Junge Frau in Rosa prüft ihr Aussehen im Handspiegel
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Szene aus dem Film "Priscilla" von Sofia Coppola

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"Priscilla": Der neue Film von Sofia Coppola

Von 1967 bis 1973 war die heute 78-jährige Schauspielerin Priscilla Presley mit Elvis verheiratet. Die Regisseurin Sofia Coppola hat aus der Liebesgeschichte der beiden nun einen Film gemacht: Vom Moment des Kennenlernens bis zur Trennung.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Vielleicht sollte man sich vor dem Kinobesuch einige Szenen mit der Schauspielerin Priscilla Presley bei Youtube anschauen, bevor man im aktuellen Film "Priscilla" dann Cailee Spaeny als eine zurecht für den Oscar nominierte Schauspielerin erlebt. So hat man einen Vergleich, wie Cailee Spaeny nun die Ex-Frau von Elvis darstellt. Nämlich fulminant.

Zum einen schafft sie es, das beschwingte, aber nie auftrumpfende Auftreten von Priscilla Presley nachzuempfinden, ohne sie dabei zu kopieren. Und zum anderen gibt sie diesem Charakter eine ganz eigene Note, aus dem inneren Widerstreit zwischen Melancholie und Selbstbestimmung, zwischen Resignation und Emanzipation. Spaeny spielt diese Priscilla mit allen existenziellen Ambivalenzen – markiert nie einen eindeutigen Charakter, sondern lässt ihn geheimnisvoll schillern als Projektionsfläche für einen langsam platzenden Mädchentraum: Warum nur suchte sie das verfluchte Leben mit einem Popstar? Spaeny sticht aus dem Ensemble heraus, das ansonsten schnell verblasst, auch wenn Jacob Elordi als Elvis durchaus überzeugen kann.

Eine fulminante Cailee Spaeny als Priscilla Presley

Der Film beginnt 1959 in Deutschland: Elvis ist als US-Soldat in Wiesbaden stationiert, wo er nicht nur deutsche Volksweisen singt, sondern auf einer Party eben auch Priscilla kennenlernt. Sie 14, er 24 Jahre alt. Er macht ihr den Hof, sie ist hingerissen von dem hochgewachsenen, charismatischen Rockstar. Ein sanftes Ringen um die Möglichkeit einer Beziehung beginnt, von beiden Seiten, wozu wegen des Alters von Priscilla auch die Einwilligung von ihrem Vater gehört, ebenfalls in Wiesbaden beim US-Militär tätig.

Bis zu Priscillas Umzug nach Graceland, dem Anwesen von Elvis im Süden von Memphis, und bis zur Hochzeit 1967 vergeht noch einige Zeit, aber Regisseurin Sofia Coppola weiß diese mit der präzisen Beobachtung der Ungleichheit einer sich anbahnenden Liaison zu nutzen.

"Priscilla" - ein in sanfte Pastelltöne verpacktes Drama, das mit seiner ruhigen Erzählweise und vielen feinen Nuancen überzeugt. Es gibt kein Gut und Böse, kein Schwarz und Weiß – die Regisseurin seziert zugleich Struktur sowie Details einer gewaltlosen, aber unheilvoll zerstörerischen Beziehung, aus der sich Priscilla dann fast wie in Zeitlupe über einen berührend langen Prozess löst. Das ist nicht als feministische Heldinnengeschichte inszeniert, sondern sehr viel universeller als grundsätzliche Studie eines Scheiterns und der Selbstfindung im Leben.

Drama in Pastell

Die Farben in "Priscilla" sind gedämpft, das Licht ist matt, die Gesichter befinden sich oft im Halbschatten. Die Bilder wirken zu dunkel für einen üblichen Hollywoodfilm, aber das ist Absicht. So ergibt sich ein passender Resonanzraum für die Gefühlswelten einer verlorenen Frau, die allein bleibt, während Elvis dauernd unterwegs ist, Filme dreht, auf Konzerttourneen geht – in der Abwesenheit eher ein Geist als eine reale Figur, um die sich trotzdem alles dreht, die sich vor allem um sich selbst dreht, während Priscilla in der feudalen Villa ein eigenartig fremdbestimmtes Leben führt.

Sofia Coppola hat die Jahre Priscillas an der Seite von Elvis wie einen fahlen Traum von Einsamkeit inszeniert, der am Ende ins Licht transzendiert, in eine neue Existenz. Cailee Spaeny hätte für diese Transformation den Oscar verdient. In Erinnerung bleiben wird sie für diese Darstellung einer stillen Kämpferin so oder so.

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