskutiert werden, welche konkreten Schritte gemacht werden können, um Opfern und Überlebenden "Gerechtigkeit zu erweisen".

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